Review:

Purification

(Steril)

TIPP
Aus diesem Album werde mal einer schlau! STERIL, eine der begnadetsten deutschen Bands was den Umgang mit elektronischem Spielzeug angeht, haben nach langem Warten wieder zugeschlagen. Ihr Kind trägt den Namen "Purification"... und ich weiß erst nach dem ungefähr hunderttausendsten Durchlauf, dass ich Gefallen gefunden habe an dieser CD, dass dieses Kind sich wirklich abhebt vom Einheitsbrei obwohl es sich doch recht lange gut darin verbergen konnte. Wie es zu meiner Erleuchtung kam? Wie ich das Kind sozusagen erst langsam akzeptieren konnte? Eine gute Frage die ich auch nicht völlig objektiv beantworten kann. Alleine um zu erkennen, dass in diesem stilistischen Wust, dieser auf den ersten Blick viel zu wirr erscheinenden Aneinanderreihung von wirklich drastisch verschiedenen Songs, ein Konzept steckt, hat lange gedauert. Denn STERIL verstehen unter einem neuen Song nicht nur ein leicht variiertes Riff oder ein moduliertes Sample, sondern teilweise ein krass anderes Konzept, einen anderen Ausdruck, 180 Grad Kehrtwenden am laufenden Band. Die ersten Songs des Albums deuten an, dass es in eine elektronisch rockende Richtung gehen könnte... Mit gesampleten Gitarren und harten Beats kreieren sie hier relativ aggressive und kalte Songs und strafen dann beim vierten Song "Chemical Bastard" jeden Lügen der dachte dies ist der Weg den STERIL im neuen Jahrtausend beschreiten wollen. Als Hommage an frühere Tage bietet dieser Chemical bis Break Beat Track mit einer mainstreamigen Mischung aus Prodigy und Chemical Brothers zwar nix neues, ist aber ein sehr genial tanzbarer Song geworden und eine potentielle zweite Singleauskopplung. Es folgen elektronische Ausflüge in recht gut hörbare aber seichte Songs, bis dann mit "Strange Pusher" ein geheimnisvoller, atmosphärischer, irgendwo zwischen Trip-Hop und Düsterpop angesiedelter Song aus den Speakern kommt, der trotz minimalem Vocaleinsatz wohl zum Geheimtipp dieses Album avancieren wird. Mit ihm beginnt darüber hinaus der letzte Abschnitt, und jetzt wird der Hörer vor eine echte Probe gestellt, denn Wave bis Synthie Pop, in schnulziger Darbietung und mit dem Namen "Phoenix From The Ashes" dürften nicht jedem schmecken, auch wenn die Umsetzung wie anscheinend alles bei dieser Band hervorragend ist. STERIL erinnern grade auch wegen des phasenweise weiblichen Gesangs am ehesten manchmal noch an KMFDM - von ihren EBM lastigen Wurzeln sind STERIL weiter entfernt denn je. Ein geniales, wenn auch auf den ersten Blick verworrenes Album das alle Seiten zeigt die STERIL in den letzten Jahren ausgemacht hat, und ein bißchen mehr!

Purification


Cover - Purification Band:

Steril


Genre: Electro
Tracks: 11
Länge: 56:6 (CD)
Label: Strange Ways Records
Vertrieb: Indigo