Review:

Deviant

(Pitchshifter)

Als Pitchshifter-Fan, und als solchen seh ich mich jetzt mal, wird man ein ums andere mal enttäuscht. Eben dass sie jetzt die HardPopDays gecancelt haben und die reguläre Tour grad mal 4 Dates umfasst. Dass der superben "www.pitchshifter.com" trotz der an sich marktlückenhaften und kongenialen Schließung der Lücke zwischen den Sex Pistols und Prodigy bei weitem nicht den verdienten Erfolg beschieden war. Dass die drauffolgende, ebenfalls super knallende EP "Un-UK" in Deutschland gar nicht veröffentlich wurde. Dass das neue Album "Deviant" in England längst erschienen ist, bei uns aber zunächst nicht mal ein Label hat und grad mal jetzt, 3 Monate später, veröffentlicht wird. Und dann hat man es endlich und ist schon wieder enttäuscht, weil beim ersten Hören die Scheibe nicht die Hitqualitäten des Vorgängers erreicht. Aber wer so lange Geduöd bewiesen hat, sollte das noch ein bisschen mehr tun, die Platte einfach 5 mal laufen lassen und dabei merken, dass sie eigentlich nicht nur zumindest nach dem Vorgänger klingt, sondern dass die Songs allesamt Perlen sind. Der Opener "Condenscention" klingt auf Anhieb unspektakulär, aber seine schrägen Melodien hat man schnell liebgewonnen. "Keep it Clean" besticht durch die zurückhaltenden Strophen, einen explosiven Chrous und von irgendwoher eine sehr melodische Bridge, schön! Ein wenig flotter, wenngleich nicht auf "Please, Sir!´-Standard, ist mein Favorit "Hidden Agenda", das dann auch noch einen noisigen Breakbeat-Zwischenteil hat, wie zuletzt "Disposable". "Scene This" gefällt durch seine Tanzbarkeit, wie auch "As Seen On TV", das mit einem herrlichen Asian-Dub-Foundation-Riff ausgestattet ist und Jello Biafra als Gastsprecher bietet. Am Schluss dann nicht die obligatorischen Samples (die sind diesmal im Multimedia-Part der CD zu finden, wie auch ein Clip zu "Hidden Agenda"), sondern ein spaßiges Sprechstück, wo eine Lehrerin ihre Mädchenklasse unterweist, "We love you, Pitchshifter!´ zu skandieren, dazu "God Save The Queen" verzerrt aus dem Marshall, jawollja! Was mich nach wie vor begeistert ist die Mischung aus aggressiven Riffing mit elektronischen Beats und darüber der melodisch-aggressive Gesang, dazu die herrlich zynischen Texte von JS Clayden - alles in allem ist "Deviant" ein Stück melodischer, aber dennoch ein äußerst stringenter Nachfolger von "www.pitchshifter.com". Ich prognostiziere der Band also wiederum keinen großen kommerziellen Erfolg, weil die Songs dazu einfach zu weit draussen sind, für Metaldiscos zu breakbeatig, für Tanzschuppen viel zu sehr Alternative. Aber die Fans werden die Platte einfach lieben, wenn auch nicht auf Anhieb, soviel ist sicher.

Deviant


Cover - Deviant Band:

Pitchshifter


Genre: Electro Metal
Tracks: 11
Länge: 44:58 (CD)
Label: MCA
Vertrieb: Polydor