Konzert:

With FULL FORCE 2015 - Sonntag

Konzert vom 05.07.2015

Apocalypse Now

 

Der Tag begann wie auch die Tage zuvor: heiß! Und heute fehlten sogar die lauen Lüftchen, die es an den Vortagen im Schatten erträglich machten. Also hieß es wacker durchhalten bis die ersten Bands spielten und die Getränkebuden öffneten.

 

Die Mainstage eröffneten am letzten Tag MANTAR, zwei Hamburger die eine harte Art des Doompunks und Black Metals spielen. Akustisch gar nicht mal so verkehrt, zu sehen gibt es aber nicht viel: Gitarrist der ins Mikro brüllt, gegenüber ein Drummer. Fertsch. Also kurz gesagt: In einem kleinen Club sicher cool, aber auf der Mainstage? Mittags in der prallen Sonne, bei gefühlten 9000°C? Höchstens für Hardcore-Fans oder in 150 Meter Abstand an einem schattigen Ort. (ah)

 

MANTAR als Hamburger zu verorten muss der geographischen Distanz geschuldet sein. Von Leipzig aus mögen Hamburg und Bremen so nah beieinander sein wie umgekehrt Leipzig und Dresden. Alles nicht so einfach. Einfacher war da schon die schöne Black Metal-Punk-Keule, die das Duo schwang. Soundtechnisch richtig gut, aber wie Kollege Alexander richtig anmerkt, bei Mörderhitze auf einer riesigen Bühne nicht überzeugend. (lh)

 

Endlich haben es KONTRUST aus Österreich ins Flachland Deutschland geschafft, wurde auch echt mal Zeit. Für die einen sind Sie ein Haufen chaotischer Musiker die vieles anfangen, aber nichts so wirklich beenden. Für die Anderen sind sie eine Band die einfach nur eine super Laune verbreitet und das mit einer sympathischen Ösi-Art. Von mir einer der Geheimtipps des WFF 2015!(ah)

 

Für die einen ein Geheimtipp, für die anderen nur chaotischer Krach. Gut, das ist etwas hart ausgedrückt, aber Uneingeweihte werden mit dem KONTRUST-Sound sicher nicht warm werden. Viele Parts wirken angespielt und hastig wieder beendet, so dass keinem Song die Chance gegeben wurde, sich zu entwickeln. Dazu kam ein putziges Stageacting und das Publikum herausfordernde Mitsingspiele. Kein Gig, mit dem KONTRUST viele neue Fans gewonnen haben werden.

 

BURNING DOWN ALASKA waren einer der jüngsten Bands des diesjährigen With Full Force, zumindest wirkten sie kaum älter als viele Fans, die in der ersten Reihe standen. Die Band stand den etablierten und erfahreneren Bands der Hardbowl in nichts nach und lieferten einen guten Gig ab. Es stimmte dabei vom Sound über die Setlist bis hin zum Einsatz und der Spielfreude der Musiker einfach alles, so dass BURNING DOWN ALASKA auf diese Leistung stolz sein können.

 

SILENT SCREAMS aus dem Vereinigtem Königreich deckten optisch ein breites Spektrum ab, inklusive "ich bin vor der Show unscheibar, aber dann gehe ich richtig ab"-Typ. Musikalisch gab es erwartungsgemäß ordentlich einen auf die Nase. Ordentlich fett, ordentlich gespielt und ordentlich eingängig, überzeugten die Songs auch Nicht-Eingeweihte. In den ersten Reihen der Hardbowl ging es entsprechend gut ab; SILENT SCREAMS mussten sich an diesem Tage vor keiner Band verstecken.

