Review:

Reveal

(R.E.M.)

Sie haben die Kurve endlich wieder gekriegt: REM sind nach mehr als drei Jahren back und wie! Nicht nur auf der Livebühne zeigen sie Präsenz, denn sie spielen eine ganze Reihe von völlig umsonst Openairkonzerten (davon leider nur eines bei uns in Köln!) für ihre zahlreichen Fans über die ganze Welt verteilt, sondern auch CD-mäßig gibt’s mit „Reveal“ neues Material zu hören. Ganz ohne Zweifel haben die ehemaligen Kollegerocker um den charismatischen Sänger Michael Stipe nach längerer Zeit endlich mal wieder ein komplett überzeugendes Album abgeliefert. Für mich wurden die letzten Veröffentlichungen doch zunehmend uninteressanter, weil sich REM doch ziemlich weit davon hatten entfernt hatten, was diese großartige Band sonst immer so ausgezeichnet hat: Tolle eingängige, etwas folkig angehauchte Songs (auf „Reveal“ „She just wants to be“ oder auch Losing my R.. 2001) mit schönen Melodien aber trotzdem mit Tiefgang und dieser immer irgendwo mitschwingenden gewissen Melancholie. Ja schön, die Band war auf dem Weiterentwicklungstripp, was auch durchaus ehrenwert ist, wollte bzw. hat neue Sachen ausprobiert, auch o.k. – aber mir war dies teilweise zu hart, elektronisch und das Feeling für gute Songs schien auch irgendwo auf der Strecke geblieben zu sein bzw. andere Sachen waren damals halt wichtiger. „Reveal“ ist da zum Glück wieder völlig anders ausgefallen, denn diese CD liegt stilistisch irgendwo zwischen „Losing my Religion“ und „Automatic for the People“, angereichert mit modernem Soundgewand. Sicher es werden auch noch zeitgemäße Samples eingesetzt aber wenn, dann nur absolut songdienlich und nicht des reinen Effektes wegen. Die Zeit der großen Experimente ist erstmal vorbei, man braucht sich niemandem zu beweisen Trotz der in vielen Tracks wiederholt anklingenden melancholischen Elemente ist „Reveal“ ein rundum schönes Sommeralbum geworden, daß man sich genüßlich im Auto, Garten oder einfach nur daheim reinziehen sollte. Mit der erste Auskoppelung „Imitation of Life“ die (zu Recht!) schon die ganze Zeit rauf und runter gespielt wird, gelang REM sogar wieder eine Hitsingle. Das Album lebt und wird natürlich von der Stimme des Frontmans Michael Stipe, hier gilt der alte Werbespruch: Nie war er wertvoller und besser als Heute. Sanft gleitet seine glockenhelle Stimme durch die teils nachdenklichen Balladen (z.B. „I’ve been high“)und dann wieder locker fließenden Tracks („The Lifting“) und oft trotz einer Portion Zuckerguß driftet er dabei nie ins kitschige ab. Die Songs wirken authentischer, als die mit verzerrten Gitarren und sonstigen Spielerreinen aufgemotzten Alben "Monster" oder "New adventures in Hi-Fi". Mit „Reveal" hingegen klingen REM einfach ausgereift und perfekt, einen richtigen Ausfall sucht man daher vergeblich. Die Songs bestechen durch warme und perfekte, gleichwohl nie glatt wirkende Arrangements. Der ausgesprochene Sinn für Melodie und Harmonie findet sich in vielen Songs wie „I’ll take the rain“ wieder manchmal sogar recht getragen aber es ist einfach gut gemacht. REM im Jahr 2001 d.h. die Verbindung zurück zu ihren Wurzeln wurde wiederhergestellt.

Reveal


Cover - Reveal Band:

R.E.M.


Genre: Rock
Tracks: 12
Länge: 53:36 (CD)
Label: Warner Bros. Records
Vertrieb: Warner Music