Konzert:

With Full Force 2016 - Sonntag

by Gast (nicht überprüft)
Konzert vom 03.07.2016

Leider steckten uns am Sonntagmorgen offensichtlich die letzten zweieinhalb Tage des WFF noch etwas zu sehr in den Knochen, weshalb wir den Auftritt der Dudelsack-Punks THE REAL McKENZIES verpassten. Schade.

 

Im Anschluss an diese kleine, selbstverschuldete Enttäuschung boten die nächsten Stunden leider keine Bands, die mich wirklich interessierten, dafür aber gutes Wetter und gute Stimmung. Die perfekte Gelegenheit sich unters Volk zu mischen unsere Freunde auf dem Zeltplatz zu besuchen. Neben den durchweg positiven Erfahrungen vor den Bühnen, war es ebenso schön zu sehen wie ausgelassen und friedlich die Stimmung auf dem Campinggelände war. In den letzten Jahren habe ich da durchaus andere Erfahrungen gesammelt, weshalb ich tatsächlich mit einer leichten Skepsis zum WFF fuhr. Glücklicherweise unbegründet. Die nächsten Stunden wurden also in befreundeten Camps verbracht, wo wir uns gegenseitig mit Kaltgetränken aus den merkwürdigsten Behältnissen, bester 90er Trash-Mucke und der ein oder anderen akrobatischen Showeinlage bei Laune hielten.

 

Schließlich bewegte ich mich am späten Nachmittag aber doch noch zur Zeltbühne, denn hier standen THY ART IS MURDER in den Startlöchern. Obwohl mir dieser Name auf gefühlt jedem zweiten Konzert auf zig T-Shirts und Baseallcaps begegnet, wusste ich nicht genau was mich erwarten würde. Die Antwort war schnell gefunden: Breakdown-lastiger Deathcore vom Feinsten. Mehr braucht man zur Show der Australier eigentlich nicht zu sagen. Ich bin zwar kein Riesenfan dieser Spielart, wurde aber dennoch überzeugt. Und auch die Reaktionen des Publikums sprachen eine eindeutige Sprache. Druckvoller Sound, solide Performance und ein Publikum voller Fans. Mit solchen Zutaten kann ein Konzert eigentlich gar nicht schlecht werden. Konnte es an diesem Wochenende überhaupt so etwas wie ein schlechtes Konzert geben?

 

In musikalischer Hinsicht begann der wirklich interessante Teil des Tages für mich erst gegen Abend mit der Show der Punk Rock Opas BAD RELIGION. Bei den netten Herren aus Los Angeles handelt es sich um eine meiner absoluten Lieblingsbands. Auch die Tatsache, dass ich sie bereits mehrere Male live erleben durfte konnte meine Euphorie nicht mindern. Und ich wurde nicht enttäuscht. Wer auf über 30 Jahre Bandgeschichte zurückblicken kann, hat die Qual der Wahl wenn es darum geht eine Setlist zusammenzustellen. BAD RELIGION haben diese Aufgabe in meinen Augen (und Ohren) mit Bravur gemeistert. Der Menge wurden zahlreiche Hits aus allen Epochen der letzten drei Jahrzehnte dargeboten, die Band strahlte große Spielfreude aus und nicht einmal der einsetzende Regen konnte die Stimmung vermiesen, sondern diente eher als erfrischende Abkühlung. Ähnlich erfrischend wirkten auch die melodischen Songs der Kalifornier, die zwischen all den Breakdowns und Blastbeats der meisten anderen Acts des Wochenendes eine angenehme Abwechslung boten, die auch bei Nicht-Punk Rockern gut anzukommen schien. Das gut durchmischte Publikum hatte sichtlich Spaß. Ich selbst verbrachte während des Konzerts vermutlich mehr Zeit auf besagtem Publikum als dazwischen. Schön, dass man sich auch nach drei Tagen Party in der prallen Sonne noch auf die starken Arme der WFF Besucher verlassen kann. Genau wie auf die starke Performance von BAD RELIGION. Und das seit über 30 Jahren.

