KONZERT: The Rasmus - Köln, Live Music Hall 25.11.25

BY Bianca Riessinger




Noch nicht einmal zwei Wochen ist es her, als Angehörige der finnischen Rockszene das letzte Mal ihr Unwesen in der Live Music Hall trieben: die selbsternannten Helsinki Vampires von The 69 Eyes waren zusammen mit den Dänen von D-A-D unterwegs, um ihren Goth'n'Roll unters düsterrockige Volk zu bringen. Jetzt übernahmen ihre Landsleute von THE RASMUS diese Aufgabe, unterstützt von BLOCK OF FLATS und THE FUNERAL PORTRAIT, und alle drei durften sich dabei über ein ziemlich volles Haus freuen.

 

Los ging es pünktlich um 20 Uhr mit BLOCK OF FLATS, ebenfalls Finnen aus dem Großraum Helsinki. Das Quartett legte mit „Set The World On Fire" einen guten Start hin und brachte das Publikum, das sie ausgesprochen enthusiastisch aufnahm, schnell auf Betriebstemperatur. Songs wie „Lifeline", „Dead Inside" und „Darkest Days" gingen schnell ins Ohr und drückten gleichzeitig rockig auf die Tube, was insgesamt gut ankam. Mit „I Stand Below It All" war auch ein bis dato unveröffentlicheter Track am Start, der jedoch am kommenden Tag auch offiziell das Licht der Öffentlichkeit erblicken sollte: „So, you are the last who will hear it unreleased!".

Nach einer halben Stunde räumten die Skandinavier unter lautstarkem Applaus das Feld, um die Bühne frei zu machen für THE FUNERAL PORTRAIT. Auch diese gaben direkt Vollgas und Sänger Lee Jennings fegte dermaßen wie ein Derwisch über die Bühne, dass man sich im Laufe des Gigs zu fragen begann, was für eine Kondition der Mann haben muss, um eine solche Performance durchhalten zu können. Ob „Generation Psycho", „You're So Ugly When You Cry", „Holy Water" oder „Suffocate City" - die Amerikaner hielten das Gaspedal praktisch die ganze Zeit durchgetreten und gaben dem Publikum nur einmal eine kleine Atempause mit ruhigeren Klängen, als Lee Jennings ankündigte, die Inspiration für das nächste Lied „Hearse For Two“ sei ein romantischer Brief seines Großvaters an seine Großmutter gewesen.

 

Gegen 21:45 Uhr war es dann schließlich Zeit für die Headliner des Abends: THE RASMUS enterten die Bühne und legten mit „Rest In Pieces" flott los, gefolgt von „Guilty" und „No Fear". Mit „Time To Burn" folgte ein ziemliches Brett vom Erfolgsalbum „Dead Letters", das schon damals live schön heavy rüberkam und seitdem nichts von seinem Flair eingebüßt hat. Mit „Bullet" und „F-F-F-Falling" gab es auch zwei Ausflüge in die Frühzeit der Band, während derer sie in Finnland bereits erfolgreich, in unseren Breiten jedoch noch weitestgehend unbekannt war. Generell zeigten sich die Finnen äußerst dankbar für ihre treue Anhängerschaft: „The Rasmus and this place go back a long time. Is there anyone out there wo was here for our 2003 or 2004 show? Yes? Wow, so many originals! And some even brought their kids along to listen to the music together. That´s great!”. Insgesamt war das Publikum ebenso zahlreich wie bunt gemischt, quasi alle Altersklassen waren vertreten. Dass der eine oder andere besonders begeisterte Pappenheimer der Band mittlerweile persönlich bekannt war, wurde spätestens mit Sänger Lauri Ylönens späterer Dankesbekundung an die erste Reihe klar: „I want to thank all the hardcore fans in the front row – some of them have been to more than 14 concerts!“ Kurze Pause. Dann grinsend: „That´s more than me!“ Selbstverständlich durfte neben den alten Hits auch neues Material nicht fehlen und Songs wie „Break These Chains“, „Creatures Of Chaos“ und „Banksy“ rockten nicht weniger als ihre altbewährten Kollegen. Für „Weirdo“ wurde Rampensau Lee Jennings von The Funeral Portrait noch einmal als Gastsänger auf die Bühne gebeten, schließlich hatte er schon an der Studioaufnahme mitgearbeitet und was läge da näher, als das Ganze dann auch live zu performen, wenn man sowieso schon gemeinsam auf Tour ist. Aber auch balladeske Töne wurden angeschlagen:  das wunderbare „Not Like The Other Girls“, ebenfalls vom „Dead Letters“-Album, das Lauri mit dem Hinweis, dass sie früher oft Lieder ihren Freunden gewidmet hatten, nun einer Freundin namens Niina widmete, die vor einiger Zeit ihren Vater verloren habe, und das ebenfalls sehr gelungene Duett „October & April“, in der Studio-Version ursprünglich aufgenommen mit Anette Olzon (damals noch bei NIGHTWISH), bei dem Gitarristin Emilia Suhonen zeigen konnte, dass sie auch als Sängerin durchaus Talent hat. Letztere schien überhaupt wahnsinnig Spaß zu haben, denn während zwar auch ihre Bandkollegen mit erkennbarer Spielfreude dabei waren, strahlte sie teilweise wie ein Honigkuchenpferd übers ganze Gesicht. Nach „In The Shadows“, mit dem die Band im deutschsprachigen Raum ihren Durchbruch gehabt hatte, und „Weirdo“ endete das reguläre Set, bevor Lauri zur Zugabe zunächst allein mit der Akustikgitarre in der Hand auf die Bühne erschien, um sehr stimmungsvoll „Sail Away“ in einer Solo-Akustik-Version zu performen.  Als danach auch der Rest der Truppe auf die Bühne zurückkehrte, wurden als Rausschmeißer noch einmal flottere Töne angestimmt und das Publikum schließlich mit „Love Is A Bitch“ nach etwa anderthalb Stunden Spielzeit zufrieden in die kalte Kölner Novembernacht entlassen. Bis zum nächsten Mal – nähdään pian!