Review:

Dreamscape

(TRAGEDIAN)

Die Zeiten einfallsloser italienischer Metalcombos, die vor Jahren in Heerscharen so ziemlich jeden bekannten Stil des Metalgenres bis auf Kleinste kopierten, schienen doch eigentlich vorüber zu sein. Aber da flattert die Debütscheibe „Dreamscape“ von TRAGEDIAN in den heimischen CD-Player. Und sofort sind alle alten Vorbehalte wieder zu neuem Leben erwacht. Aber nein, halt meine Aversion stimmt nicht so ganz, denn Bandleader Gabriela Palermo ist zwar ein kleiner gitarrentechnischer Catanagio, es sind aber auch noch zwei deutsche Mitmusiker aus Hamburg an Bord, der Keyboarder Ingo Salzmann sowie Timo Behrens als Mann am Mikro.

Bereits der absolut nichtssagende sphärische Keyboard-Opener lässt mit seinen langweiligen Klangkaskaden sofort nicht viel Gutes erahnen. Die nachfolgenden zehn Tracks glänzen ebenfalls nicht gerade mit sprühenden (neuen) Ideen sondern bieten leider fast ausnahmslos musikalische Magerkost - insbesondere was ein recht dünnes Songwriting und mäßige sowie ausgelatschten Hooks betrifft. Irgendetwas länger Hängenbleibendes über die gesamte Albumspielzeit von 46 Minuten ist auch nach zig zähen Durchläufen einfach nicht festzustellen. Insbesondere die omnipräsenten Keyboardpassagen, zwar meist im Hintergrund gehalten aber dann doch zu stark hervorstechend, sorgen für eine äußerst wässrigen Gesamteindruck und zerstören jeden guten Ansatz von Heavyness. Egal ob flächig oder georgelt, die Keys sind hier einfach zu nervig und schaden dem ohnehin bereits recht banalen Gesamteindruck. Dann wäre aus solchen nicht ganz talentfreien Tracks wie z.B. „Turn Back Time“ (mit teilweise schönen MAIDEN-artigen Riffs) oder auch der an sich nicht so verkehrten Ballade „Broken Dream“ (wären nicht diese klebrigen Tastendauerfüller im rückwärtigen Bereich hätte sogar ein recht atmosphärische Song entstehen können) durchaus noch viel mehr herauszuholen gewesen. Mit diesem ständigen symphonischen Aufmotzen der Songs kommen einem beinahe schon zwangsläufig Assoziationen zu den Landsmännern von RHAPSODY OF FIRE, aber dies ist weder ein Kompliment noch zielführend für interessante Metalmucke. Auch dem einigermaßen soliden Sänger, der nicht völlig talentfrei eher der traditionellen Shouterrichtung zuzuordnen ist, will ich nicht die Hauptlast dieses kompositorisch doch ziemlich dünnen Werks in die Schuhe schieben. Es hapert einfach an zu vielen grundsätzlichen Sachen gleichzeitig. Tragischer Höhepunkt dieses „Billighöreindrucks“ von „Dreamscape“ sind die geradezu dilletantischen Schlachtgeräusche beim Anfang des recht pathetischen „Napoleon“, die Gewehrschüsse klingen eher nach "Star Wars für Arme" als denn nach einigermaßen authentischen Sounds.

Mit "Conquerors" (in zwei Versionen) folgt dann noch ein einigermaßen versöhnlicher Schluss, der Track war auch auf dem "POWER & GLORY"-Sampler von AFM vertreten, die aufgemotzte symphonische Streicher-Variante ist dabei doch ganz gelungen.

„Slightly Progressive“ wie im Beipackzettel vermerkt ist die ganze Schose natürlich in keinster Weise, zwar kann schon klassisch geprägter Metal bescheinigt werden aber er ist inhaltlich zu unausgegoren, langweilig und (fast) ohne jeden eigenen Charakter. Da machen die ganz passable Produktion von Uwe Lulis (REBELLION) sowie ein ansehnliche Albumcover nicht mehr viel wett. Und auch Gastmusiker wie Alessandro Lotta (ex-RHAPSODY OFD FIRE) Markus Teske (RED CIRCUIT) und Malte Rathke (J.R. BLACKMORE GROUP) tragen ebenfalls nicht zu wesentlich einprägenderen musikalischen Höhenflügen bei. Somit bieten uns TRAGEDIAN meist nur Power Speed Metal der 80er Jahre im Stile alter HELLOWEEN oder heutzutage die etwas moderne Variante FREEDOM CALL mit viel Tastengenöle. Muss man eher nicht haben.

Dreamscape


Cover - Dreamscape Band:

TRAGEDIAN


Genre: Power Metal
Tracks: 11
Länge: 45:53 (CD)
Label: Artist Service
Vertrieb: Musibuymail