Review:

Dawn

(Thy Majestie)

Die Italiener von THY MAJESTIE waren, zumindest für mich, bisher ein eher unbeschriebenes Blatt. Nach etwas Recherche sowie einigen recht widersprüchlichen Reviewstudien zu den bisherigen vier Alben der Italiener "scheint" dies aber kein so großes Versäumnis gewesen sein. Die Band gibt es schon seit 1998, nach diversen Umbesetzungen haben sich die Herren laut eigenem Bekunden dem Symphonic Epic Power Metal verschrieben, in vielen älteren Berichten über die Band, werden stilistisch sehr starke Ähnlichkeiten zur Mutter aller Bombastmetalkapellen jenseits der Alpen, nämlich RHAPSODY OF FIRE festgestellt, aber wir wollen den Teufel nicht gleich auf die Tasten malen. Daher genug der wilden Spekulationen, hin zum aktuellen „Dawn“ von THY MAJESTIE sowie den ersten Hörendrücken dieses wohl erneut als Konzeptwerk ausgearbeiteten Werkes. Die beiden Vorgängerscheiben „Hastings 1066“ und „Jeanne D´Arc“ waren ebenfalls schon Konzeptalben, die Hintergründe zu „Dawn“ werden leider nicht näher erläutert, Texte gab es auch nicht, aber die Songs sind in drei Kapitel mit wiederum einigen Unterteilen aufgebaut. Die Befürchtungen sowie Vergleiche aus den Fremdquellen bestätigen sich dann zum Glück eher nicht. Bereits der mehr als solide Opener zeigt - dieses Sextett setzt nicht auf die meist etwas überladene Fantasy-Kitsch-Schose der vermeintlichen Vorbilder sondern kann doch viel mehr als aufgemotzten Hollywood Metal spielen. Es geht hier durchaus etwas anspruchsvoller zu, es wird eher eine, sagen wir mal leicht progmetallischere Ausrichtung mit starkem Hang zu neoklassischen Ausschmückungen geboten. Die ansonsten üppig erwarteten Chor- und Orchesterpassagen sind nicht so omnipräsent sondern werden eher sparsam, nicht zu aufdringlich eingesetzt. Zwar hat sich die Band in knapp 51 Minuten mit vielen „Chapters“ sowie Instrumentalteilen ausgetobt, aber diese kurzen Zwischenspiele passen einfach, klingen frisch und nicht nach konstruiertem Mittel zum Zweck. Bei den schnelleren Sachen lassen sich sehr positiv durchaus so manche Parallelen zu HELLOWEEN oder auch HAMMERFALL wie u.a. „As You Fall“ oder dem bärenstarken „Two Minutes Of Hate“ ziehen. Da geht es mit viel Tempo und Speedpowermtal richtig knackig zur Sache mit sehr griffigen Refrains, und einfacheren Songstrukturen, die Band lässt es dann einfach auch mal laufen. Die Keyboards sind zwar schon etwas im Focus aber trotz allem nicht zu nervig, auch die Streicherparts sind sehr songdienlich in Szene gesetzt. Dario Cascio der neue Sänger seit 2007 hat ein klares aber auch kräftiges Organ zugleich, glücklicherweise nicht die übliche "Marke Eierschneider" und braucht sich mit seinem eindringlichen Timbre auch vor einem JORN LANDE nicht zu verstecken, da kommt er stellenweise schon ran. THY MAJESTIE bewegen sich in den drei Hauptteilen des Albums durchaus unterschiedlich in der stilistischen Ausprägung. Zunächst eher etwas straighter, mit vornehmlich schnelleren Melodic Metal Sachen, dann im Mittelteil geht es eher etwas bombastisch, mit fetten fast schon pastoralen Chören („Of Pain and Disgrace“) zu, ist wohl auch eine Art Rückbesinnung an den früheren Bandstil. Im abschließenden dritten Teil und den letzten beiden Tracks wird es nochmals etwas abwechslungsreicher zu mit vielen verspielten Progparts, doppelläufigen Gitarrenleads, einigen überraschenden Breaks, Tempovariationen und sogar modernen Stimmverfremdungen beim Refrain. Neben dem virtuosen Tastenmann, der für viele symphonische Momente verantwortlich zeigt es aber nie damit übertriebt, versteht es auch die Gitarrenfraktion mit packenden Riffs und zahllosen klassisch geprägten Achterbahnfahrten sowie klasse Solis absolut zu überzeugen. So muss dies einfach klingen, die Songs haben noch genügend Power und werden nicht mit zuviel Beiwerk zugekleistert. Mit dem Tempokracher „Out The Edge“ ist sogar ein kleiner Hit für die heimische Metaldisco um die Ecke vorhanden.

Man muss diesen Herren aus Palermo daher abschließend zu einem rundum gelungenen Album gratulieren. Es steckt hier sehr viel Herzblut mit feinen Ideen sowie stimmigen Arrangements dahinter, das hört man mit jeder der zahlreichen Noten. Auch an Tiefe mangelt es gelegentlich nicht, wenn auch hier, meiner Meinung nach, noch die größten Steigerungspotentiale für die Zukunft liegen. Mit etwas mehr Atmosphäre sowie Seele an der ein oder anderen Stelle hätte es sogar zu einem Tipp gereicht. Der Labelwechsel sowie der Ausstieg eines der Gründungsmitglieder und die dadurch veränderte musikalische Ausrichtung haben sich anscheinend bezahlt gemacht. So gesehen kann ich THY MAJESTIE leider „nur“ den hochverdienten Einstieg in die Oberste Liga für Power Metal mit symphonisch-epischer Ausprägung bescheinigen. Und das ist doch schon mal was.

Dawn


Cover - Dawn Band:

Thy Majestie


Genre: Power Metal
Tracks: 12
Länge: 51:51 (CD)
Label: Dark Balance
Vertrieb: