Review:

Zorn

(Tourette Boys)

Der Bandname könnte irreführend sein. Hinter den TOURETTE BOYS steckt nämlich keine Punk-Band mit unflätigen Texten, sondern ein Trio aus Dresden und Berlin, das angenehm verstrahlten Psychedelic Rock mit warmen, halligen Gitarren spielt.

Schon der programmatisch betitelte Opener „Psychedelic Summoning“ zeigt, wohin die musikalische Reise geht. In gemächlichem Tempo und mit nur wenigen harmonischen und dynamischen Variationen wird vor allem Wert auf wabernde Sounds, Atmosphäre und Hypnotik gelegt. Der von introvertiert bis intensiv reichende Gesang von Benjamin Butter macht dazu deutlich, dass die Band auch mit einem Bein im Blues steht. In diesem Sinne geht es dann auch mehr oder weniger weiter, wobei sich aber nichts wirklich wiederholt, sondern jedes Stück eine eigene Stimmung besitzt. In „Colossus“ und „Weekend Escape“ gesellt sich eine Slide-Gitarre hinzu, „Evil“ beginnt mit cool zurückhaltendem Shuffle-Beat, bevor in der zweiten Hälfte die Gitarren ausbrechen, und die drängende erste Hälfte von „Heister“ wird von fuzzigen Gitarren bestimmt, auf die ein getragener, zurückgenommener Blues-Part folgt. „Fuzz“ wiederum zeichnet sich ausnahmsweise durch relativ klassisches Riffing aus, wohingegen sich das Trio beim abschließenden „Wandern“ (sic) extra viel Zeit nimmt und in wunderbaren Harmonien schwelgt.

Klassische Songstrukturen oder -längen spielen bei den TOURETTE BOYS keine Rolle. Bei ihnen dauert alles so lange, wie es eben muss, Parts werden nicht scharf voneinander abgetrennt, alles ist im Fluss. Das macht nicht nur Spaß, sondern lädt auch zu fantastischen mentalen Reisen ein. Die Produktion ist immer leicht undifferenziert, was vielleicht so genauso gewollt ist, der Musik aber auf jeden Fall vollkommen gerecht wird. Noch sympatischer macht die Band, dass sie sich offenbar selbst nicht absolut ernst nimmt. Anders kann man sich den unpassenden Albumtitel „Zorn“ sowie auch den Bandnamen selbst jedenfalls nicht erklären.

Das einzige, das den TOURETTE BOYS noch guttun würde, ist ein Bass. Der fehlt ihnen nämlich. Das macht sich gar nicht mal allzu deutlich bemerkbar, er könnte aber noch weitere Akzente setzen und den unteren Frequenzbereich andicken, wodurch die ein oder andere Passage dann doch noch gewinnen würde.


Zorn


Cover - Zorn Band:

Tourette Boys


Genre: Rock
Tracks: 7
Länge: 41:5 (CD)
Label: Self-released
Vertrieb: Eigenvertrieb