Review:

The Never Ending Illusion

(Daedalus)

Die äußeren Faktoren dieses zweiten Albums von DAEDALUS sind schon mal absolute stimmig, das Coverartwork ist wirklich gut gemacht, kein Wunder denn Mark Wilkinson (war u.a. schon für die „alten“ MARILLION, JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN oder BULLET FOR MY VALENTINE tätig) hat wiedermal zugeschlagen. Der Sound sowie die Produktion sind ebenfalls sehr gut gelungen, auch hier wurde kein so ganz Unbekannter von den italienischen Progies ausgewählt: ROLAND GRAPOW seines Zeichens Ex-Gitarristen von HELLOWEEN hat hier seine erfahrenen Finger an den Reglern im Spiel.
Man hat sich etwas Zeit gelassen und erst jetzt 5 Jahre nach dem Debüt wieder etwas neues auf die Menschheit losgelassen. Das Ergebnis "The Never Ending Illusion" ist eine absolute Steigerung zum Vorgänger und kann sich im internationelen Vergleich durchaus sehen lassen. Die Scheibe überzeugt mehr als sie schwächelt, wenn auch nicht gleich nach den ersten Durchläufen. Denn es gibt es schon noch den in oder anderen leichten Hänger was die Kompositionen angeht, aber stilistisch liefern DAEDALUS sehr soliden Prog Metal manchmal in etwas abgeschwächter Rockattitüde ab. Das ganze klingt frisch, meistens sogar relativ locker und weniger technisch verkrampft. Auch den Tendenzen vieler Kapellen in diesem Bereich, etwas mehr in die härtere Ecke abzudriften, hat man sich hier erfolgreich verweigert.

Die Stimme des neuens Sängers Davide Merletto trägt sehr viel dazu bei, dass man sich diese Scheibe immer wieder gerne anhört, er besitzt ein angenehm warmes Timbre irgendwo zwischen James Labrie (DT) und Ted Leonard (ENCHANT) ist sehr variabel, so dass auch höhere und einfühlsamere Parts kein Problem für ihn darstellen. Einen Akzent wie bei vielen Italobands meist deutlich heraushörbar ist hier absolut nicht ausmachen. Man traut sich sogar die sehr emotionale "Mare Di Stele" am Schluß sogar in reinstem italienisch vorzutragen und gewinnt absolut. Der Track mit einem schönen akustischen Vorspiel und klasse Solo in der Mitte verkommt dabei nicht wie zunächst befürchtet zur Giotto oder Kaffeewerbeuntermalung sondern hat wirklich den gewissen Kick. Die andere Ballade „Cold Embrace“ ist auch net so übel (vor allem die Bläserparts) aber hinten raus etwas zu lang geraten, vor allem die gezogenen Vocals sind wirklich net so der Bringer. An ihren Instrumenten haben es die Herren wirklich drauf, handwerklich fundiert gibt es viele klasse Gitarrenparts mit neoprogartigen Solis, sehr abwechslungsreiche Keyboardarrangements sowie Tastenklänge an sich zu hören. Trotz der vorhandenen musikalischen Dichte siegt hier letztlich meist der Song, so dass die Platte doch irgendwie relaxt und nicht zu betont gewollt klingt.

Vom Klangbild herrscht zwar meist eine ganz leichte Melancholie vor, es wirkt aber trotzdem nicht zu düster sondern in enger Verbindung mit den ausgefeilten und stellenweise hymnisch-leichten Melodien ist die Grundstimmung absolut positiv.

Von den Songs gefallen mir neben einem mal zur Abwechslung für dieses Genre mal echt gelungen Intro’s insbesondere „Perfect Smile" (mit sehr tief gestimmten Gitarren aber gegen Ende wird es etwas arg schräg und zu „dudelig“) das ist das fette Brett "The Dancers" schon deutlich kompakter und als Song homogener. Mein persönlicher Favorit ist aber „Life“ mit diesen coolen Classsic Rock Vibes, de mehrstimmigen Vocals und dem getrageneren Zwischenpart sowie der Gitarreninstrumentalhammer „Horizons In A Box“, mensch da läßt die Band ihre genannten Vorbilder IRON MAIDEN mal so richtig durchklingen mit super mehrstimmigen Gitarrenleads die doch tatsächlich an solche Übersongs wie „Alexander The Great“ & Co. von der NWOBHM-Legende erinnern.
Die typisch schwelgischen Gitarrensoli aus dem Neoprog sowie immer mal wieder eingestreuten akustischen Parts und auch die lässigen Jazzsprengsel beim Titeltrack zeugen von hohem Sinn für Innovationen und lassen hoffen, dass DAEDALUS zukünftig noch allerlei mehr zu bieten haben.

„The Never Ending Illusion“ ist daher für alle Freunde des etwas weniger schnellen Progmetals mit Betonung auf knackige Riffs mit schönen Melodien sowie facettenreich instrumentierten Hintergründen absolut solide Sache geworden.

The Never Ending Illusion


Cover - The Never Ending Illusion Band:

Daedalus


Genre: Progressive
Tracks: 10
Länge: 53:13 (CD)
Label: Galileo Records
Vertrieb: Prog Rock Records