Review:

.5: The Gray Chapter

(Slipknot)

TIPP

SLIPKNOT hatten lange mit dem Tod ihres Gründungsmitglieds Paul Gray zu kämpfen, so dass die Betitelung ihres neuen Albums wenig überrascht. Überraschender war die Tatsache, dass Drumtier Joey Jordison schon bei den Aufnahmen zu ".5: The Gray Chapter" nicht mehr mit dabei war und erst nach langem Hin und Her Jay Weinberg (ex-MADBALL, ex-AGAINST ME!) und Alessandro Venturella (ex-Guitartech von MASTODON und COHEED AND CAMBRIA) als Neuzugänge an Drums und Bass präsentiert wurden. Wie weit die beiden am Songwriting beteiligt waren, ist unklar, aber Shouter Corey Taylor, Percussionist M. Shawn „Clown“ Crahan, die Gitarristen Jim Root und Mick Thomson, Percussionist Chris Fehn, DJ Sid Wilson und Sampler-Experte Crag Jones werden die beiden sicher nicht über Gebühr am kreativen Schaffensprozess beteiligt haben, dazu ist SLIPKNOT ein zu lange geschlossen agierendes Kollektiv. Das Ergebnis überzeugt so oder so vom ersten Durchlauf an und zeigt den Iowa-Haufen in Bestform. Die bedrückende Atmosphäre, immer wieder durchbrochen von wütenden Abschnitten, gibt das Gefühlsleben der Band nach dem Tode ihres Bassisten sehr gut wieder und wird auch textlich mal deutlich, mal kryptisch verarbeitet. Die beiden LPs sind vollgepackt mit intensiven Songs, die sich zu einem homogenen Album zusammenfügen. Songs wie das wütende "Sarcastrophe" oder das unfassbar eingängige "The Devil In I" sind gleichermaßen typische SLIPKNOT-Songs wie Ausdruck ihrer Wut, während "If Rain Is What You Want" die melancholische Seite in der Verarbeitung ihres Verlustes zeigt und das Album passend beendet.

"The Negative One" oder "Custer" sind kommende Klassiker und werden live zu Kracher werden. In beiden Songs kann Corey Taylor seine ganze Klasse zeigen und gibt gleichzeitig Raum für alle Mitglieder des Kollektivs. Neudrummer Jay macht einen guten Job und steht seinem Vorgänger in kaum etwas nach, was im Grunde auch für die Bassparts gilt, wobei hier nicht ganz klar ist, ob Mr. Venturella die auch im Studio eingespielt hat oder nur live den Tieftöner bedient. SLIPKNOT haben nebenbei mit "Killpop" einen weiteren melancholischen Song geschrieben, der auch als Ballade funktioniert hätte, was die Band aber glücklicherweise vermieden hat. "

.5: The Gray Chapter" ist die logische Fortsetzung des SLIPKNOT-Sounds, mit einer ordentlichen Portion Wut im Bauch. Auch ohne Gray und Jordison liefert das Kollektiv sehr gute Arbeit ab und kann seiner Discography ein weiteres Highlight hinzufügen. SLIPKNOT waren und sind eine sehr spannende Band, deren Charakterköpfe es immer wieder schaffen, das kreative Chaos in erstklassige Songs zu verwandeln, die die Alben nicht zu Unrecht zu Megasellern machen. ".5: The Gray Chapter" ist ein spannendes Kapitel für SLIPKNOT - die Zukunft wird zeigen, wie das nächste Kapitel gestaltet werden wird. Bis dahin liefert dieses Album viel spannenden Stoff. 

 

.5: The Gray Chapter


Cover - .5: The Gray Chapter Band:

Slipknot


Genre: Metal
Tracks: 14
Länge: 63:51 (2-LP)
Label: Roadrunner Records
Vertrieb: Warner Music