Review:

Schere, Stein, Papier

(Sondaschule)

Mit ihrem letzten Album „Schön kaputt“ von 2015 erreichten SONDASCHULE erstmals die deutschen Top 10. Und die Band aus dem Ruhrpott hat dafür gesorgt, dass ihr das mit „Schere, Stein, Papier“ wieder gelingt. Richtig schnelles, punkiges Material ist auf dem Album nämlich rar gesät. „Waffenschein bei ALDI“, „Palermo“ und „Du und Ich“ gehen treibend nach vorne und machen von Beginn an Spaß. Davor und dazwischen geht es aber oft gemächlich, teils sogar balladesk zu. Schon der gemütliche Offbeat-Schunkler „Amsterdam“ ist als Opener nicht die beste Wahl. Der Titelsong zieht sich mit wuchtigem Refrain im Midtempo, und die drei letzten Stücke kann man alle mehr oder weniger in der Balladenbereich einorden. Überhaupt ist durchgehend alles sehr melodisch, und jeder Refrain muss als Hymne herhalten.

Textlich haben SONDASCHULE das Herz natürlich am rechten bzw. vielmehr linken Fleck und werden auch immer wieder politisch, aber zum Teil werden auch Nichtigkeiten besungen wie die ewige Sehnsucht nach dem Süden („Palermo“), die eigene Jugend („Zu kurz um lang zu denken“) oder eine beendete Beziehung („Meine Herz“). Dazu kommt dann noch die sehr cleane, glatte Produktion, bei der u. a. der Gesang stark in den Vordergrund gemischt wurde. Dieser bewegt sich größtenteils in ruhigen Tiefen und erinnert immer wieder an Bela B., wird auf Dauer aber etwas eintönig, und zu selten wird hier richtig Druck gemacht.

Gut möglich, dass SONDASCHULE auch mit „Schere, Stein, Papier“ einen ordentlichen kommerziellen Erfolg einfahren werden. Was hier fehlt, sind aber eine gute Portion Dreck und Arschtritt-Attitüde. Und textlich sind SONDASCHULE am Ende weder so witzig wie die TERRORGRUPPE noch so wortgewandt wie die ÄRZTE oder so authentisch wie RANTANPLAN.

 

Schere, Stein, Papier


Cover - Schere, Stein, Papier Band:

Sondaschule


Genre: Punk
Tracks: 13
Länge: 45:30 (CD)
Label: BMG
Vertrieb: Warner