Review:

Cravallo Grande

(Killing Game Show)

TIPP
"Cravallo Grande" ist einer von zwei Teilen des Doppeldeckers welcher die musikalisch schwer einzuordnende Combo KILLING GAME SHOW aus dem hessischen Taunus (gibt’s denn auch einen anderen Taunus?) der Prog-Gemeinde um die Ohren haut. Den Part unter dem Titel "Unisono Mafioso" hat vor kurzem schon Kollege Maio durch die Mangel gedreht. "Cravallo Grande” ist im Vergleich dazu härter ausgefallen. Und ob das Ganze nun ein echtes Doppelalbum ist oder doch zwei zur gleichen Zeit veröffentlichte Alben kann/soll/muss jeder selbst entscheiden (was es auch nicht einfacher macht). Aber jetzt mal zu "Cravallo Grande": Nach dem doch etwas eher Artrock-mäßigen und mit Psychedelic-Anleihen versehenen Beginn ("Overboard), schlägt Song Nummer Zwei "P.S." in die richtige Kerbe - nämlich die des gitarrenorientierten harten, zeitweise gar metallischen Progrock (derweil die Gitarren doch den Verdacht aufdrängen, das die Jungs sich öfters mal eine Grunge-Scheibe reinpfeifen). Das nachfolgende "Angel" mit seinem hammondmäßigen Keyboardpassagen (welche sich wohltuender Weise nicht in den Vordergrund drängen) und den knarrenden Gitarren geht trotz seiner Verspieltheit sofort ins Ohr. KILLING GAME SHOW würzen Ihren auf "Cravallo Grande” doch recht heftigen Progrock gekonnt mit anderen Stilrichtungen - vielfache Anleihen von siebziger Artrock über Metal bis Stoner werden verarbeitet ohne gnadenlos zitiert zu werden - ein wahrer Genuss diese Experimentierfreudigkeit. Mit dem Prog-Lehrstück "Secrets" (Tempowechsel, eingebaute Keyboard-Spielereien, harte Gitarren - keine einfache Kost - aber es rockt) ist im Mittelteil der CD ein echter Oberhammer versteckt. Vor allem bei dem treibenden "Pyromaniac" fällt auf, dass Bassist und Sänger Marian Linhart wohl einige RUSH-Alben im Regal zu stehen hat. Oft sind ja bei Bands aus dem Underground die Gesangesleistung einer der Kritikpunkte - hier haben KILLING GAME SHOW, neben den ausgereiften Kompositionen, abwechslungsreichen Arrangements und deren musikalischen Umsetzung, ebenfalls bereits ein hohes Niveau erreicht. Manche mit einem Vertrag ausgestattete Combo würde da ganz schön in Schwitzen kommen. Der Abschluss macht dann ein entspanntes "Planet End", das stilistisch wieder in Richtung Artrock Marke Spock’s Beard & Co. tendiert. Die wirklich grandiosen Scheiben "Cravallo Grande" und "Unisono Mafioso" gibt es einzeln oder im heftigen Doppelpack auf der Homepage der Band killing-game-show zu erwerben. Wer mal was richtig gutes vom sogenannten Underground durch die heimischen Boxen rauschen lassen möchte, sollte unbedingt mal bei KILLING GAME SHOW reinschauen; oder noch besser: reinhören.

Cravallo Grande


Cover - Cravallo Grande Band:

Killing Game Show


Genre: Progressive
Tracks: 8
Länge: 36:46 (CD)
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