Review:

None For One

(Flat Earth)

Zwar handelt es sich bei „None For One“ um ein Debütalbum, hinter dem Namen FLAT EARTH verbergen sich aber beileibe keine Unbekannten, besteht das Quartett doch zu drei Vierteln aus ehemalige Mitgliedern von Bands, die seit Jahren zum Hochadel der finnischen Rockszene zähl(t)en: mit Drummer Gas Lipstick und Gitarrist Linde Lindström sind zwei langjährige Mitglieder der vor kurzem aufgelösten HIM an Bord, Niclas Etelävuori war am Bass für die tiefen Töne bei AMORPHIS zuständig, bevor er dort aufgrund von Differenzen mit dem Management seinen Hut nahm. POLANSKI, die frühere Band von Sänger Anthony Pikkarainen, dürfte bei uns dagegen eher wenig bekannt sein. FLAT EARTH heißt nun also das neue Projekt, das die Herren aus der Taufe gehoben haben, und „None For One“ der erste Silberling, der im Frühjahr teils aus eigener Tasche, teils mittels eines Crowdfunding-Projekts finanziert wurde. Bei einem derart prominenten musikalischen Background der einzelnen Musiker ist eine gewisse Erwartungshaltung vorprogrammiert, denn natürlich misst man das neue Material automatisch ein Stück weit am bisherigen Schaffen der Urheber. Das macht einen Neustart nicht ganz einfach und FLAT EARTH versuchen, dem vorzubeugen, in dem sie sich was die musikalische Marschrichtung angeht deutlich vom Stil ihrer vorherigen Bands absetzen: was auf „None For One“ geboten wird, ist in Richtung Grunge tendierender Alternative Rock, der vom Gesamtfair her (Ausnahmen bestätigen die Regel) weder mit HIM noch mit AMORPHIS übermäßig viel zu tun hat. Das Album startet mit „Subhuman“ und „Blame“ gefällig und eingängig im Midtempo, die Songs gehen recht gut ins Ohr. Die erste Strophe von „Cyanide“ erweckt ein wenig den Eindruck, als hätte man bei einer der letzten HIM-Proben eine verworfene Song-Idee von Ville Valo aus dessen doom-lastiger Phase aus dem Papierkorb gezogen und wiederverwendet: der düstere Vibe kontrastiert hier deutlich mit dem musikalisch um einiges lichter wirkenden Refrain. „Noble Swine“ präsentiert sich mit seiner Doublebass und auch vom Gesang her um einiges aggressiver, „Blunt“ dagegen kommt tatsächlich ruhig und sogar  balladesk daher. Anthony Pikkarainens Gesang hat insgesamt eine starke Schlagseite zum Grunge hin, was in den höheren Passagen manchmal ein wenig angestrengt wirkt, natürlich aber auch stark Geschmacksache ist. Generell finden sich auf dem Album durchaus Songs, die eingängig geraten sind und sich gut anhören lassen, aber richtige Ohrwürmer fehlen – dafür zünden Melodien und Arrangements dann doch nicht genug. Fazit: Die Musiker liefern durchweg solide Arbeit ab – schließlich haben sie nicht umsonst jahrelang ihre Brötchen in international erfolgreichen Bands verdient –, aber der ganz große Wurf gelingt ihnen mit „None For One“ (zumindest noch) nicht.

None For One


Cover - None For One Band:

Flat Earth


Genre: Alternative
Tracks: 11
Länge: 45:0 (CD)
Label: Drakkar
Vertrieb: Soulfood