Review:

Condition Hüman

(QUEENSRYCHE)

TIPP

QUEENSRYCHE hechelten mit ihrem alten Sänger Geoff Tate viele Jahre dem Status nach, den sie in den späten 80ern und frühen 90ern einmal hatten. Nach den Meilensteinen „The Warning“, „Rage For Order“, „Operation: Mindcrime“ und „Empire“ war zu viel verkopft und erzwungen geklungene Durchschnittsmucke unter dem Banner QUEENSRYCHE veröffentlicht worden. Dies führte schließlich zum Eklat und Split mit Alt-Sänger Geoff Tate (der mittlerweile unter dem Banner OPERATION: MINDCRIME musiziert). Mit Todd LaTorre (Ex-CRIMSON GLORY) fand man schnell einen adäquaten Ersatz und das recht flott veröffentlichte Album „Queensryche“ war ein Schritt in die richtige Richtung und eine erste Duftmarke. Mit „Condition Hüman“ setzt sich dieser Aufwärtstrend nun in beeindruckender Art und Weise fort. Der flotte und erstaunlich traditionsmetallisch klingende Opener  „Arrow Of Time“ macht dann auch gleich richtig Stimmung. Endlich mal wieder ein richtig mitreißender Refrain im Hause QUEENSRYCHE. Die das Tempo geschickt verschleppende Bridge verdeutlicht, dass Anspruch und klassischer Heavy Metal kein Widerspruch sein müssen. Es werden hier sogar leichte Erinnerungen an ganz alte FATES WARNING wach. Das folgende recht treibende und mit coolen Drum-Patterns versehene „Guardian“ punktet mit seiner bedrohlich-aggressiven Atmosphäre. Und wenn Todd im Refrain etwas von „Revolution Calling“ singt, ist die Welt des geneigten ‘RYCHE Jüngers sowieso in Ordnung. Besonders wenn in den ersten Noten des Solos noch geschickt die „Empire“-Phase zitiert wird. Gute Wahl für ein erstes Video. „Hellfire“ dann hätte auch auf „Mindcrime“ eine gute Figur gemacht. Endlich ist die eigene Identität der Band zurück. „Toxic Remedy“ ist der erste Song, welcher eher an neuere QUEENSRYCHE erinnert. Aber im Gegensatz zu vielen Tracks der letzten zwei Dekaden stimmen auch hier die Hooks und die Melodien. „Selfish Lines“ ist der erste in meinen Ohren etwas schwächere Track und dümpelt ein wenig vor sich hin. Hat meiner Meinung nach auf „Condition  Hüman“ in etwa die Rolle von „Della Brown“ auf dem „Empire“-Album. Das rhythmische „Eye9“ zeigt, dass die neuen QUEENSRYCHE nicht nur in der Vergangenheit leben, sondern durchaus bereit für Experimente sind. Doch auch hier scheinen den Herren die Melodien wichtig gewesen zu sein, was man als Altfan nur begrüßen kann. Das balladeske und elegisch schwebende „Bulletproof“  ist perfekt dazu geeignet Todd LaTorre’s wunderschöne Stimme wirken zu lassen. Ein Gänsehautmoment. „Hourglass“ überrascht mit anfangs recht hartem und modernem Metalriffing, nur um parallel zu Todd’s Gesangseinsatz zum Ohrenschmeichler zu mutieren und im Refrain dann wieder zu explodieren. Auch eher modern, aber trotzdem gut. Vor allem auch wegen des „singenden“ Gitarrensolos. „Just Us“ ist eine nette halbakustische Nummer, die es mit „Silent Lucidity“ allerdings nicht ganz aufnehmen kann. Hätte witzigerweise wohl auch auf die schräge dritte CRIMSON GLORY Scheibe „Strange & Beautiful“ gepasst. „All There Was“ ist dann nochmal richtig Heavy Metal. Uptempo, Flitzefinger-Soli und geiler high-pitched Gesang von Todd. Wann konnte man zuletzt zu einer QUEENSRYCHE Nummer so richtig headbangen? Muss wohl „The Needle Lies“ von 1988 (!) gewesen sein. Nach dem kurzen Intro „The Aftermath“ nimmt uns der Titelsong auf eine 7-minütige Reise und präsentiert uns die symphonische Seite QUEENSRYCHEs. Die sich steigernde Dramatik weckt wohlige Erinnerungen an sowohl „Roads To Madness“ als auch „Suite Sister Mary“. Ein perfektes Finale für „Condition Hüman“. Für mich hätte der Song noch gerne ein, zwei Minuten länger sein dürfen, da er etwas abrupt endet.

„Condition Hüman“ ist zwar noch nicht 100 %ig perfekt, aber doch stellt es das beste QUEENSRYCHE Album seit „Empire“ dar.

Ich bin einerseits gespannt, ob Tate mit seiner neuen Scheibe da auch nur ansatzweise mithalten kann und andererseits welchen Stellenwert „Condition Hüman“ in einigen Jahren im Backkatalog QUEENSRYCHEs einnehmen wird. 

 

 

Condition Hüman


Cover - Condition Hüman Band:

QUEENSRYCHE


Genre: Heavy Metal
Tracks: 12
Länge: 53:27 (CD)
Label: Century Media
Vertrieb: Sony