Review:

Nyctophilia

(Nervochaos)

Denkt man an Brasilien, fallen dem Normalbürger spontan der Karneval in Rio, fußballspielende Nutten oder "Tanze Samba Mit Mir" ein; der Metaller hat sofort und ausschließlich frühe SEPULTURA oder genau so frühe SARCÓFAGO im Sinn, die bis heute die wohl wichtigste kulturelle Front des südamerikanischen Sonnenstaates bilden. Zu einer Zeit, als diese beiden Vorreiter ihr kreatives Pulver bereits verschossen hatten (1996 - nach "Roots" kam ja nix Essentielles mehr, bei den anderen war es noch früher), traten NERVOCHAOS auf die Bühne und lieferten bis heute sechs Alben ab, denen sich mit "Nyctophilia" nun Langspieler Nummer Sieben anschließt. Aber statt räudigem Thrash hat sich das Quartett um Schlagwerker und Gründungsmitglied Eduardo Lane sehr groovigem, dabei jedoch ansprechend melodischem Death Metal verschrieben, der wenig technisch, dafür sehr eingängig daherkommt und stellenweise an frühe (spät machen einfach viele Bands nix Dolles mehr!) SIX FEET UNDER oder mitunter sogar an frühe (ich weiß, ich weiß...) DEBAUCHERY erinnert, als sie noch kein Comedy-Act waren. Nach dem ersten Hören kommt "Nyctophilia" sogar reichlich unspektakulär daher, aber spätestens nach dem dritten Durchlauf kristallisieren sich ein paar Treffer wie "Ritualistic", "Ad Majorem Satanae Gloriam", "The Midnight Hunter", "Rites Of The 13 Cemeteries", "Vampiric Cannibal Goddess" oder "World Aborted" heraus, die zwar alle etwas unter einer dumpfen, sterilen Produktion leiden, Fans von kurzweiligem Old-School-Todesstahl aber bedenkenlos gefallen könnten. Zieht man hinzu, dass NERVOCHAOS "Nyctophilia" mit einem fast komplett grundrenovierten Line-Up eingespielt haben, dann stellt das Album einen echten Achtungserfolg dar, bei dem ich mir vorstellen kann, dass die Songs vor Allem live richtig gut knallen. Weiter so!

Nyctophilia


Cover - Nyctophilia Band:

Nervochaos


Genre: Death Metal
Tracks: 13
Länge: 43:32 (CD)
Label: Greyhaze Records
Vertrieb: Plastic Head