Konzert:

U.D.O., Amalgama - Achaffenburg, Colos-Saal

Konzert vom 17.12.2019

Der Ur-Vater aller deutschen Metalvokalisten rief mal wieder zum geselligen Beisammensein und es kamen so viele, dass bereits im Vorfeld das „Ausverkauft“-Schildchen an den Türen des Aschaffenburger Colos-Saals hing. Wer dachte, dass die Popularität Udo’s sinken würde, wenn er keine ACCEPT Songs mehr spielt, sah sich getäuscht. Aber auch ohne ACCEPT-Classics kann Udo aus dem Vollen schöpfen. Schließlich stehen unter dem Namen U.D.O 16 Studioalben in der Vita.

Zuerst aber durften die Russen AMALGAMA ran. Obwohl ich behaupte, mich schon etwas mit der russischen Metalszene auszukennen, waren AMALGAMA gänzlich Unbekannte für mich. Wie sie es geschafft haben an diese Tour zu kommen, würde mich durchaus interessieren. Denn auch die beiden aktuellsten Veröffentlichungen, welche es am Merchstand zu erwerben gab, waren nun nicht gerade brandneu.

Sei es drum. Optisch waren AMALGAMA jedenfalls der absolute Brüller. Wir durften folgende Gestalten bei der Arbeit begutachten: Einen Zirkusdirektor am Mikro, Johnny Depp an der Klampfe, der Drummer kam wohl gerade vom Einkaufen, einen spät 80er Rocker am Bass und einen Killerclown (!!) an den Keys. Damit war AMALGAMA die Aufmerksamkeit der Menge schon einmal sicher.

Frontmann Vladislav Ivoylov verfügt über eine kräftige Stimme und ein sehr sympathisches Auftreten. Er hat was von einem knuddeligen Bären. Ob es eine gute Idee war, die im Original russischen Songs für die Tour ins Englische zu transkribieren sei mal dahin gestellt. Man kann den starken russischen Akzent sympathisch finden…meine Wenigkeit hätte die Stücke schlicht lieber im Original gehört. Dass ich damit relativ allein dastehe ist mir klar.

Der Keyboardclown kam eindeutig aus der Falk Maria Schlegel-Schule für Animateure. So rannte er ständig über die Bühne, motivierte das Publikum, ärgerte seine Bandkollegen und sorgte mit garstigen Backings für Abwechslung. Insgesamt kann man sagen, dass der melodische, mitunter leicht kitschige Heavy Metal überraschend gut beim Aschaffenburger Publikum ankam. Die Spielfreude und der massive Einsatz steckten einfach an. Alles in Allem dürfte sich der Abend für AMALGAMA gelohnt haben.

 

 

Trotzdem wurde nur auf eine bestimmte Person gewartet. Zu den Klängen von „Tongue Reaper“ stürmten U.D.O. die Bühne, welche stilistisch ein gewisses Fabrikflair verbreitete und damit den Titel der aktuellen LP „Steelfactory“ sehr gut optisch umzusetzen wusste. Dass Udo mittlerweile 67 Jahre alt ist, merkt man nicht wirklich. Ich konnte zwischen der 97er „Solid“ Tour und seiner Performance am heutigen Abend jedenfalls keine wirklichen Unterschiede feststellen. Die Unterschiede lagen eher bei seiner Hintermannschaft, die in dieser Besetzung erst relativ kurze Zeit zusammenspielt und deren am längsten aktives Mitglied Gitarrist Andrey Smirnov ist, welcher 2012 in die Band kam. Diese Hintermannschaft zeigte sich aber perfekt eingespielt, tight und mit richtig Bock. Die Band vermittelte eine lockere Stimmung und es machte Spaß die „Kids“ beim Mitsingen (Backings kamen nicht vom Band!), Rochieren auf der Bühne und Grimassen schneiden zu beobachten. Die Freude am Rock ‘n‘ Roll kam jedenfalls glaubhaft rüber. Ein weiterer Blickfang war das transparente und mit gebogenen Beckenständern versehen Drumkit von Udos Sohn Sven, welcher einen knallharten Beat vorgab. 

Die Ankündigung keine ACCEPT Songs mehr zu spielen ließen U.D.O. Taten folgen. Mit fast 20 Songs wurde der Backkatalog U.D.O.s ganz gut beackert, auch wenn einige mir persönlich sehr wichtige Alben nicht bedacht wurden. So gab es nichts von „Faceless World“, „Holy“ oder „Thunderball“ zu hören. Dass, das trotzdem funktionierte spricht für den großen Fundus an Klassikern im Oeuvre von U.D.O. Rein quantitativ ist Udo seinen Ex-Arbeitgebern schon lange davongezogen und auch qualitativ gibt es keine großen Unterschiede mehr. Die U.D.O. typischen Stampfhymnen „Make The Move“, „Metal Machine“, „Vendetta“, „One Heart, One Soul“ oder „Man And Machine“ wurden jedenfalls begeistert mitgesungen. Aufgelockert wurde der Midtempo-Marsch von Getragenem wie „In the Darkness“ oder „Rose in the Desert“ und Speed Nummern wie „Rising High“ oder das endgeile „Timebomb“.

Im Zugabeblock wurde es dann doch noch richtig oldschool: „They Want War“, „Break The Rules“ und „Animal House“. Das war schon richtig fett. Hoffen wir einfach, dass der U.D.O. Zug noch einige Jährchen weiter rollt.

 

 

Achja…weiß eigentlich jemand was der kleine Bruder Udos Peter Dirkschneider aktuell so treibt? Dieser wäre nämlich über 20 Jahre jünger und die letzte VANIZE Scheibe ist auch schon wieder 13 Jahre alt.



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