Review:

Synergy

(Extol)

TIPP
Seit 1994 geistert diese norwegische Band nun schon durch die Hartwurst-Szene, konnte, außer ein paar Achtungserfolgen, noch keinen echten Blumentopf gewinnen und spielte eine eher untergeodnete Rolle. Fast zehn Jahre später gibts skandinawische Krawalltruppen an jeder Ecke und in Zeiten wie diesen muß sich eine Band richtig ranhalten, wenn sie nicht komplett begraben werden will. Und Ersteres haben die Jungens von Extol mit ihrem neuesten Streich "Synergy" geschafft. Anstatt sich in die Legionen von mittelprächtigen Bands einzureihen, die mehr schlecht als recht Originalen wie In Flames, Dark Tranquillity oder Arch Enemy nacheifern, sind Extol an der letzten Kreuzung abgebogen und fahren nun auf gänzlich ungewohntem Terrain. Und das neue Material weiß echt zu verblüffen, denn der Stil, astreiner Techno-Thrash mit starkem progressivem Einschlag, gilt seit Jahren als ausgestorben. Man denkt unweigerlich an große Namen wie Anacrusis, Hades oder Death. Zwar haben Extol ihre Mischung mit genügend Elementen aus ihrer nordischen Heimat angereichert, aber der Einfluß der alten Frickelmeister ist dominant. Dazu werden zeitgemäße Zutaten serviert wie der Kreischgesag von Peter Espevoll, gemischt mit cleanen Parts vom zurückgekehrten Gitarristen Ole Borud, und für den Song "Paradigms" konnte man mit Maria Solheim (die ich bis jetzt nicht kannte) eine bekannte norwegische Pop-Sängerin gewinnen. Noch ein Gewinn für die Band war die Zusammenarbeit mit Cover-Ikone Hugh Syme, der das Album edelst verpackt hat, wie vorher schon ca. 20 Rush-Jahrhundertwerke, nur um ein Beispiel zu nennen. Eine Warnung allerdings geht an alle Easy-Listeners unter Euch, denn diese Scheibe ist alles andere als eingängig, sondern Vertracktheit pur. Während ich diese Zeilen dahintippe, läuft die Platte bei mir schon das x-te mal und ich entdecke immer noch Stellen, die mir bis jetzt noch gar nicht aufgefallen sind. So kann man mit "Aperture" sogar eine Akustikballade(!) ausmachen, die auf geniale Weise überhaupt nicht ins Gesamtkonzept paßt und so beweist, daß hier nichts verboten zu sein scheint. Einzelne Songs qualitativ hervorzuheben ist müßig, da sie alle hervorragend sind und man dieses Werk im Ganzen genießen muß. Für Fans verschachtelter Mucke (zu denen ich mich auch zähle), die seit Ewigkeiten nach neuem Material gieren, ist das Album eine echte Offenbarung. ...Und sicher werde ich bald in Verdacht geraten, zu viele "Tipps" zu verteilen, aber –fuck- was solls? Wenn nicht für solche Platten, wofür dann?

Synergy


Cover - Synergy Band:

Extol


Genre: Progressive
Tracks: 11
Länge: 42:43 (CD)
Label: Century Media
Vertrieb: Century Media