Review:

Der Letzte Mond Vor dem Beil

(Totenmond)

„Schlucken, ein Dornenstern. Die Keller geh‘n auf, Du -mir- doch nur fern, Foltern - im Leerlauf.“ Aha. Doch bevor wir beim ,Tod des Königs‘ sind, fängt es an zu regnen: , Die Entheiligung des  blasphemischen Josef und der ewige Regen‘ eröffnet fast acht Minuten lang das achte Album TOTENMONDs, "Der Letzte Mond Vor dem Beil".  „Zu lang“ werden viele sagen. „Dann eben nicht hören“, entgegnen andere. Der Opener erhöht die unendliche Spannung auf die folgenden neun Songs. Und während es so regnet, die Vögel zwitschern und eine Maus quiekt, da beginnen düstere Bass- und Gitarrenklänge vom nahenden Unheil zu künden. Unglaublich, denn im Regen war der Teufel!

Die Backnanger enttäuschen am Anfang: Denn dieses massive Intro lässt sogar lebenslange Kritiker verstummen. Das war’s dann aber auch: Als Pazzer losschreit, sich Krieg kauft, da ist wieder alles in Ordnung: pumpender Crust-Core-Punk-Thrash-Death mit dem typisch-primitiven TOTENMOND-Sound inklusive simpel-wirksamer Senz-Drums und bollerndem Senf-Bass. Keine Ahnung, wie Krulle und die Monde das hinbekommen, aber dieser knarzig-simple und dennoch brutal-wirksame Sound, den können nur TOTENMOND. Bei ,Hölle mit Hof‘ („Gott ist eine Hure, die jeder ficken darf“!) ziehen unbedarfte Typen die Birne ein – und bei ,Blut auf Krank‘ ist es endgültig vorbei - unhörbar ist’s für Ignoranten. Wenn du denkst, es groovt massentauglich, kommt Pazzer mit seinen gebrüllten Satzteilen um die Ecke. Könnte um Bakunin gehen: „Meine Hoffnung totgestellt, alles beten, grau in grau , Heilung geistert und zerfällt - Kein Verstehen!“ Und wenn die ,Kehrwoche‘ mit ekligem Lechzen in doomige Bereiche wabert, um dann rock’n’rollig weiter zu crust-grooven, dann ist’s eh vorbei: TOTENMOND werden nie eine Band für jeden sein. Das ist verdammt gut so – und vervielfacht die Zuneigung der Fans bis ins Unendliche. Womit wir beim anfangs zitierten ,Tötet den König‘– wie dieser Song treibt, das macht einen sooooo sehr an … Tötet, tötet, tötet, tötet…. Wer noch nicht verhaftet ist, bekommt dann ,Zu den Waffen‘, einen flotten Punk-Song mit Druck und gar wundervollem Text („Recht macht Dreck, alle verhindert, tu keine Sorgen, warte auf Winter, Kraft der Farben alter Sommer, hin war gut, her nur Kummer, Bieg den Hunger, trag die Dächer, tot dem Kopf, ein Verbrecher.“ Das hämmernde ,Fort von Gott‘ und der schwere ,Giftköder‘, beide nicht weniger uninteressant, leiten über zum Deep-Purple-Cover ,Into The Fire‘ (von „In Rock“) – verstümmelt und geil. Wer’s das überstanden hat, bekommt ,Die Salbung‘ – wenn das mal keine rückwärts-Lyrics sind, ttoGhO?

Einmalig, diese Band! "Der letzte Mond vor dem Beil" war das Warten wert, die Süddeutschen können - was auch immer - immer noch. Und jetzt los: Gehet und kaufet euch TOTENMOND, das ist wie Krieg. Aber irgendwie auch wie ein Gottesdienst. Oder ist das nicht eh das Gleiche?

 

 

 

Der Letzte Mond Vor dem Beil


Cover - Der Letzte Mond Vor dem Beil Band:

Totenmond


Genre: Punk
Tracks: 10
Länge: 40:7 (CD)
Label: Massacre Records
Vertrieb: Soulfood Music