Review:

Trying To Kiss The Sun

(RPWL)

Mit "Trying To Kiss The Sun" stellt sich hier der Zweitling der Freisinger Artrockband RPWL vor. Schon mit ihrem im September 2000 erschienen Debütalbum "God Has Failed" ließ RPWL (über den Namen komme ich schon seit dem Debüt nicht weg!) die deutsche Artrock-Fangemeide jubeln. Auch wenn Anno 2000 alles noch sehr stark nach Pink Floyd klang - die Scheibe zeigte songwriterisches Potential, musikalisches Können und einen herausragend guten Gesang. RPWL selbst steht für die Namen der vier Gründungsmitglieder der 1997 als Pink Floyd Coverband ins Leben gerufenen Formation. Schlagzeuger Phil Paul Rissettio, Bassist Chris Postl, Gittarist Karlheinz Wallner sowie Sänger und Keyboarder Yogi Lang. Vor "Trying To Kiss The Sun" gab es einen Wechsel im Line-Up. Am Bass ist jetzt Stephan Ebner zugange; neu dazu kam Keyboarder Andreas Wernthaler. Und die Herren aus Bayern haben sich in den letzten zwei Jahren hörbar weiterentwickelt. Die Anleihen bei den Übervätern von Pink Floyd sind zwar weiterhin allerorts hörbar (und das ist auch gut so, wie beim fast neunminütigen "Home Again" und dem (meiner Meinung nach) schönstem Track der CD "Believe Me") - aber trotzdem lassen die Songs immer eine eigene Note erkennen ("I Don’t Know (What’s It’s Like)", "Trying To Kiss The Sun"). Das Album ist eine Ecke kantiger und lauter als "God Has Failed" ausgefallen - RPWL haben sich von ihren Vorbildern gelöst, ohne sie zu verleugnen. Besonderes Augenmerk hat man auf die Umsetzung der oft ausgeklügelten Song- und Klangideen gelegt, die einen immer wieder mal an die Siebziger Artrock-Glanzzeiten erinnern. Dabei gehen aber nie die wunderschön komponierten Melodien verloren, man höre sich nur mal den zum Träumen und Abheben einladenden Song "You" an. In den getragenen, perfekt arrangierten Gitarrensolis scheint man alsbald leicht in Richtung Blues abzudriften, nur um recht schnell wieder die Kurve zurück zu kriegen; das Ganze im Wechsel mit sauber abgestimmten Synthieklängen. Zusätzlich sorgen in die Songs sorgfältig eingebaute Geräusche und Klänge dafür, das man ständig neues entdeckt (auch eine Anleihe von Pink Floyd, Beispiel Song Nr. 5 "Side By Side"). RPWL beherrschen ihre Instrumente ungemein gut, dazu ist das Ganze professionell produziert und abgemischt. Aber das größte Plus der Band dürfte die Stimme von Sänger Yogi Lang sein (fast zu gut für eine deutsche Rockband), welche öfters mal deutlich an David Gilmour erinnert und den geneigten Zuhörer in ihren Bann zieht. Schwach ist keiner der zehn präsentierten Tracks. Für Artrock-Fans und Prog’ies, welche an Bands wie Pendragon, Alias Eyes und vor allem an dem letzten großartigen Output von Porcupine Tree (Lightbulb Sun) gefallen fanden, ist das reinhören in "Trying To Kiss The Sun" Pflicht. Pink Floyd Jünger können bedenkenlos zugreifen und wer den Erstling von RPWL des öfteren im Player rotieren lässt hat die Scheibe sowieso schon im Visier (und dies trotz des dämlichen Bandnamens - Sorry Jungs). Dem Rest wird’s eh’ zu ruhig sein.

Trying To Kiss The Sun


Cover - Trying To Kiss The Sun Band:

RPWL


Genre: Rock
Tracks: 10
Länge: 59:36 (CD)
Label: Tempus Fugit
Vertrieb: Point Music