Review:

Élan

(Nightwish)

Mit "Èlan" sind NIGHTWISH zurückgekehrt! Die mit TARJA TURUNEN zu einer der erfolgreichsten Symphonic Metal Bands gewordene Legende stürzt sich über Kopf und mit viel Schwung ("èlan") in Kapitel Nr.III, nachdem Kapitel Nr. II mit Anette Olzon tragisch endete. Dieses Kapitel Nr. II, in dem sich NIGHTWISH mit "Dark Passion Play" und (abschließend) "Imaginearum" immer mehr in Richtung Filmmusik entwickelte. Zunehmender Bombast und Orchester schien hier das, was NIGHTWISH mit Tarja einst ausmachte - nämlich die Härte des Metal mit grandioser Gesangsleistung - zu ersetzen. Das hat auch teils und vor allem durch die stimmliche Unterstützung von Marco Hietala hervorragend funktioniert - war nur eben nicht mehr mit dem NIGHTWISH zu vergleichen, das man kennen lernte. Fakt ist und war: Thoumas Holopainen schneidert seine Musik stets passend zur Sängerin, wesshalb Anette bei alten NIGHTWISH-Titeln live stets und leider versagte und wesshalb NIGHTWISH sich sehr änderte.

Kapitel Nr. III: Floor Jansen bei NIGHTWISH? Das passt ja super! Anders als Anette Olzon ist diese Floor Jansen nämlich keine Unbekannte im Metal-Geschäft, konnte sie sich doch mit AFTER FOREVER, sowie ihrem Nebenprojekt REVAMP schon einen Namen erspielen. Überdies unterstützte sie die bayrischen Black Metaller DARK FORTRESS 2010 bei der Live-Performance von "Wraith". Sehr cool. Und auch auf live wusste Floor Jansen sehr zu überzeugen, lieferte sie nicht nur optisch ein sehr gutes Bild ab, sondern schaffte es auch alte NIGHTWISH-Songs wie "Dark Chest Of Wonders", "She Is My Sin", "I Wish I Had An Angel" und "Bless The Child" wesentlich besser zu performen. Mit "Èlan" an ein neues Metal-Album alter Härte? Weniger Pop dank Metal-Front-Sängerin? Man kann es hoffen. Ich hoffe es. Immer noch!

Doch wie gewohnt (und seit '97 konsequent durchgezogen) kommt erst einmal die Single. Im Fall von "Èlan" eher eine Maxi, hat man es hier doch mit drei Versionen des Titels ("normal", "alternate" und "radio"), sowie dem nicht auf dem kommenden Album "Endless Forms Most Beautiful" erscheineden Lied "Sagan" zu tun. So bietet "Èlan" verständlicher Weise weniger Abwechslung als die "Single" "Bless The Child" oder auch die Single "Walking In The Air" mit immerhinn drei Songs. Nun, so erhalten NIGHTWISH die Spannung, die dem Album gebührt aufrecht. Handelt es sich bei "Èlan" um das ruhigste Stück des kommenden Albums? Ich gehe stark davon aus. "Eva", "Walking In The Air", "Nemo" und "Eva" sprechen jedenfalls dafür. Erwartet hätte ich trotzdem (aus welchem Grund auch immer) etwas rockigeres.Jedenfalls beginnt das orginale "Èlan" mit dem markanten Flötenspiel ("The Islander"??) des neuen Band-Mitglieds Troy Donokley. Trotzdem kommt "Èlan" überraschend altagstauglich, wenn nicht gar poppig daher. In der orginalen Version entfaltet sich Floors Stimme kaum, Schlagzeug, Gitarren und Orchester bleiben dezent. Ein Wenig austauschbar erscheint "Élan" auf den ersten Blick - wenig Orchester, wenig Soli, wenig metallische Härte (in Schlagzeug und Gitarre) und keinen Quick-Start-Ohrwurm ála "Over The Hills", "I Whish I Had An Angel", "She Is My Sin" hat man hier... Wahrlich dezentes Keyboard, dezentes Keyboard un der (leider nicht voll ausgekostete) Gesang stehen hier im Vordergrund. Auf den ersten Blick weder ein Griff ins Klo, noch erfüllte Erwartungen.

Auf den zweiten, dritten, ... xxx Blick wird die Single jedoch immer besser. Klar, das ist kein Metal was wir hier hören. Doch das, was bestenfalls als Rock durchgeht ist in sich wirklich stimmig. Keine Rock-Oper, keine hoch komplexen Melodien, kein Ausnahme-Gesang und kein NIGHTWISH wie zu Zeiten der Jahrtausendwende. Doch was wäre NIGHTWISH ohne Überraschungen? So ist  "Èlan" bewusst einfach gehalten, um mit primitivsten Mitteln im Kontrast zu den Lyrics zu überzeugen. Je öfter man "Èlan" hört, die Lyrics ließt und begreift was Holopainen uns hier sagen will, desto perfekter wird das Stück - auch wenn man da mit etwas Härte, Kraft und Metall noch einiges hätte rausholen können. Einiges davon zeigt uns die "alternate" Version des Songs mit variablerem Gesang und mehr  Dramatik. Die Radio-Version finde ich da eher überflüssig.

"Sagan" in sich fällt noch mehr als "Èlan" in alte NIGHTWISH-Wurzeln zurück, der Gesang wirkt hier variabler und kräftiger, das Schlagzeug hat mehr Druck, und die Flöte ist weniger präsent. Jedoch ist auch "Sagan" auch eher wenig Metal und dürfte die Single (mit dem schicken Absturz-Cover)  so auch für Nicht-Metal-Fans interessant machen. Wie gesagt, insbesondere das Schlagzeug und die episch ausschweifenden Melodien fehlen. Ich hoffe, das wird auf dem Album kompensiert werden. Ansonsten ist "Èlan" mit Sicherheit nicht die schlechteste Zutat um ein neues Kapitel zu beginnen.

Für Fans von neuer sowie alter NIGHTWISH.

 

Élan


Cover - Élan Band:

Nightwish


Genre: Melodic Metal
Tracks: 04
Länge: 18:0 (Maxi)
Label: Nuclear Blast
Vertrieb: Warner