Review:

Enchanted Entrance

(Tribe After Tribe)

Den Bandnamen "Tribe After Tribe" haben viele schon mal irgendwie gehört - und das war’s dann auch - trotz meist herausragender Kritiken in den letzten 10 Jahren hat die Band keinen besonders hohen Bekanntheitsgrad. Tribe After Tribe ist in erster Linie Bandgründer und Sänger Robbi Robb (der auch noch den Gitarrensound und andere Saiteninstrumente beisteuert), jeweils unterstützt durch diverse Musiker aus Robbi’s Umfeld. Die Geschichte von Tribe After Tribe (respektive Robbi Robb) gleicht einer Achterbahnfahrt und ist an sich zu lange um hier vollständig erzählt zu werden, nichtsdestotrotz eine Kurzübersicht: In seiner Heimat Südafrika hatte sich Robbi schon recht früh mit seiner Musik gegen das damals herrschende Apartheid-Regime und Ausbeutung gestellt - und dementsprechend eine harte Zeit durchgemacht. Nachdem er wegen unterschiedlichsten Repressalien, Zensur und polizeilichen Schikanen nach Los Angeles geflohen war, gründet er dort Tribe After Tribe - bleibt aber auch in den Staaten seinem politischen Anspruch treu. Anfang der 90er erscheinen zwei vom Fachpublikum hoch gelobte Scheiben auf den Markt, das selbstbetitelte Debüt "Tribe After Tribe" und "Love Under Will". Die weiteren Voraussetzungen sind ebenfalls bestens - ein guter Partner (Metallica Entdecker Jonny Zazula’s Megaforce Label - u.a. King’s X, Mindfunk, etc.), eine Tour im Vorprogramm von Pearl Jam, Video-Ausstrahlung auf MTV, überschäumende Kritiken für ihre Live-Qualitäten. Leider gelingt der Durchbruch nicht. Beschleunigt durch den Zusammenbruch ihrer Plattenfirma Megaforce steht Robbi Mitte der 90er mal wieder vor einem Neuanfang. 1997 kann er endlich wieder was auf die Beine Stellen - "Pearls Before Swine", mit hochkarätiger Unterstützung, u.a. Joey Vera (Armored Saint), Jeff Ament (Pearl Jam), Doug Pinnick (King’s X) gelingt wiederum eine hochgelobte Scheibe. Aber der große Wurf bleibt weiterhin aus, das Album verschwindet in der Versenkung. Nach einem zwischenzeitlichen Ausflug mit der Combo Three Fish (Sony/Epic) legt Robbi jetzt mit "Enchanted Entrance" das neuste "Tribe After Tribe" Album vor. Der Sound ist eine anspruchsvolle und ungewöhnliche Mixtur aus spaciger Rockmusik mit orientalischen und psychedelischen Einflüssen (vor allem bei den ruhigeren Stücken, z.B. "Merry Round Ago" - echt stark). Dazu Anleihen von Alternative-Größen wie z.B. Pearl Jam und einen Schuss der guten, alten U2. Bei allen Songs erkennt man eine lebhafte, musikalische Experimentierfreude, was die Stücke zusätzlich interessant macht - allerdings erschwert es auch den sofortigen Zugang zu den Songs auf "Enchanted Entrance". Trotz alledem bleibt das Album in einem verständlichen Rahmen - der früher oft noch im Vordergrund stehende afrikanische Einfluß scheint nur noch hin und wieder durch. Robbie wird bei den Tracks von guten Instrumentalisten begleitet, wie z.B. dem bereits am letzten Output beteiligten Basser Joey Vera (Armored Saint/Fates Warning/Engine), das Schlagzeug wird meist von Percussions unterstützt (was die Stücke noch abwechslungsreicher gestaltet) und die charismatische Sangesstimme ist sowieso ein Markenzeichen des ganzen Albums. Eine Schublade für den Stil diese Musik zu finden ist schwer und würde Tribe After Tribe mit Sicherheit auch nicht gerecht. Am ehesten ist das Ganze noch im Bereich von Ethno/Alternative anzusiedeln. Man muss Zeit mitbringen, ein offenes Ohr haben und sich mit diesem Album auseinandersetzen. Otto-Normalhörer sollte auf jeden Fall erst mal intensiv reinhören bevor er das Ding einpackt. Underground-Freunde mit Hang zum ungewöhnlichen sollten das Reinhören bei Tribe After Tribe nicht vergessen.

Enchanted Entrance


Cover - Enchanted Entrance Band:

Tribe After Tribe


Genre: Rock
Tracks: 10
Länge: 46:7 (CD)
Label: Thousands Thunders Music
Vertrieb: Zomba