Review:

Werk 1: Nachtfall

(Marienbad)

Side-Projects von EISREGEN-Musikern sind meist mit Vorsicht zu genießen, siehe EISBLUT oder TRANSILVANIAN BEAT CLUB, die stets irgendwo zwischen arger Gewöhnungsbedürftigkeit und akustischem Sondermüll pendeln und längst nicht das hohe kreative Niveau der Hauptband preisgeben. MARIENBAD nennt sich die neue Schmiede der beiden EISREGEN-Gründer Michael Roth und Yanit, die hier ein Stück der tschechischen Geschichte aufarbeiten. Allein schon durch Roths Gesang mit dem rollenden "R" erinnert "Werk 1: Nachtfall" (der Titel deutet bereits eine Fortsetzung an) natürlich sofort an die Hauptband, aber MARIENBAD klingen sogar noch einen Tick düsterer und vor Allem doomiger, leider auch etwas monotoner. Musikalisch Herausragendes sucht man definitiv woanders, aber allein durch das textliche Konzept, das sich um die Stadt Marienbad, unter Anderem das Massaker am Bahnhof zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs ("Endbahnhof"), ein gruseliges altes Haus ("Die Gelbe Villa Der Selbstmörder") sowie einen Zirkel von zwölf Stadtbewohnern dreht, die diesen zum Untergang in einem Stausee verdammten Ort auch über den Tod hinaus nicht verlassen wollen ("Wasserwall"), wird das Album tatsächlich gewohnt morbide und sogar originell - für Hörer, die den Sound der Jungs bereits gewohnt sind und mögen. Alle anderen sollten besser die Finger von "Werk 1: Nachtfall" lassen, denn das Album ist für Unbedarfte sicher eine Spur zu trashig (ohne "h"!) und schwer genießbar. Zeitgleich wird die Scheibe noch in einer 1:1 übersetzten englischen Fassung angeboten, die jedoch außer beinhärtesten Ultra-Fans wirklich keine Sau haben muss, da das hauptsächlich von den Texten lebende Werk seinen Reiz ohne Muttersprache (Michi Roth in Englisch klingt komisch) fast vollständig einbüßt. Oder um Herbert Grönemeyer zu zitieren: "Was soll das?!".

Werk 1: Nachtfall


Cover - Werk 1: Nachtfall Band:

Marienbad


Genre: Metal
Tracks: 8
Länge: 45:23 (CD)
Label: Massacre Records
Vertrieb: Soulfood