Review:

Sechs

(Rotor)

Auf den ersten Blick hat sich bei den Berlinern ROTOR nicht viel geändert. Sie spielen immer noch instrumentalen Stoner-Rock mit progressiven Einflüssen, die Songs tragen weiterhin deutsche Titel, und ihre Alben nummerieren sie wie eh und je durch – das neue nennt sich dementsprechend schlicht und ergreifend „Sechs“. Ihre Stücke sind lediglich etwas länger geworden und bewegen sich zwischen knapp sechs und neuneinhalb Minuten.

Veränderungen zeigen sich aber im Detail: So ist „Sechs“ wohl das vielfältigste, sprich gleichzeitig härteste und melodischste, Werk der mit dem letzten Album (klar: „Fünf“) auf ein Quartett angewachsenen Band. Das zeigt sich schon im Opener „Falscher Dampfer“: Das beginnt vertrackt, groovt dabei aber fast schon funky und ziemlich fröhlich, was nach knapp zwei Minuten zum ersten Mal durch ein heftiges Riff durchbrochen wird. Etwa auf der Hälfte folgt dann ein Ohrwurm-Lick, und am Ende steht ein akustischer, beinahe lyrischer Ausklang. Das folgende „Allmacht“ ist ähnlich komplex aufgebaut, enthält in der Mitte aber auch noch einen epischen Zwischenpart, aus dem heraus sich eine zurückgenommener Jam-Passage entwickelt, die gegen Ende wieder Fahrt aufnimmt. „Abfahrt!“ dagegen macht zumindest am Anfang seinem Namen alle Ehre und startet treibend, wechselt dann aber in einen schleppenden Doom-Part, dem ein psychedelischer Mitteilteil und ganz am Ende ein schweres BLACK SABBATH-Gedächtnis-Riff folgen. Beim abschließenden „Druckverband“ nehmen sich ROTOR dann viel (bzw. noch mehr) Zeit: Zu Beginn passiert nicht viel, es verbreitet sich eine beinahe meditative Stimmung, und dann wird das Stück langsam, aber stetig aufgebaut, bis zu einem tosenden Finale.

Mit „Sechs“ liefern ROTOR ihr vielleicht komplexestes, gleichzeitig aber auch zugänglichstes Album ab. Ungewöhnliche Rhythmen und treibende Parts werden mit schwerem Riffing und ruhigen, schwebenden, Passagen verbunden, die fast schon zerbrechlich wirken, aber immer die Spannung halten. Und auch ohne Gesang gelingt es ihnen, immer wieder Melodien entstehen zu lassen, die sich im Ohr festsetzen.

 

 

Sechs


Cover - Sechs Band:

Rotor


Genre: Rock
Tracks: 6
Länge: 41:58 (CD)
Label: Noisolution
Vertrieb: Soulfood