Review:

Ordinary Man

(Ozzy Osbourne)

Man könnte an dieser Stelle den dreimillionsten dummen Witz über abgebissene Fledermausköpfe machen oder über Ozzys schwere Krankheit schreiben, aber vor Allem Letzteres wäre absolut unangebracht. Dennoch drängt sich beim Hören von „Ordinary Man“, dem zwölften Album in seiner genau 40-jährigen Solokarriere, die Frage auf, wie es möglich ist, gerade vor diesem medizinischen Hintergrund, ein derart sauber gesungenes und „perfekt“ klingendes Album aufzunehmen. Und das ist auch mein Hauptkritikpunkt an dem Werk, denn hier klingt alles dermaßen glattgebügelt, abgeschliffen und porentief rein, dass es unmöglich scheint, dass Ozzy tatsächlich im Studio alles ohne gewaltige technische Eingriffe eingesungen hat. Dieser Umstand mag dem Musik-Mainstream, dem auch Ausfälle wie seinerzeit das grauenvolle „Dreamer“ gefallen haben, völlig am Allerwertesten vorbeigehen, wer jedoch musikalische Authentizität schätzt (und dazu kann man weite Teile der Rock- und Metal-Szene zählen!), wird beim Hören des Albums immer diesen sehr starken Beigeschmack haben. Was die Songs betrifft, bewegt sich das Allermeiste zwischen leidlich hörenswertem und gutem Niveau, wobei man natürlich einmal mehr auf Killer der Marke „Crazy Train“, „Mr. Crowley“ oder „Perry Mason“ verzichten muss; aber wer hätte ernsthaft etwas Gegenteiliges erwartet?! Mit dem nach vorne rockenden Opener „Straight To Hell“, dem gelungen sein Tempo variierenden „Goodbye“, dem melodischen „Under The Graveyard“, dem mit „The Wizard“-Gedächtnis-Mundharmonika eingeläuteten „Eat Me“ und dem treibenden „Scary Little Green Man“ kann „Ordinary Man“ ordentlich punkten, während das links rein und rechts wieder rausgehende „All My Life“, der von Elton John (!) begleitete Titelsong (an dieser Stelle wieder kein dummer Witz…), die banalen Halbballaden „Today Is The End“ und „Holy For Tonight“ sowie das flotte „It´s A Raid“ und das abschließende, poppige, gruselig anmutende Experiment „Take What You Want“ (beide feat. Post Malone – kann man machen, muss man aber nicht…) nach unten abfallen und  gerne in der Schublade hätten überdauern dürfen. Am Ende ist „Ordinary Man“ keine Vollkatastrophe, überrascht stellenweise sogar positiv, aber eine essentielle Scheibe einer Rock-Legende, zumal unter dem Verdacht des großen Studio-„Facelifts“, hört sich definitiv anders an.

Ordinary Man


Cover - Ordinary Man Band:

Ozzy Osbourne


Genre: Hard Rock
Tracks: 11
Länge: 49:26 (CD)
Label: Smi Epc
Vertrieb: Sony Music