Review:

War Eternal

(ARCH ENEMY)

TIPP

ARCH ENEMY halten bei mir einen ganz lustigen Rekord: Es dürfte die Band sein, die ich in den letzten 5 Jahren am häufigsten Live gesehen habe – und ich bin (schon quasi Job-bedingt) kein Bands hinterherreisender Die-Hard-Fan einer Band – und dennoch habe ich nicht unbedingt vor, Konzerte auszulassen wenn ich hinkomme. Bis dato war es die Mischung aus der Tatsache, dass ARCH ENEMY immer Musik auf höchstem Level geschrieben haben und jener, dass sie die großartige Angela Gossow am Mikrofon hatten.

Nun war ich auch dementsprechend erstaunt, als Angela im März ihren Rücktritt angekündigt hat und bekannt wurde, dass Alissa White-Gluz, ehemals THE AGONIST, ihre Stelle übernimmt und Angela ins Management geht. Erstaunt wie in „Hui – das kann ja was werden“ – nicht wie in „Ach du scheiße“, denn THE AGONIST sind ganz sicher keine schlechte Band. Dennoch blieb die Frage: Kann Alissa (welche in THE AGONIST auch ihre clean Parts hatte) das Stimm-Monstrum Gossow ersetzen? Wie ändert sich der Sound? Wie ändert sich die Live-Performance? Was wird aus, kommen wir zum Punkt, dem 2014er-Album „War Eternal“?

Nehmen wir die künstliche Spannung: So sehr ich Angela Gossows Performance über die Jahre lieben gelernt habe, so sehr kann ich auch sagen: Alissa White-Gluz ist ein großartiges Replacement, welches sich nahtlos in den Sound von ARCH ENEMY einpflegt.

„War Eternal“ führt die über die vergangenen 13 Jahre mit Angela weiter ausgebauten Tugenden von ARCH ENEMY nahtlos fort und könnte so auch 3 Jahre früher (anstatt „Khaos Legions“) erschienen sein. An sich ist es auch schwierig, sich einzelne Songs rauszupicken und drauf rumzureiten, auch wenn ich das persönlich nicht ungern mache, denn: „War Eternal“ wirkt vor allem sehr homogen und in sich stimmig und verzichtet meiner Meinung nach auf Filler – trotz seiner 12 Tracks plus Fidel-Intro.

Wenn man es dennoch tut: Das Album stürmt mit „Never Forgive Never Forget“ direkt durch bekannte Fronten auf den Hörer zu und zeigt das, was ich oben schrieb: Das neue ARCH ENEMY ist ARCH ENEMY! 16tel Hooks und eine völlig entkettete White-Gluz platzieren direkt den perfekten Melodic Death Opener für Album und etwaige Live-Sets. Spätestens bei Titeln wie dem Titeltrack „War Eternal“ oder „Time Is Back“ kommt auch die melodische, Gitarrenseitig technisch-verspielte Seite der Band (ich schaue Sie an, Herr Amott!) nicht zu kurz: Dicke Soli, filigrane Melodic-Elemente und Aktionen wie eine Death Metal-Sweeping-Orgie als Intro („No More Regrets“) mit dezentem quasi-Breakdown zur Halbzeit vorm Solo zeigen klar, dass auch ein Lineup-Wechsel dem komplexen Songwriting der Band nichts anhaben kann. Spannend ist das vor allem auch daher, da sich Angela Gossow (trotz Verzahnung mit der Band) aus dem Songwriting rausgehalten hat.

Fazit: Für mich sicherlich eine der spannendsten Änderungen im Line-Up einer der großen Metal-Bands der letzten Jahre, dafür aber auch sicher eine der Gelungensten. „War Eternal“ ist ein saustarkes Album - zur Halbzeit vom Musik-Jahr 2014 definitiv für mich auch eines der bis dato Besten – und das trotz des mächtigen SABATON-Albums vor einer Woche! Wer sich über den Weggang von Angela aufregt, der hat mein Verständnis – aber gerade jener sollte sich „War Eternal“ mal auf die Ohren werfen, sich ein Bier aufmachen und sich am besten direkt beim Titeltrack mal überlegen, warum man denn meckern will – wegen „War Eternal“ als ARCH ENEMY Album ganz sicher nicht.

TL;DR: Fett. Tipp.

Release: 06.06.2014

War Eternal


Cover - War Eternal Band:

ARCH ENEMY


Genre: Death Metal
Tracks: 13
Länge: 47:25 (CD)
Label: Century Media
Vertrieb: Universal Music