Review:

Systemstörung: Die Geschichte von Noise Records

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„Es war nicht alles super, aber ohne Noise wären wir nicht da, wo wir heute sind.“ Diesen Satz kann der Leser dieses Buches nicht mehr sehen, er fällt schlichtweg zu oft -  wenn er auch stimmen mag. Der amerikanische Autor David E. Gehlke skizziert das Leben von Labelchef Karl-Ulrich Walterbach und den Werdegang seiner Labels AGR und Noise Records. Das ist auf der einen Seite superinteressant, egal, ob man damals schon dabei war oder nicht. Die wichtigsten Bands kommen zu Wort, der Meister selbst auch. Es gibt viele O-Töne, angeblich ungeschönt, leider auch einige Doppler und kleine Fehler  Pretty-Maids-Fans, aufgepasst!) – kann aber passieren. Und, und das liegt nicht an der guten Schiffmännchen Übersetzung – es ist irgendwie so hausbacken geschrieben, so ohne Ecken und Kanten. Und dennoch: Die 500 Seiten auf Basis von 75 Exklusivinterviews geben einen tollen Eindruck der Metal-Geschichte, es kommen Musiker von Helloween, Rage, Kreator, Running Wild und Tankard, Hellhammer, Celtic Frost, Hammercult, Voivod und vielen anderen zu Wort und gibt eine ungewöhnliche Perspektive für die Fans frei.  Vor allem Kai Hansen und Herr Fischer sind hier besonders hervorzuhaben. Was bleibt: Der Herr Walterbach wird auch nach der Lektüre sein Charisma des rücksichtslosen Geschäftsmannes nicht los und zerstört das Metal-Ideal – und das romantisierte Bild dessen - ein weiteres Mal. Aber das war ja vorher klar. Dazu gibt es eine Noise-Discographie, ein Kürsch-Vorwort und vor allem zeitgenössische Fotos. Und die sind mal richtig geil. Trotz kleiner Mängel ist das Buch insgesamt ein spannendes, beinahe historisches Zeugnis geworden. War ja auch nicht alles super, was damals passierte.

Systemstörung: Die Geschichte von Noise Records


Cover - Systemstörung: Die Geschichte von Noise Records Band:


Genre: Metal
Tracks: 500
Länge: 60000:1 (Buch)
Label: Iron Pages
Vertrieb: SPV