Review:

Follow Me

(Liv Sin)

TIPP

Nach dem plötzlichen Aus von SISTER SIN 2015 wollte sich deren Sängerin Liv Jagrell noch nicht aufs Altenteil zurückziehen und beschloss, sich in Zukunft nicht mehr auf eine Band verlassen zu wollen und tritt nun unter dem Namen LIV SIN solo ins Rampenlicht zurück. Mit tatkräftiger Unterstützung von Teilen der U.D.O. Familie (man hatte sich auf diversen gemeinsamen Tourneen kennen gelernt) – namentlich Ex-Gitarrist und Produzent Stefan Kaufmann und Basser Fitty Wienhold- nahm sie nun ihr Solodebut „Follow Me“ auf. Normalerweise sind Soloalben von Sängern und Sängerinnen softer als die Werke im Bandkontext, Liv dreht den Spieß gerade um und verschiebt den von SISTER SIN bekannten Stil noch ein paar Grade Richtung Metal und klingt so aggressiv und garstig wie nie zuvor. Liv kreischt, faucht und lässt ihrem Frust über das plötzliche Karriereaus von SISTER SIN freien Lauf. Da „Follow Me“ aber so überzeugend klingt, weine zumindest ich SISTER SIN keine Träne mehr nach. Kaufmann und Wienhold haben „Follow Me“ zwar modern aber dennoch organisch produziert, sodass der Vorwurf, welcher gerne neuere U.D.O. Alben ob des zu klinischen Sounds traf, hier ins Leere läuft.

Mit dem fast schon thrashigen „The Fall“ erwischt Liv einen Einstieg nach Maß und pulverisiert auch die härtesten SISTER SIN Tracks mal so eben im Vorbeigehen. Und auch das folgende „Hypocrite“ ist ein wohldosierter Schlag in die Fresse. „Let Me Out“ mutet dann erst etwas melodischer an und hätte auch wunderbar auf die letzten SISTER SIN Alben gepasst, wäre da nicht eine fiese, mit flotter Doublebass unterlegte Bridge, die wieder härter ist als es das SISTER SIN Material jemals war.

Der akustische Beginn von „Black Souls“ lockt einen zuerst auf eine falsche Fährte, bevor die Band mit einem schnellen Riff, bollernden Doublebass Drums und einem bösen Schrei von Liv wieder aus vollen Rohren feuert. „Godless Utopia“ erinnert mich vom Riffing an diverse KREATOR Mid-Tempo Nummern. „Endless Roads“ bildet die erste kleine Verschnaufpause und zeigt, dass Liv nicht nur beeindruckend kreischen, sondern auch singen kann. Da sie mehr als nur einmal auf ihrem Album auch mit dem Thrash Metal liebäugelt, ist das Duett mit DESTRUCTIONs Schmier beim sehr flotten „Killing Yourself To Live“ mehr als nur konsequent und passt wie der sprichwörtliche Arsch auf den Eimer. „I Am Your Sin“ bietet sich auf Grund des geshouteten „SIN“ im Refrain perfekt für Liveshows an und „Emperor Of Chaos“ ist der fiese Bruder von SISTER SINs „Chaos Royale“. Das Finale wird mit dem FIGHT-Cover „Immortal Sin“ eingeläutet. Dort liefert sich Liv ein Duett mit Jyrki 69 von den 69 EYES, dessen gestelzte und aufgesetzt wirkende Art zu singen mir nicht wirklich gut reinläuft…besonders, wenn man für die entsprechenden Textzeilen eigentlich Rob Halford im Ohr hat. Geschmacksache eben.

Abgerundet wird „Follow Me“ von dem balladesk beginnenden „The Beast Inside“. In der zweiten Hälfte entwickelt sich die Nummer zu einem flotten Track, der das Album mehr als würdig beschließt und sofort zu einem meiner Favoriten wurde.

Mit „Follow Me“ ist Liv ein beeindruckendes Ausrufezeichen gelungen und alle Zeichen stehen auch nach SISTER SIN auf Sturm.

Follow Me


Cover - Follow Me Band:

Liv Sin


Genre: Heavy Metal
Tracks: 11
Länge: 45:15 (CD)
Label: Despotz Records
Vertrieb: Cargo Records