Konzert:

The Amity Affliction, Defeater, Being As An Ocean, Cruel Hand, Fit For A King - Hamburg, Markthalle

Konzert vom 13.11.2015

Auch eine Woche nach dem Terroranschlag auf den Pariser Club Bataclan während eines EAGLES OF DEATH METAL-Konzert fällt es schwer, über Konzerte zu schreiben, die am gleichen Tag oder kurz darauf stattgefunden haben. Im Rückblick wird klar, wie verwundbar eine Konzertveranstaltung ist, gerade wenn sie so gut besucht ist wie die Never Say Die!-Tour war an diesem Freitagabend in Hamburg: sehr viele Metalcore-Fans und Hardcore Kids waren in die Markthalle gekommen, auch wenn es für das "ausverkauft"-Schild noch nicht gereicht hat.

 

BURNING DOWN ALASKA fielen dem frühem Beginn zum Opfer, so dass FIT FOR A KING für viele Besucher die erste Band des Abends war. Als zweiter Support Act machten die Amis ihre Sache gut, ohne dass ihr Metalcore mit NWOAHM-Einschlag - oft erinnerten die Jungs an eine härtere Variante von UNEARTH - wirklich Akzente setzen konnte. Für einen soliden Moshpit und viel Applaus reichten die 30 Minuten allemal.

 

CRUEL HAND haben sich in den letzten Jahren wenig in Deutschland gezeigt; zumindest ist das der Eindruck. Als sie auf die Bühne kamen, war es so, als wären sie nie weg gewesen. Hochmotiviert und gut gelaunt zockten sie ihren Set - der einen Querschnitt durch ihre Werke lieferte, auch wenn einige "Lock And Key"-Kracher fehlten - runter und animierten das Publikum zu Circle Pits und Headbanging. Klappte auch ganz gut, selbst wenn CRUEL HAND deutlich thrashiger und Metal-lastiger als die restlichen Bands des Abends waren. Insgesamt eine sehr kurzweilige und positive Energie versprühende Show. Da störten selbst die Probleme des Bassisten nicht die Vibes. Schön.

 

BEING AS AN OCEAN haben mit ihrem aktuellen, schlicht "Being As An Ocean" benannten Album einen echten Kracher abgeliefert und sich in der Hardcore-Szene endgültig etabliert. Als die Amis nach einem kurzem Gebet loslegte, wurde das deutlich. Die Menge tobte und es entstand der bislang größte Pit des Abends. Sehenswert war wie immer der intensive Publikumskontakt von Sänger Joel, der eigentlich durchgehend im Pit war oder gleich durch die Menge stiefelte. Daneben war Drummer Connor das zweite optische Highlight: die Kraft beim Drumming kommt aus den Handgelenken, wissen wir alle. Das hinderte ihn aber nicht daran, wie ein Kraken mit den Armen zu wirbeln und dabei wild zu moshen. Wirkte wie eine Mischung aus It und eben einer Schlagzeug spielenden Krake. