Review:

Kinderlieder Frei Ab 18

(A.O.K.)

Da sind sie wieder, die Helden meiner Jugend: A.O.K., die mit ihrem ´89er Debüt "Anal oder Kot" so großartige Hymnen schufen wie "Rasierer of Death", "Sind wir Rockstars oder Roggenbrötchen" oder "Frank Thorwarth von Tankard hat keinen Spatz" und fantastische Neu-Interpretationen deutschen Liedguts aufnahmen, z. B. "Es klappert die Mühle am rauschenden Bach" oder "Hoppe hoppe Reiter". Nothingcore nennen sie seit damals ihren Stil, und das trifft es sehr gut: irgendwie angelehnt an Metal, Grind- und Hardcore und irgendwie eben auch nichts davon, das Ganze vorgetragen mit einem musikalischen und sprachlichen Dilettantismus, der seinesgleichen sucht.

Und jetzt, nach 7 Jahren Pause, das neue Werk dieser legendären Combo: "Kinderlieder frei ab 18". Einige Besetzungswechsel haben die Frankfurter hinter sich - der erste Drummer musste beispielsweise die Band verlassen, weil er heimlich geübt hatte - sowie eine Maxi zusammen mit Bela und Rod von den ÄRZTEN und ja, irgendwie sind A.O.K. reifer geworden. Das zeigt sich nicht unbedingt in den Texten, die sind albern und sinnfrei wie eh und je, und auch nicht bei der Songauswahl, denn nach wie vor pflegt die Band ihr Faible für Kinderlieder, deutsche Volkslieder und durchgeknallte Metal-Coverversionen. Aber inzwischen können sie richtig spielen (!). Und die CD hat auch noch einen oberfetten Sound. Leider, muss ich hier sagen, denn dadurch ist diese gewisse Anarchie der Früh-Werke verloren gegangen. Diese Entwicklung hatte sich eigentlich schon mit der zweiten Platte "Baguette Attack" angekündigt, denn schon hier gab es auf einmal richtige Stücke und man konnte sogar Riffs erkennen.

Leider wirken die Texte ohne die entsprechende Lärm-Untermalung etwas zu bemüht witzig und nerven ziemlich schnell. Trotzdem sind noch einige ganz lustige Ideen dabei: METALLICAS "Whiplash" wird zum "Wischmob", bei "Butzemannslayer" wird das Riff aus SLAYERS "Raining Blood" verhackstückt und aus SODOMS "Bombenhagel" wird ein "Brombeerhagel", bzw. "Brombeerhagel 2003", denn dieses Cover gab´s auch schon mal auf der "Baguette Attack". Letzteres ist auch mein persönlicher Favorit auf der Platte, denn es ballert ganz gewaltig und ist vor allem so schnell, dass man den blödsinnigen Text nicht versteht. Überhaupt sind einige alte Stücke neu eingespielt worden, wie z. B. "Der Knüppel aus dem Sack" und "Scream Bloody Tor" - warum, wird allerdings nicht wirklich ersichtlich.

Mir persönlich gefällt das Chaos-Geschrammel der frühen A.O.K. besser, aber die "Kinderlieder"- Platte ist ebenso bestens dazu geeignet, unliebsame Party-Gäste loszuwerden, die einfach nicht gehen wollen. Stücke wie der Opener "Gartenzwerg des Todes / Adelbert" sind einfach kaum zu ertragen. Trotzdem macht die Platte irgendwie Spaß, denn hier wird mit großer Spielfreude losgebrettert und rumgealbert, was das Zeug hält. Außerdem muss man der Band zugute halten, dass zu so viel Blödheit verdammt viel Mut gehört.

Kinderlieder Frei Ab 18


Cover - Kinderlieder Frei Ab 18 Band:

A.O.K.


Genre: Hardcore
Tracks: 19
Länge: 43:6 (CD)
Label: Locomotive Music
Vertrieb: AL!VE