Review:

Paradise Lost (Re-Release)

(Cirith Ungol)

TIPP

Selten hat ein Re-Release mehr Sinn gemacht als hier. Das vierte Album der Proto-Kauz Metaller aus dem Jahre 1991 war viele Jahre entweder gar nicht oder nur als Bootleg bzw. in der sauteuren Restless Pressung zu haben. Und auch wenn sich „Paradise Lost“ musikalisch etwas von den drei 80er Meilensteinen „Frost & Fire“, „King Of The Dead“ und „One Foot in Hell“ unterscheidet, hat es eine (Wieder)entdeckung mehr als verdient. Nachdem Bassist Michael „Flint“ Vujejia CIRITH UNGOL verließ und Gitarrist Jerry Fogle starb, kamen mit Vernon Green und Jim Barraza gleich zwei neue Leute, die den klassischen CIRITH UNGOL Stil partiell in eine etwas kommerziellere Richtung lenken sollten. Auch der Sound war etwas polierter als auf den Vorgängerwerken. Aber das sind Neuerungen und Zugeständnisse, die die Freude über diesen Meilenstein in nur geringem Maße zu trüben vermögen.

Los geht es mit dem programmatisch betitelten „Join The Legion“ und sobald die kreischigen Vocals eines Tim Baker ertönen und die Riffs herrlich verschroben aus den Boxen prasseln, kann man nicht anders, als laut „Ja, ich will“ zu rufen und sich in die Reihen der CIRITH UNGOL Legionen einzureihen. Das folgende „The Troll“ ist vertonte Kauzigkeit.

„Yes, I’m the Troll

This is my bridge

Go turn around

Back through the ridge

Yea, I’m the Troll

Don’t you even dare

Yea, I’m the Troll

Gonna get you there”

Man sieht Fronter Tim Baker förmlich unter der Brücke sitzen und auf potentielle Opfer lauern. Das ARTHUR BROWN-Cover „Fire“ dann passt in einer etwas kräftigeren Version als das Original perfekt zu CIRITH UNGOL. „Heaven Help Us“ ist eine nette „Maiden-Galoppel“ Nummer, der allerdings etwas der Charme des restlichen Materials abgeht. Gerade auch weil Bakers charakteristische Vocals fehlen. Das ändert sich mit „Before The Lash“ sofort wieder. Eine böse, schleppende Nummer, die auch auf dem Debut eine gute Figur gemacht hätte. „Go It Alone“ ist so das Kommerziellste und Poppigste, für das CIRITH UNGOL je verantwortlich waren. Natürlich ist das schon auf Grund der Vocals eher relativ zu sehen. Anfänglich war ich etwas verwirrt über diese Nummer, habe aber nach fast 20 Jahren meinen Frieden damit gemacht und ich sehe sie als den Farbtupfer, die sie im CIRITH UNGOL Gesamtkosmos ist. Und nun folgt mit der „Paradise Lost“-Trilogie der absolute Höhepunkt. „Chaos Rising“, „Fallen Idols“ und „Paradise Lost“ bilden die Speerspitze im epischen, schrulligen Heavy Metal. Textlich an Milton, Moorcock und Dante orientiert, ziehen CIRITH UNGOL hier nochmal alle Register ihres Könnens und ihrer Einzigartigkeit. Die Refrains bei „Chaos Rising“ und „Fallen Idols“ sind magisch und „Paradise Lost“ ist ein stählerner Maelstrom, welcher dich unbarmherzig nach unten zieht.

Dieses Magnum Opus sucht auch heute noch seines Gleichen und führt jedem wahren Heavy Metal Fan die konzentrierte Essenz der besten Musik der Welt vor Augen.

Als Bonus spendieren uns Metal Blade noch 5 alternative Mixe, welche die Gitarren etwas zurückfahren und die Chöre in den Vordergrund rücken. Diese Versionen sind auch nicht identisch mit denen, die es vor einigen Jahren auf der „Servants Of Chaos“ Raritäten Compilation zu hören gab.

Dass es parallel zu diesem Re-Release auch noch zu einer Reunion der Herren aus Ventura gekommen ist, hätte man vor ein paar Jahren als nicht möglich abgetan. Aber es ist wahr und CIRITH UNGOL werden 2017 das Keep It True headlinen. 

 

Paradise Lost (Re-Release)


Cover - Paradise Lost (Re-Release) Band:

Cirith Ungol


Genre: Heavy Metal
Tracks: 14
Länge: 76:4 (CD)
Label: Metal Blade Records
Vertrieb: Sony Music