Review:

Withering To Death

(Dir En Grey)

Visual Kei ist eine Spielart der modernen Rockmusik welche in Japan die größten Hallen ausverkauft (und dies mittlerweile in ganz Ostasien tut) und DIR EN GREY sind das Aushängeschild dieser Szene. Beim ersten Ausflug in europäische Gefilde brachten es die fünf Japaner gar fertig die Berliner Columbiahalle in Frühjahr 2005 innerhalb weniger Tage auszuverkaufen - und das ohne jegliche Werbung. DIR EN GREY in eine der bestehenden Schubladen einzuordnen sollte man tunlichst unterlassen. Musikalisch mixen DIR EN GREY eine Vielzahl von Stilrichtungen - von hartem Emocore über progressiven Metal bis zu an Hardrock und Pop grenzenden Songs bzw. Songelementen einschließlich dem Wechsel zwischen harten Growls und cleanen Gesangspassagen, welche auch mal ganze Songs dominieren. Dazu gehören dann noch eine recht extreme Bühnenperformance mit dazugehörigen Klamotten und vor allem viel Schminke. Dabei geht es hier nicht um eine Hype á la "Tokyo Hotel" (was vor allem die überwiegend junge Fanschar vermuten lässt), dafür sind DIR EN GREY schon zu lange auf dem heimischen Markt präsent (seit 1998) und mega-erfolgreich, noch um eine Bewertung unter dem Zeichen der Weltoffenheit und mit Exotenbonus. Visual Kei vereint neben der musikalischen Ausrichtung auch einen gewissen Lebensstil, der im asiatischen Raum eben auch durch jene Songs seinen Ausdruck zu finden scheint. Dementsprechend beschäftigen sich die Lyrics in erster Linie mit schmerzvollen bis düsteren Gefühlen und deren Verursachung durch menschliche Schwächen - was sich trotz aller auftretenden Härte in einer melancholischen Grundstimmung des Albums ausdrückt. Anspieltipps: Das heftige, mit diversen Schreiattacken versehene "Saku", das traurig-melodische, semiakustische und mit gehörigem Pop-Appeal ausgestatte "Itoshisa Ha Fuhai Nitsuki", das direkt folgende, fast schon an harten Ska angelehnten "Jesus Christ R’n R", die abwechslungsreiche, mit nahezu sphärischen Gesang und derben Grunts versehene Single "The Final" und die gefühlvolle Depri-Ballade "Higeki Ha Mabuta Wo Oroshita Yasashiki Utsu". Wer sich mit alternativer Musik abgibt und offen für Neues ist, sollte also ruhig selbst mal reinhören und sich seine Meinung bilden. Vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig (auch durch die größtenteils japanischen Vocals) - aber vor allem genannte Tracks durchaus hörenswert.

Erleichtert wird er Zugang zu "Withering To Death" durch eine mit den deutschen Übersetzungen versehene Ergänzung des ansonsten aus den japanisch-englischen Texten (einschließlich der japanischen Schriftzeichen) bestehenden Booklet.

Withering To Death


Cover - Withering To Death Band:

Dir En Grey


Genre: Alternative
Tracks: 14
Länge: 51:20 (CD)
Label: Gan-Shin Records
Vertrieb: Universal