Review:

Cronicles Of The Immortals – Netherworld

(VANDEN PLAS)

TIPP

Gibt es eigentlich auch schlicht einfach „nur‘ gute Alben von VANDEN PLAS? Ein ganz klares „nein“ lautet die simple Antwort, denn alle Werke, die uns diese Progmetalformation seit 1996 präsentiert hat, waren ausnahmslos Highlights des Genres. Und so verhält es sich auch mit diesem Output Namens „Chronicles of the Immortal – Netherworld (Part One)“  bei dem die Musik auf ein Musicalprojekt Namens "Blutnacht" basiert. Diese Scheibe wird in den Jahrespolls der besten Werke von 2014 ganz oben mit dabei sein ohne jeden Zweifel. Wer auf bombastisch angehauchten Powermetal mit Progfeeling abfährt kommt an den Pfälzern nicht vorbei. Die Umsetzung mit den typisch mächtigen Soundwänden und den einfühlsam-melancholischen Vocals von Fronter Andy Kurz sind einmal mehr perfekt und absolut beeindruckend umgesetzt - alle Fans solcher opulent-fetter Rock/Metal Opern werden mit der Zunge schnalzen.

VANDEN PLAS hatten sich schon mehrfach mit Musicalproduktionen (u.a. „Jesus Christ –Superstar) für das Pfalzgraftheater in Kaiserslautern beschäftigt und eingebracht. Nur so konnte die Band überhaupt die letzten Jahre finanziell überleben. Jetzt kam es zur Zusammenarbeit mit Fantasylegende Wolfgang Hohlbein mit dem man gemeinsam den Romanzyklus "Die Chroniken der Unsterblichen" zur "Blutnacht" umschrieb u.a. mit den musikern als zusätzliche „Saalkapelle“ sowie Kuntz in der Hauptrolle. Aus dieser Rockoper heraus entwickelte die Band mit neuen Arrangements das vorliegende Album mit 10 Tracks. Die Musik gibt quasi den ersten Akt der der „Blutnacht“ wieder, ein zweiter Teil soll dann im Frühjahr 2015 folgen.

Ich gebe ehrlich zu, diese Platte hat mich nicht gleich komplett gefangen, die manchmal etwas „gezogene“ Art bei einzelnen Parts sowie beim Gesang brauchte etwas, um wirklich zu zünden. Aber dies ging mir bei so manchem Vorgängeralbum auch schon so – dafür ist die Nachhaltigkeit hinterher um so größer. Musikalisch bedienen Vanden Plas das volle Progmetalkino mit all seinen Facetten, egal ob fette Gitarrenbreitseiten, wahlweise auch elegisch sowie filigrane Soli (The black Knigth“ ), mächtig orchestrale Keyboardwände, perlige Pianoteile als Auflockerung, pumpendes Bassspiel sowie nach vorn treibende Drums sorgen für viel Drive und stets knackige Metalvibes. Weiterhin schaffen die ebenfalls sehr klug variierenden, ruhigeren sowie melodramatischen Parts auch immer wieder viel Abwechslung. Die Tracks warten stets mit mächtigen Melodiebögen auf, bauen episch orchestrale Spannung auf und entladen sich dann folgerichtig in gewaltigen, fulminanten Klanggebirgen. Dabei hat die Band nicht nur ausschweifende Achtminüter im Programm sondern kann es durchaus auch überzeugend kurz und straight wie u.a. bei „Godmaker“. Der theatralisch-kraftvolle Gesang von Kuntz sorgt erneut für eine sehr kineastische Umsetzung des Materials er erzählt, singt und leidet sich durch die Songs – so man kann sich die Handlung auf der Bühne ohne Bild gut vorstellen. In einigen Passagen bekommt er dabei Unterstützung von der weiblichen Gastsängerin Julia Steingass und dem klasse Chor des Pfalztheaters. Alleine schon das wunderbar düstere „A Ghosts Requiem", bei dem alle Gesangsparts wunderbar zusammen harmonieren, strahlt eine ungeheure Intensität aus und wäre schon alleine den Albumkauf wert. "New Vampyre" ist auch so ein Beispiel, was diese Band so alles drauf hat und auch hierzulande (auf diesem Niveau) relativ einzigartig macht: harte Riffs, wechseln mit lyrischen Teilen, melodiöse Gitarrensoli und verschmelzen mit dem Gesang zu einem packenden Ganzen. Besonders Keyboarder Günter Werno zeigt erneut sein ganzes Können, sehr abwechslungsreiche Sounds wechseln mit filigranen Parts, hier ist ein Künstler und nicht nur ein Füller und Flächenverwalter am Werk. Auch das mitreißende „Inside“ zum Abschluss ist ein echte Kracher geworden – mächtig, virtuos und melodiös zugleich. Der Song strahlt so eine DREAM THEATER-Feeling aus, nur ist die Band nicht ganz so selbstverliebt in ihre Instrumente wie mitunter die Amikonkurrenz, und kommt daher etwas mehr erdiger daher.

VANDEN PLAS gelingt mit „Chronicles Of The Immortal – Netherworld (Part One)“ erneut ein tolles Stück Musik, so muß episch, bombastischer Progmetal einfach klingen und man möchte dieser sympathischen Band endlich mal den gebührenden (kommerziellen) Erfolg wünschen, denn sie längst verdient hätte. Man möchte es förmlich herausschreien hey ihr ansonsten nur DREAM THEATER, FATES WARNING, AYREON, OPETH, TOOL oder sonstiger Proghörer - hier gibt es eine Band, die sich vor großen Namen nicht verstecken braucht, gebt VANDEN PLAS mal eine Chance in eurem CD-Player, ihr werdet es nicht bereuen!

 

Cronicles Of The Immortals – Netherworld


Cover - Cronicles Of The Immortals – Netherworld Band:

VANDEN PLAS


Genre: Progressive
Tracks: 10
Länge: 56:17 (CD)
Label: Frontiers Records
Vertrieb: Soul Food Music