Review:

22 Minutes

(Someone's Missing)

TIPP
Bereits das dritte Album legen uns hier SOMEONE’S MISSING mit ihrer aktuellen EP „22 Minutes“ vor. Gleich zu Beginn dieses Reviews sei angemerkt, dass diese Scheibe mit riffbetontem Alternative sowie einer tollen, stimmgewaltigen Sängerin leider viel, viel zu kurz geraten ist.

Der Ruhrpott-Fünfer hatte zuvor bereits zwei Platten „Let Down“ und „Toys“ aufgenommen, die aber stilistisch, ließt man so manche Reviews, wohl etwas anders geraten (vor allem wohl die erste Scheibe) waren als dieser Silberling. Kollege Jan fand den Vorgänger auch so übel nicht - egal bedingt durch Line-up-Wechsel insbesondere am Mikro sind jetzt diese sechs Songs so aufgenommen wie sie sind, und das Ergebnis überzeug mich jedenfalls absolut von vorne bis hinten.

Klar, inhaltlich gibt’s keine so große Innovationen was die Art und Interpretation der Musik betrifft aber wer auf kernigen Female-Fronted Bands mit der Genreausrichtung Alternative/Grunge und ein wenig Crossover wie etwa DIE HAPPY oder GUANO APES zu deren besten Zeiten abfährt, liegt hier goldrichtig. SOMEONE’S MISSING müssen sich qualitätsmäßig keinesfalls vor diesen etablierten Kapellen verstecken. Weniger popig als die HAPPY’s und inhaltlich konstanter als die APES kommen die Tracks sehr eingängig daher, meist recht heftig rockend mal mit fetten heavy Riffs dann „nur“ in Normaloauslage aber immer nach vorne und losrockend.

Sängerin Melanie Vallender weiß voll zu überzeugen, ne amtliche Ballade oder einen etwas länger im Midtempo gehaltenen Song gibt es zwar nicht - macht aber auch rein garnix, denke auch dafür dürfte dieses Organ bestens passen. Bei „Just A Liar“ geht sie aber zumindest stellenweise etwas gefühlvoller und weniger straight zu Werke und auch dass kann sie. Der Gesang und das Songwriting sind jedenfalls töfte, dürften auch live sehr gut funktionieren und für Partystimmung sorgen.
Die Songs auf der EP sind stilistisch klar ausgerichtet, gehen in Richtung immer sehr energetisch, relativ geradeaus ohne die großen Breaks oder gar Zwischenstück sondern meist mit viel Wucht und Power. Trotzdem gib es leichte inhaltliche Verfeinerungen, die jeden Song etwas unterscheiden. Der Start mit dem treibenden "Here With You" gelingt perfekt, es geht voll ab, mit fetten Riffs sowie schönen melodiös-hymnischen Gesang. Bei "You Never Told Me" gibt es die typischen Laut-Leise-Dynamiken, die Vocals gehen auch mal tiefer runter, ein gelungener Mittelteil als kleiner Übergang, mit einem stimmig-flüssigen Gitarrensolo wird der Song abgerundet. „Out Of The Blue“ kann wohl mit dem besten Refrain aller Tracks aufwarten, „Beyound Redemption“ ist ein mitreißender Tempokracher. "Blind" (nein leider kein deutscher Song) geht dann etwas in eine leicht dramatischere Richtung ohne aber zu dick oder pathetisch aufzutragen, die Gitarrenfraktion darf ebenfalls nochmal zeigen was man so drauf hat.

SOMEONES’S MISSING sind zweifelsfrei eine sehr interessante Kapelle, die sich anzutesten auf jeden Fall lohnt. Nur beim nächsten Mal würde ich gerne mal eine komplette Platte über 50 Minuten hören, wie sich die Band dann anstellt den Spannungsbogen länger hoch zuhalten ohne sich zu wiederholen, wird sich dann erst zeigen. Schau mer mal, wo sich diese talentierten Musiker hin bzw. weiterentwickeln. Bin schon gespannt darauf.

Und direkt an die Band: das nächste mal schaut bitte nicht so grimmig und düster auf eurem Bandfoto, das paßt so garnicht zur Musik.

22 Minutes


Cover - 22 Minutes Band:

Someone's Missing


Genre: Alternative
Tracks: 6
Länge: 21:51 (EP)
Label: Timezone Records
Vertrieb: Timezone Records