Review:

No One Will Ever Know

(Sulpher)

Die Älteren werden sich vielleicht erinnern: im Jahr 2003 erschien das erste und bislang einzige Studioalbum "Spray" der englischen Industrial-Rocker SULPHER um Gitarrist Rob Holliday und Drummer Steve Monti, und wenig später tourte die Band als Support für THE SISTERS OF MERCY, THE 69 EYES und MARYLIN MANSON durch die Lande. Kurz danach kam der große Knall, und Rob Holliday machte sich weiterhin solo als Live-Gitarrist von unter Anderem Herrn MANSON und THE PRODIGY einen Namen. Dieser Tage erscheint mit "No One Will Ever Know" das Reunion-Album des Quartetts, das nahtlos an den (hörenswerten, wenn auch nicht essentiellen) Vorgänger anknüpfen will, stilistisch jedoch in eine etwas andere Kerbe haut. Fanden sich auf "Spray" noch diverse Drum´n´Bass-Einschübe und KORN/MANSON-artige "Psycho-Parts", so gibt sich "No One Will Ever Know" deutlich relaxter und melodiöser. Man merkt deutlich, dass die 90er auch bei SULPHER endgültig vorbei sind, und die Band versucht, einen eigentlich von vornherein zum Sterben verurteilten Sound ins Jahr 2018 zu retten, was nicht richtig gelingen will. Wie beim Vorgänger, wollen sich auch hier kaum echte Hits herauskristallisieren, und viele gute Ideen bleiben auf halber Strecke hängen: der eröffnende und im Mittelteil atmosphärische Titelsong, das flotte, verzerrte "Follow You Down", das etwas an neuere OOMPH! erinnernde "You Threw It All Away", das bombastische "Tomorrow" oder das abschließende "Feels Like The End" sind nette Liedchen, die nicht wirklich schlecht sind und niemandem ernsthaft wehtun. Und genau das ist das Problem, denn SULPHER besitzen weder das Songwriting-Gespür von FILTER noch die überirdische Dynamik von PITCHSHIFTER oder die brachiale Durchschlagskraft von MINISTRY. Zudem befindet sich mit dem völlig nichtssagenden "Didn´t Ever" auch noch ein überflüssiger Füller  auf dem Album. Wären diese Zeiten nicht (zum Glück!) schon längst vorbei, würde ich sagen, "No One Will Ever Know" ist auf das typische MTVIVA-Publikum zugeschnitten, das komplett kritikfrei alles konsumiert, das als der nächste große Schrei angepriesen wird. Industrial-Fans, die irgendwo vor 20 Jahren hängengeblieben sind, könnte das Album gefallen, der Rest kann hier jedoch bedenkenlos einen großen Bogen schlagen.

 

 

No One Will Ever Know


Cover - No One Will Ever Know Band:

Sulpher


Genre: Industrial
Tracks: 10
Länge: 44:4 (CD)
Label: Oblivion
Vertrieb: SPV