Review:

We Walk This Road

(Robert Randolph And The Family Band )

Schon das erklärende Cover zeigt, dass ROBERT RANDOLPH ein etwas anderer Gitarrist darstellt als man es in Metalkreisen normalerweise gewohnt ist, denn der Junge bedient seine Saiten meist im Sitzen und das Teil vor ihm stehend nennt sich Pedal Steel Gitarre. Und hierauf ist der Mann ein ganz virtuoser, wer dieses Instrument bisher eher als eine gediegene Zitter u.a. aus Bob’s Countrybunker (remember the BLUES BROTHERS) kannte, wird hier klar eines Besseren belehrt. Wie leidenschaftlich und extatisch Randolph dieses Teil bedient, kann man am besten in einigen seiner Livevideos optisch erkennen aber auch auf Platte hat dieser vielfach mitreißende Mix aus Blues, Soul, Rock, Funk, Jazz und ja auch Gospel seine Reize. Der amerikanische Rolling Stone hat ihn nicht ganz zu unrecht unter die "100 Greatest Guitarists of All Time" eingeordnet außerdem erhielt der 33-jährige Musiker im vergangenen Jahr eine Grammy-Nominierung.

Dieses aktuelle Album von Robert Randolph & The Family Band nennt sich „We Walk this Road” und entstand unter dem Motto „Back to the Roots“. Diese quasi Neu-Entdeckung der afroamerikanischen Wurzeln der amerikanischen Musik spiegelt sich in jeder Minute der 17 Tracks dieses bereits vierten Longplayers der Family wieder.

Unter den Fittichen von Roots-Bibliothekar und Produzent T-Bone Burnett wurden die Archive aus Bereichen des Gospel, Rock und Blues durchwühlt, um alte Musiktraditionen und Ideen aus dem 20. Jahrhundert aufzuspüren. Randolph ist zwar bekennender Anhänger einer christlichen Sekte, trotzdem ist die Musik kein typisch „nur“ religiös geprägter Sound. Aber die vielen Gospelanleihen und die Einlagen des spirituellen Bluesmannes Blind Willie Johnson (u.a. „Segue 1 bis 6") die als ein Art Zwischenspiele zwischen den Tracks eingebaut wurden, sorgen schon für ein typisches Feeling dieser amerikanischen Roots-Music. Auch alte knarrende Aufnahmen u.a. von Gospelchören der 40er Jahre wurden dabei gekonnt mitverwurstelt, bei dem schließenden "Salvation" (feat. Leon Russell) wähnt man sich fast mitten in einer Kirche stehend. „I still belong to Jesus“ ist dabei so eine klasse Nummer und erinnert mich voll an alte FLEETWOOD MAC mit Bluesman Peter Green, diese locker leichten Gitarrenlicks kommen super. Und immer wieder läßt er seine Gitarre singen, mal wild kreischend solierend, dann wieder sehr akzentuiert und songdienlich.

Die Scheibe enthält neben dem erwähnten Liedgut unter anderem Sachen wie "If I had my Way" (featuring Ben Harper) sowie drei relativ ungewöhnliche Coverversionen. Von BOB DYLAN ist "Shot Of Love" (feat. Jim Keltner) dabei und wie fast immer ist das Cover hier deutlich besser als bei Herrn Zimmermann, aus der PRINCE-Nummer "Walk don't Walk" wurde hier ein eher heiterer Mitklatschsong gemacht, ja hat was und schließlich ist man in JOHN LENNONS Fundus fündig geworden, das her recht düstere "I don't wanna be a Soldier Mama" in anderer Aufbereitung aber noch erkennbar, gehört ebenfalls zu den Highlights der Scheibe.

ROBERT RANDOLPH schafft es hier tatsächlich in einem unglaublich dichten Mix und vielen scheinbar unmöglichen Sprüngen von Traditionellem zu Neuem, auch Rap und Popelemente sind neben den allgegenwärtigen R&B sowie Gospelroots immer gegenwärtig, ein stimmiges Album abzuliefern. Das alles verbindende Element ist natürlich der warme Klang seines Pedal Steel Teiles und so entsteht dieser von Rhythm'n'Blues, Blues und Rock geprägte und äußerst abwechslungsreiche Sound – ganz sicher nicht Jedermanns Sache aber sehr cool für Feinschmecker, die mal was ganz anderes hören wollen.

We Walk This Road


Cover - We Walk This Road Band:

Robert Randolph And The Family Band


Genre: Rock
Tracks: 17
Länge: 59:0 (CD)
Label: Dare Records
Vertrieb: EMI