Review:

In Sequence

(Amoral)

Die finnischen AMORAL begannen ihre Karriere 1997 als äußerst ambitionierte Death Metal-Band. Nach einigen Death Metal-Demos wurde mit „Wound Creations“ (2004) ein ziemlich starkes Debüt im Chuck Schuldiner-Stil auf den Markt gebracht. Freunde rohen und doch technischen Todesbleis hatten hier dran ihre Freude. Die folgenden beiden Alben („Decrowning“ (2005) und „Reptile Ride“ (2007)) wurden dann etwas melodischer, was nichts daran änderte das AMORAL aufgrund ihres ziemlich hohen Spielniveaus eine gewisse Zeit lang der (Melodic) Death Metal-Tipp aus Finnland waren. Doch das änderte sich leider schlagartig mit der Veröffentlichung „Show Your Colors“ (2009). Hier muss wohl ein sehr prägendender Sängerwechsel stattgefunden haben mit dem erschreckenden Ergebnis poppigen Power Metals. Ist es nicht amoralisch die einstigen Fans so zu enttäuschen?

Mittlerweile sind jedoch einige Jahre vergangen. Der Death Metal ist immer noch Geschichte und die Band ist im „Classic Rock des 21 Jahrhunderts“ angekommen. Wie mag das klingen?


Zunächst einmal liefern AMORAL einen überlangen, atmosphärischen Epilog mit sechs Minuten Länge. Was folgt ist eine wahrliche Überraschung, vermögen die Finnen es doch den Hörer mittels frickliger Gitarren und Grunts zu wecken („Rude Awakening“). Mehr als ein kurzer Weckruf ist allerdings leider nicht drinn – die Gitarrenarbeit bleibt zwar beachtenswert gut, doch leider versinkt der Sänger hier in die nicht allzu fesselnde Trance des Clean-Gesangs. „The Betrayl“ verstört mit einer ritulesk/orientalisch anmutenden Atmosphäre, mündet dann aber schließlich in progressiv aufgebautem Heavy Metal mit einem guten (Clean-)Refrain. Sehr verschachtelt ist das Ganze. In „Sounds Of Home“ wird das Tempo dann merklich gedrosselt und mit sacht gezupften Gitarren und ruhiger Stimmeins Traumland entführt. „The Next One To Go“ könnte wirklich als klassischer, ausufernder Rock-Song des hiesigen Jahrhunderts durchgehen. „Helping Hands“ präsentiert sich als Rock-Ballade, bevor es mit „Defuse The Past“ richtig interessant wird: Hier wurde wohl tätsächlich etwas in der Vergangenheit gegraben, was sich als ordentlicher, technischer Melodic Death Metal präsentiert – Growls und ausufernde Gitarrensoli inklusive! Der Höhepunkt der Scheibe! „From The Beginning (The Note Part 2)“ kommt dann allerdings wieder als ausufernde, sphärische Rock Nummer für LED ZEPPELIN-Fetischisten daher.

AMORAL präsentieren sich auf „In Sequence“ sehr vielschichtig. Zu vielschichtig? Tatsächlich könnte hier für jeden etwas dabei sein, was „In Sequence“ leider nicht automatisch zu einem guten Album macht. Hier fehlt der berüchtigte „rote Faden“, ein Zusammenhang zwischen den einzelnen Songs ist meistens nicht vorhanden und man fühlt sich hin und her geschubst zwischen alten Rock-Größen, Death Metal und der sanft einschläfernden Musik der Physiotherapeuten.

In Sequence


Cover - In Sequence Band:

Amoral


Genre: Rock
Tracks: 08
Länge: 57:25 (CD)
Label: Imperial Cassette
Vertrieb: Rough Trade