 

Weiter ging es im Hardbowl mit ANTI-FLAG. Hier wurde der 14 jährige in mir wiedererweckt. Die vier Polit-Punks aus Pittsburgh (die „Bauer-sucht-Frau-Alliteration ist purer Zufall) strotzten vor Energie und wirkten trotz ihrer inzwischen auch schon über 20 jährigen Bandgeschichte kein Bisschen alt oder lustlos. Im Gegenteil. Vor allem Bassist Chris Barker verstand es immer wieder die Menge zu animieren. Auch die politisch-sozialkritischen Ansprachen zwischen den Songs machten immer wieder deutlich, wie viel Herzblut in der Musik von ANTI-FLAG steckt und wie wenig die Texte an Aktualität verloren haben. Dabei schaffen sie es einem wahnsinnig viel Spaß zu machen und irgendwie auch ein wenig Mut. The people, united, will never be defeated! (NK)

 

Die einzige Band, die ich mal verfolgte waren TRIVIUM, verlor jedoch nach „The Crusade“ das Interesse an den Amis. Auch die beiden Live Shows der Band, denen ich bis zu diesem Sonntag beiwohnen durfte packten mich nie. Ähnlich wie die letzten Alben wirkt alles zu konstruiert und abgestimmt, mit wenig Raum für Spontanität und Leidenschaft. Dennoch schlenderte ich nach einigen starken Zeltplatzstunden zu TRIVIUM und stellte fest, dass meine Meinung auch dieses Mal unverändert blieb. Daran konnte auch leider das heftige Wochenende nichts ändern. Mega solide Darbietung, aber irgendwie zu sehr auf Rockstar getrimmt. Vorhersehbare Animationsansagen und eine zwar engagierte aber irgendwie auch zu glatte Bühnenperformance bilden meines Empfindens nach zwar eine gute Einheit mit den Baukasten Songs, aber beides berührt mich leider nicht. Für Fans der Band war es aber sicherlich ein guter und unterhaltsamer Auftritt. Zumindest, wenn man die Stimmung und der Action im Publikum glauben darf. Für einen Sonntagabend doch amtlich!

 

Der Headliner des Sonntags ging bisher komplett an mir vorüber. Obwohl in letzter Zeit überall FIVE FINGER DEATH PUNCH Shirts, Links und Artikel auftauchen, habe ich mich nie mit der Band befasst. Nun gab es zum Abendessen und letzten Getränk also die Möglichkeit dieses zu ändern. Der Platz vor der Bühne war gut gefüllt, vorne wurde sich viel bewegt, gesungen und getanzt wurde über den kompletten Platz hinweg. Die Band schien tatsächlich ein Headliner würdiges Standing zu genießen. Und tatsächlich passt die Musik von FIVE FINGER DEATH PUNCH auch sehr gut zu so einer großen Kulisse. Sound und Performance waren dem Status würdig, besonders die Gesangsdarbietung war klasse. Es gab also nichts zu meckern, ich entschied mich jedoch das Wochenende an dieser Stelle zu beenden und mich über die vielen geilen Momente des vorübergegangen Festivals zu freuen. (RN)

 

 

Neben den Bands spielen auf jedem Festival ja vor allem Stimmung und Leute eine entscheidende Rolle wenn es darum geht, ob ein Wochenende gut wird oder nicht.
Wir sind dieses Jahr beide ohne jegliche Erwartungshaltung zum WFF gefahren, was sich im Nachhinein als super Voraussetzung herausstellte. Die Stimmung war das ganze Wochenende extrem positiv und auf Party getrimmt. Das WFF´16 war eine friedliche, entspannte, riesige Feier. Eines der besten, wenn nicht sogar das beste Festival, dass ich je besuchte. Das ist natürlich nur subjektives Empfinden und vermutlich hatten wir einfach Glück mit Nachbarn, Reisegruppe und anwesenden Freunden, aber die gebotenen Rahmenbedingungen haben einfach gestimmt. Besser kann es eigentlich nicht mehr werden. Und das obwohl für mich eigentlich nur eine Band am Start war, die mich im Vorfeld interessierte.

An die teuren Festivalpreise hat man sich ja generell gewöhnt und auch hier fielen sie nicht aus dem Rahmen. Von Vegan bis Steak gab es für jeden Geschmack wirklich gute Verpflegungsstände. Die Partyzelte fürs Aftershow Programm hatten ihren Namen wirklich verdient. Musikauswahl von Punk bis Death Metal sorgte stets für ausgelassene Feierei, Schubserei-Opfern wurde jederzeit schnellstens geholfen und man konnte sich einfach mal gepflegt austoben, ohne dumm angeguckt zu werden, komplette Ausrastung.

Schluss endlich stellen sich nur zwei Fragen:

  1. Kann das With Full Force 2017 halten, was das With Full Force 2016 versprochen hat?

  2. Wann spielen eigentlich Borknagar?

 



Mehr Infos:Thy Art Is Murder
Bad Religion
Anti-Flag
Trivium
Five Finger Death Punch