 

Mit dem besten Sound der Mainstage überraschten BORN FROM PAIN: die Veteranen hatten entweder einen eigenen Soundmann mit oder den Etatmäßigen sehr gut gebrieft, denn was da an differenziert-druckvollem Sound aus den Boxen kam, war allererste Klasse. Da kamen die BORN FROM PAIN-Songs so fett wie in der heimischen Anlage zur Geltung, egal ob Material von "War" oder "In Love With The End" oder was Neueres gezockt wurde. Nach der wechselhaften Geschichte der letzten Jahre scheinen BORN FROM PAIN zu alter Stärke zurückzufinden, was ihnen sehr zu gönnen wäre.

 

GWLT haben sich zu einem hoch geschätzten Newcomer in der Hardcore-Szene gemausert, wobei angesichts der Querverbindungen - beispielsweise zu Let It Burn Records - eigentlich nicht von Newcomer gesprochen werden kann. Die Routine war der Band von Anfang bis Ende anzumerken, so war der Anfang mit stillstehender Band und rappendem Sänger sehr effektiv und durchdacht bis ins Detail. Nach dem Einstieg ging es in die Vollen, auf und vor der Bühne. GWLT brannten förmlich und konnten mit jedem Song überzeugen, insbesondere der überraschende Auftritt von Niko Webers (WAR FROM A HARLOTS MOUTH) bei "Ruhe & Frieden" war ein Highlight des Sets. Mit ihrer Bühnenpräsenz verwandelten GWLT die Hardbowl in einen Hexenkessel und spielten eine der besten Shows des Wochenendes. Richtig fett! (lh)

 

Death Metal vom feinsten fand man bei OBITUARY, die nun auch schon seit mehr als 20 Jahren im Geschäft sind und aktuell immer noch dort ansetzen, wovon die meisten ihres Genres nur träumen können. Schade nur, dass das Publikum einfach nicht so anspringen wollte, aber das schieben wir einfach mal ganz gekonnt auf das Wetter. Weder am Ton noch an der Show war etwas auszusetzen, vielleicht nicht perfekt aber gut alle mal.(ah)

 

OBITUARY wirkten aus der Zeit gefallen und im negativen Sinne in den 90ern hängengeblieben. Für einen Slot am dritten Tag eines Festivals kam da zu wenig rüber, um das bis dahin gut bediente Publikum zu begeistern. Zudem wirken die Songs mittlerweile altbacken und dürften beim jungen, Metalcore-lastigen WFF-Publikum weniger ankommen. Ein Schicksal, das OBITUARY mit MALEVOLENT CREATION und DEICIDE teilen dürfen. Beeindruckend waren nur die Mähnen und weißen Socken von John Tardy. (lh)

 

ARCH ENEMY... was soll man hier schon sagen? Zu meckern gibt es hier nichts, nein wirklich gar nichts. Der Sound war 1A, Madam White-Gluz hatte wie immer eine mega Stimme und machte äußerlich ordentlich was her, Michael Amott und auch seine Bandkollegen präsentierten sich einfach nur gut. Dass ihre Platte "War Eternal" inzwischen in ihren Adern fließt und in ihren Herzen brennt, zeigten sie mit einem breiten Grinsen. So wünscht man sich das. (ah)

 

UPON A BURNING BODY sind im Grunde die Art Band, die bei der Hardbowl jedes Jahr im Dutzend spielen: saubrutal und in der Masse etwas eintönig. Es spricht für die Jungs aus

San Antonio, dass sie nicht mit einer Energiegeladenen Bühnenshow und viel Gepose arbeiteten, sondern auch musikalisch überzeugen konnten. Ging gut ab und machte Spaß. (lh)

 

Das letzte Mal waren mir LAMB OF GOD vor zwei Jahren zu Gesicht gekommen, abgesehen davon das sie langsam älter werden, hat sich aber nicht sonderlich viel verändert. Ihr Metal gehört immer noch zu der wahrlich extremen und stark gefeierten Kategorie, die sehr viele in der Crowd mitreißt. Besonders stark merkt man es bei Songs wie "Laid To Rest" und "Ghost Walking", die förmlich nach Moshpits schreien. Nebenbei zeigte Sänger Randy Blythe wie man als Sänger mit der unerträglichen Hitze klar kommt: Einfach vor jedem Song eine kühle Flasche Wasser über sich ergießen und die leeren Flaschen bekommen die Zuschauer als Geschenk zugeworfen.

