Review:

Decadent Light

(Evolve IV)

Rein beim ersten Lesen des Bandnamens könnte man denken JEAN MICHEL JARRE hat mal wieder ne neue Scheibe draußen, denn diese britisch-amerikanische Formation nennt sich ähnlich wie ca. 99% der Alben des Franzosen. Aber dann ist schnell klar dieses Album „Decadent Light“ kommt von ProgRock Records und ist natürlich ganz weit entfernt von monströsen Keyboardorgien. Vielmehr bietet diese Musik... ich würdee es jetzt mal Easy Listening Songwriter Prog Rock nennen. Ein Mix aus STEVE MILLER BAND, DIRE STRAITS, DOOBY BROTHERS (siehe u.a. „Must Have Been The Future“) und BOB DYLAN (vor allem wegen des eher unspektakulären, recht flachen Gesangs).

Zu diesem Debütwerk hat man sich per Internet gefunden, die beiden Hauptprotagonisten sind Peter Matuchniak (Gitarre und Tasteninstrumente) und Michael Eager (Gesang und Rhythmusgitarre) und haben sich neben Bass, Drums noch ein paar Gastmusiker (u.a. Violine, Flöten, Saxophon sowie weibliche Sphären-Leads) mit dazu geholt.
Wie schon angedeutet geht es hier recht traditionell zu: Ein wenig 70er Jahre-Rock kombiniert mit Folk- und Country sowie diesen Songwriterfeeling, das immer mal wieder bei den einfacheren Songs durchklingt. EVOLVE IV haben hier auf Spielzeit ein paar ganz coole Tracks zusammengebastelt, mit viel Retroflair aber auch der deutliche Versuch diese eher vergangenheitsorientierte Musik mit neuen bzw. ungewöhnlichen Ideen zu kombinieren ist erkennbar.

Im Endeffekt ist der Sound nur wenig spektakulär aber ganz gut anzuhören, die Refrains sind nicht übel, nicht zu einschmeichelnd der relativ gleichförmige Gesang von Eager plätschert zwar oft nur so vor sich hin, aber er kann im Gegensatz zum erwähnten BOB DYLAN wenigstens einigermaßen singen. Die Songs an sich sind meist eher schlicht gehalten, an der ein oder anderen Stelle werden etwas längere Gitarrensolos wie z.B. bei dem recht abwechslungsreichen „War“ eingestreut. Das zunächst leicht psychedelisch angehauchte „Listen Up“ mit Saxophonklängen entwickelt hinten raus sogar ein leicht jammiges Finale. Dann kommen wieder solche eher biedere Sachen wie „Judgement Day“ mit einfachen Songstrukturen al la TRAVELLING WILBURYS aber auch etwas furioseren Gitarren als bei dieser All-Star Band. „Baby Comeback“ mit Violineneinsatz ist so eine Art handzahmer Folkrock. Recht cool hingegen ist das improvisiert wirkende „Rolling Along“ mit diesen tollen weit-sphärischen weiblichen Lauten im Hintergrund und dann wieder diesen üppigen Gitarren. Überhaupt scheinen auch PINK FLOYD mit ihren Einfluss bei den Herren ausgeübt zu haben, die ein oder anderen Hommage-Momente sind deutlich. Produktionstechnisch klingt die Scheibe zwar ganz solide aber alles wirkt irgendwie sehr brav ohne die großen songlichen Höhepunkte, so dass bei mir vom Dargebotenen irgendwie auch ein gewisses Independent-Feeling aufkommt. Nicht schlecht, aber auch nicht weltbewegend - klar das ein oder andere aus dem typischen Rahmen fallende gönnt man sich dann schon, aber keine Flickereien. Man bietet insgesamt eher schlichtes Handwerk. Es läuft alles so mehr nebenbei an einem vorbei, viel hängen bleibt da eher nicht. Die zuvor genannten Vorbilder aus der Vergangenheit sind omnipräsent, die selbst genannten neuen Einflüsse von Kapellen wie COLDPLAY, KILLERS oder gar RADIOHEAD kann ich (leider) allerdings in keinster Weise irgendwo heraushören. Wer also wirklich Neues im Sinne von Progressive erwartet wir hier enttäuscht sein. Selbst für Rockverhältnisse fehlt es „Decadent Light“ einfach am nötigen Biss, das ist mit zuviel Easy Listening Pop Rock ohne Langzeitwirkung.

Decadent Light


Cover - Decadent Light Band:

Evolve IV


Genre: Rock
Tracks: 11
Länge: 50:34 (CD)
Label: Progrock Records
Vertrieb: SPV