Review:

The Vinyl Collection (7-LPs)

(Deep Purple)

Den Sammlern und Fans rockender Töne wird im Rahmen des Vinyl-Revivals zusehends weiteres Material angeboten. Universal kommt jetzt also Anfang 2016 mit „The Vinyl Collection“ der Altvorderen von DEEP PURPLE um die Ecke. Darin enthalten sind die sieben zwischen 1972 und 1987 veröffentlichten Studio-Alben „Machine Head“, „Who Do You Think We Are“, „Burn“, „Stormbringer“, „Come Taste The Band“, „Perfect Strangers“ und „The House Of Blue Light“. Allesamt von den originalen Mastertapes remastert und im Originalcover, mit guten Einlegern und auf 180gr-Vinyl gepresst - was dem Soundgenuss Genüge trägt. Ein Downloadlink für die dazugehörigen digitalen Dateien liegt jeder LP ebenfalls bei.
Die sechste DEEP PURPLE-Scheibe „Machine Head“ kündigte sich nach zwei straken Vorgängerwerke schon als Meilenstein an – was es dann auch war. Ein Album das jeder Hard Rock und Metal Fan als Grundessenz unserer Musik kenne sollte. Ohne Ausfälle und mit überragendem wie „Highway Star“, „Lazy“ oder dem Song mit dem Jahrhundertriff – „Smoke On The Water“. Aber auch Songs wie „Space Truckin‘“ oder „When A Blind Man Cries“ waren und sind einfach nur überragend. Das kommerziell erfolgreichste und wohl auch beste Album der MK II-Besetzung (Ian Gillan, Ritchie Blackmore, Roger Clover, Jon Lord, Ian Paice). Solch ein Album ließ sich nicht wiederholen, so daß das in gleicher Besetzung eingespielte „Who Do We Think We Are“ (1973) den ganz großen Erfolg missen ließ. Trotz des Hits „Woman From Tokyo“ und guten Songs (zum Beispiel „Smooth Dancer“ und „Rat Bat Blue“) schien die meist bluesigere Ausrichtung und die doch zunehmend aufs Songwriting durchschlagende internen Querelen dem Erfolg abträglich (Ian Gillian und Roger Clover verließen die Band). Die Gitarren verlieren hier das Duell gegen Hammond und Rhythmus doch deutlich. Ein Album das man nicht unbedingt haben musste, auch wenn es durchaus unterschätzt wird.
Es folgen 1974 die beiden Alben „Burn“ und „Stormbringer“ mit dem neuen Sänger David Coverdale – der als Stimmwunder galt und nach seiner Zeit bei DEEP PURPLE ja mit WHITESNAKE großen Erfolg hatte - die Grundlage dazu waren auch sicher jene zwei Alben aus dem Jahre 1974. Allein der Titeltrack von MK III-Album Nummer 1 „Burn“ eine vorweggenommene Blaupause für den späteren Speed- und Power-Metal ist die Anschaffung wert. Allerdings ist „Burn“ nicht typisch für das Album – denn mit Coverdale’s bluesiger Stimme am Mikro und Glenn Hughes funkiges Spiel veränderte sich der Sound der Band – neben viel Blues wurden auch Soulparts Bestandteil der Songs. Neben „Burn“ sticht vor allem das intensive, überlange „Mistreated“ (genialer Gesang) heraus. Weitere Highlights sind sicher das melodische „Might Just Take Your Life“, das atmosphärische „Sail Away” und der Rocker „You Fool No One”. Das im gleichen Jahr noch veröffentlichte „Stormbringer” verstärkt die Blues-, Funk- und Souleinflüsse, hat bis auf den den schnellen Titeltrack und „Lady Double Dealer“ kaum rifforientierte Songs (wohl auch ein Grund das Ritchie Blackmore danach DEEP PURPLE verließ und RAINBOW gründete); dafür aber die x-mal gecoverte Jahrhundertballade „Soldier Of Fortune“. Auch das etwas traurig „The Gypsy“ und „High Ball Shooter“ (funkig eingängig und mit klasse Orgel) darf mal als Klassiker bezeichnen. Sicher ein eher unterschätztes Werk.
Mit ihrem zehnten Album „Come Taste The Band“ folgte dann der kommerzielle Tiefpunkt und folgerichtig auch das vorläufige Ende von DEEP PURPLE. Vor allem Hughes und neu-Gitarrist Tommy Bolin kämpften mit Drogenproblem, was wohl auch die ganze Band nach unten zog. Noch mehr Funk und Soul, noch weniger Gitarrenriffs und Orgel - nur die Ballade „You Keep On Moving” darf man hier als überragend bezeichnen. Für mich mit das schwächste der Diskografie.
Album Nummer elf folgte dann Jahre später – besser gesagt 1984 und war in der klassischem MK II–Besetzung eines der Highlight des Jahres. „Perfect Strangers“ war ein kaum für möglich gehaltenes unverbraucht klingendes Werk, voller starker Gitarrenriffs und toller Orgel-Soli. Bereits der Opener „Knocking At Your Back Door“ knackte die Charts und wurde zusammen mit dem Singlehit „Perfect Strangers“ zum neuen Signatursound von DEEP PURPLE. Das der genannte Titeltrack ähnlich den starken Songs „A Gypsy’s Kiss“, „Nobody’s Home“ oder „Mean Streak“ eine Mixtur aus dem klassischen PURPLE-Sound der Anfang 70er und dem Zeitgeist der 80er entsprechenden Parts war (RAINBOW lassen grüßen) war nicht jedem Altfan recht – verschaffte der Band aber in Kürze wieder ihren alten (kommerziellen) Status. Und mit „Wasted Sunset“ hatte man Ian Gillian auch wieder eine klasse Ballade auf den Leib geschrieben – so dass hier auch (fürs erste) Ruhe einkehrte. Ganz, ganz starkes Comeback. Bereits der Nachfolger „The House Of Blue Light“ in 1987 hielt dem Bandinternen Spaltpilz aber nicht stand. Blackmore experimentierte mit Gitarrensynthesizer, Paice mit elektronischem Schlagzeug, die Songs wurden weniger zusammen komponiert als partsweise zusammen gesetzt und glatt gebügelt. Trotzdem sind zum Beispiel der Ohrwurm „Bad Attitue”,das sehr gute  „Strangeways“, der Rocker „Mad Dog“, „Dead Or Alive“ und das kommerzielle „Call Of The Wild“ klasse Tracks, die aber deutlich den 80er-Zeitgeist in sich tragen. Das es nach der Tour zu „The House Of Blue Light“ zum erneuten Rauswurf von Gillian kam ist bekannte Geschichte.
Alles in allem eine gute Sache, wobei ich für meinen Teil hier noch die beiden Vorgänger-LPs „Deep Purple In Rock“ und „Fireball“ vermisse - dann wäre das eine perfekte Sache gewesen. Denn alles was nach 1987 kam war wohl nicht schlecht, konnte aber bis auf das unterbewertete „The Battle Rages On“ nur bedingt mithalten oder zeigte eine „andere“ sich entwickelte Band. Insoweit dürfte das eine oder andere DEEP PURPLE-Vinyl aus dieser Collection eine Sammlung vervollständigen – denn es gibt die Alben auch einzeln zu erwerben. „The Vinyl Collection“ im Ganzen ist aber sicher eher den Nerds und Sammlern vorbehalten.

The Vinyl Collection (7-LPs)


Cover - The Vinyl Collection (7-LPs) Band:

Deep Purple


Genre: Hard Rock
Tracks: -
Länge: 0:0 (LP)
Label: Universal Music
Vertrieb: Universal Music