 

Setlist LAMB OF GOD:

Desolation

Ghost Walking

512

Walk with Me in Hell

Ruin

Still Echoes

Now You've Got Something to Die For

Laid to Rest

Redneck

Black Label

 

Der Preis des wohl am schlechtesten abgemischten Sounds ging dieses Jahr ganz klar an SICK OF IT ALL, herzlichen Glückwunsch, den Preis kann man sich dann an der Kasse abholen...

Aber Spaß bei Seite, leider war der Sound wirklich mies, was den Spaß am Zusehen wirklich enorm abmilderte - aber wer das verkraften konnte, bekam man eine gute solide Show geboten. (ah)

 

Da kommen SICK OF IT ALL aber etwas kurz weg. Mit den Koller-Brüder und ihren Kollegen kann ein Festival eigentlich nichts falsch machen: gerade bei einem gemischten Publikum wie beim With Full Force sind die New Yorker eine Konsensband und eine extrem gute Liveband. Beides erwies sich an diesem Abend als wahr, vor der Bühne war eine Menge los und auf der Bühne tobte ein Quartett mittelalter Herren über die Bretter. Die Songauswahl stimmte - da können SICK OF IT ALL auch nichts falsch machen - und die Energe der Band übertrug sich auf das Publikum. Trotz des schlechten Sounds gab es einen sehr großen Moshpit und einen der wenigen Circle Pits des Tages. Alle Daumen hoch für die New Yorker Legende! (lh)

 

Mit CHELSEA GRIN stand die vorletzte Band der Hardbowl - vom Last Supper abgesehen - an, die eine gute Einstimmung für SUICIDE SILENCE sein würde. So war es dann auch: das Publikum war nach drei Tagen Dauerhitze und Dauerbeschallung immer noch nicht müde, sondern aktivierte einmal mehr ungeahnte Reserven und feierte die Jungs aus Utah - heißen die Utahner? - ordentlich. Am Ende keine herausragende Leistung, aber ein mehr als solider Gig und ein gut besetzter Co-Headliner. (lh)

 

SUICIDE SILENCE waren in diesem Jahr das erste Mal seit dem Unfalltod ihres Sängers Mitch Lucker zurück in der Hardbowl. Mit Eddie Hermida haben die US-Amerikaner einen extrem sympathischen Nachfolger als Sänger gekrallt, der nicht nur stimmlich eine sehr gute Figur machte, sondern auch als Entertainer überzeugen konnte. Ehrliche Ansagen, viel Interaktion mit dem Publikum und mit Dauergrinsen unterwegs. SUICIDE SILENCE, die eher nach wüster Metalband als nach Deathcore aussahen, hatten allesamt so viel Spaß an der Show wie ihr neuer Sänger, was für das komplett austickende Zelt ebenfalls galt. Die Band war vollkommen zu Recht der Abschluss der Hardbowl und lieferte einen saustarken Gig ab. (lh)

 

Die Freude auf IN FLAMES verebbte schlagartig, Grund dafür war ein Unwetter, das sich quasi fast unbemerkt an das With Full Force heran geschlichen hat und dann mit brutaler Stärke zu schlug. Gegen 21:40 hieß es dann von der offiziellen Stelle: Wegen des Unwetters wird IN FLAMES auf 22:30 verlegt, alle Besucher sollten sich Schutz in ihren Fahrzeugen suchen.

