Review:

Der Dämmerung Entgegen

(Vogelfrei)

Die Band VOGELFREI aus dem sächsischen Torgau besteht vor allem aus Gitarrist/Sänger Ricky Alex, der mit wechselnder Begleit-Besetzung seit 1992 musikalisch aktiv ist. Sieben Jahre nach dem letzten Album ist jetzt „Der Dämmerung Entgegen“ erschienen, das Alex zusammen mit einem guten Kumpel an den Drums eingespielt hat. Darauf geht es ziemlich dreckig zu, gleichzeitig aber auch – der Titel deutet es an – sehr melodisch und fast schon romantisch. Kitschig ist das trotzdem nicht, dazu klingen die Gitarren zu punkig, die Drums zu roh und der Gesang zu rau. In seinen besten Momenten klingt das Duo mit seinen wehmütigen Melodien gar ein wenig nach SOCIAL DISTORTION. Zeilen wie „Ich bin nur ein Niemand / zwischen Wiege und Grab“ kommen schon ziemlich melodramatisch und etwas selbstmitleidig daher. Aber seien wir ehrlich: Würde Mike Ness so etwas auf Englisch singen, würden wir alle eine Träne verdrücken. Allerdings ist Ricky Alex nicht Mike Ness, und wenn er in „Wir Flogen aus“ singt „Ich lernte schon Gitarre spielen / Noch bevor das erste Mädchen kam“ und später „Im Plattenbau wuchsen wir auf / Früh gingen wir von zu Hause fort“, klingt das eher nach einem armen Campino. Das Lagerfeuer-Mundharmonika-Zwischenspiel gibt einem dann noch den Rest. Auf Dauer wird es dann auch einfach zu viel der Underdog-Poesie. Die Melodien und Tempi scheinen immer gleich und austauschbar zu sein, und man wünscht sich, dass die beiden Jungs mal den Arsch hochkriegen und richtig losbrettern würden. Man hat nämlich das Gefühl, sie könnten, wenn sie wollten. Wollen sie aber nicht, und so hat man irgendwann genug von der Seelenpein. Fürs nächste Album bitte mehr Punkrock.

Der Dämmerung Entgegen


Cover - Der Dämmerung Entgegen Band:

Vogelfrei


Genre: Rock
Tracks: 12
Länge: 42:44 (CD)
Label: Street Justice
Vertrieb: Cargo