Review:

Fette Beute

(Stendal Blast)

TIPP
Es gibt einige, wenige, Bands und Musiker, die können eigentlich machen was sie wollen und keiner nimmt es ihnen krumm. Stendal Blast ist für mich eine dieser Bands. Keine Frage dass sie durch ihr polemisch, kritisches, naives, stupides (ja, man kann das alles durchaus kombinieren) Auftreten nicht nur Freunde haben, und einen Opener wie "Fette Beute" wäre auf fast jeder anderen CD dieser Welt ein Grund gewesen, die Scheibe in die Ecke zu feuern wärend man sich über die Dreistigkeit einer Band aufregt, sich dermaßen selbst zu feiern. Und genau das tun STENDAL BLAST, nicht mit leisen Tönen sondern mit beinahe kindlich ehrlichen/naiven Texten, und im Opener eben derart narzistisch, dass es tierisch amüsant ist, den Tönen zu lauschen. "Fette Beute" würde ich aber fast zu den härtesten Stücken der CD zählen, denn hier regiert Sprechgesang und selbst im Refrain gibt es nicht wie üblich eine schöne Melodie, sondern sperrige Töne. Wie schon auf früheren Alben, zieht sich das ironische, bissige Element durch alle Songs und lässt die teilweise arg platt gereimten Texte in einem anderen Licht dastehen. Stendal Blast vermischen EBM Töne mit kantigen Sounds, verpacken die Texte manchmal in ziemlich monotones Gewand um dann im Chorus in herrlichste Melodien zu verfallen, mitsingen ist spätestens beim zweiten Hören locker möglich. Eine Art Knorkator der elektronischen Spezies, die ihren Humor verbreiten ohne ein extrem extrovertiertes Äußeres zur Schau zu stellen. Mit "Wanze" hat es ein altbekanntes Kinderlied (wie habe ich es gehasst) auf die CD geschafft, dem das vertonte Gedicht "Sind So Kleine Hände" von Bettina Wegner vorausgeht. Selbiges wurde in ein ziemlich monotones und düsteres Outfit gesteckt, was wunderbar den Text untermalt, ich habe dieses Gedicht zum ersten Mal ernstgenommen in der Form die Stendal Blast dargeboten hat, und das will wirklich was heißen. Textlich völlig banal geht es bei "Keine Ahnung" zur Sache, hier kann man den Text schon auswendig bevor man ihn gehört hat, so intuitiv werden die Reime benutzt. "Hinter Den Fenstern" ist eine Mischung aus hyperdüsterem kaltem Beat und Texten aus dem Krankenhaus(alltag?), der Chorus allerdings ist einer der harmlosesten und unschuldigsten der CD. Stendal Blast gehen auf einem furchtbar schmalen Grad zwischen "Musikschrott" und "Geniestreich", doch nach mehrmaligem Hören verliebt man sich förmlich in die Platte, in die offene Art der 3 Musiker, in die Melodien und auch aus den Texten bildet man sich ein etwas sinnvolles rauszuhören. Einbildung? Stendal Blast!

Fette Beute


Cover - Fette Beute Band:

Stendal Blast


Genre: EBM
Tracks: 13
Länge: 52:33 (CD)
Label: Moonstorm Records
Vertrieb: 13