 

An dieser Stelle mal eine ehrlich gemeinte Frage, wie soll man sich in ein Fahrzeug zurückziehen, wenn man ohne gekommen ist und den Shuttlebus genutzt hat?! Ich kann ja wohl nicht der Einzige sein, dem das aufgefallen ist. Immerhin waren es ja nicht nur ein oder zwei volle Busse mit Besuchern die Donnerstagabend dort abgeladen wurden. Natürlich ist das eine schwierige Angelegenheit die die Frage aufwirft, was der Veranstalter hätte tun können. Das ganze soll hier nicht zu einer Katastrophenszenario-Disskusion werden was man hätte, könnte oder sollte. Doch was man ohne wenn und aber sagen muss, ist das die Kommunikation der Security, die sonst super war, dort eher schwach ausfiel. Sicher hätte sich das ein oder andere sichere Großzelt gefunden, dass als vorrübergehender Schutz dienen konnte oder transporter von denen mehr als reichlich leer da standen. Wie gesagt soll das nicht zu einer Diskussion ausufern und sicher gibt es genug leute, die dort bessere Lösungen finden würden, aber fakt ist, die müssen bei solchen Situationen her.

 

Gegen 22:40 Uhr wurde dann bekanntgegeben, dass das WFF von offizieller Stelle als für beendet erklärt wurde. Was hier so locker klingt, gestaltete sich zu einem Schauspiel das einem panischen Aufbruch oder gar einer Evakuierung glich. Schon beim Verlassen kamen einem die schweren Trucks für den Abbau der Bühnen entgegen, während um einen herum ein heftiger Blitz nach dem anderen und Starkregen niedergingen.

Ein bedauerliches Ende, da hätte ich doch gern mal wieder IN FLAMES oder auch EISBRECHER gesehen, aber wurde ja leider nichts daraus. Vielleicht wird es beim nächsten Mal besser, die Bands die nicht spielen konnten holen das nach und vielleicht sind da auch das ein oder andere neue Sternchen mehr wieder mit dabei, die das Lin- Up bereichern.

 

Alles in allem war das With Full Force 2015 in Ordnung, die Hitze war aber sehr erdrückend. Das es abgesehen von dem größeren Unwetter aber keine nennenswerten Zwischenfälle gab ist einerseits Erstaunlich, andererseits spricht es für das WFF selbst als vorzeigbares Festival, auch wenn das Line Up dieses Jahr leider nicht so der Brüller war. Immerhin fehlten dieses Jahr wirkliche Größen die man jetzt nicht unbedingt auf jedem Festival sieht. Wie z.B. aus den vergangenen Jahren KORN oder VOLBEAT oder ROB ZOMBIE, solche Besonderheiten fehlten dieses Jahr leider völlig. Gut waren dafür aber BETRAYING THE MARTYRS, ENTER SHIKARI und KONTRUST, die ganz klar neben den größeren Bands zu den Highlights gehörten.

Ich hoffe nächstes Jahr wird das korrigiert und es gibt wieder deutlich mehr Bands für das sich das kommen lohnt.

ESCAPE THE FATE wären doch mal geil!

Ansonsten gibt es fast nur lobende Worte von mir, insbesondere was die reichlichen kalten kostenlosen Wasserstellen angeht und die annehmbaren Preise an den ganzen Buden. Die Informationspolitik hätte aber etwas besser sein können, gerade wenn man mit einem Shuttlebus anreiste.

Wenn die paar kleinen Punkte nächstes Jahr behoben werden, wird der Acker 2016 definitiv wieder richtig geil. (ah)

 

Ich muss dem Kollegen beim Line-Up widersprechen: bei allen großen Festivals finden sich im Grunde immer die gleichen Headliner und zugkräftigen Bands wieder. In diesem waren PARKWAY DRIVE, SICK OF IT ALL oder IN FLAMES mehr als würdige Headliner, die die Abwesenheit von beispielsweise VOLBEAT verschmerzen ließen. Die Mischung stimmt beim With Full Force in jedem Jahr, GWLT oder MANTAR lockerten das Billing schön auf.

Das With Full Force war auch in diesem Jahr die Reise wert, wir werden daher sicher auch 2016 wieder vom lautesten Acker Deutschlands berichten! (lh)



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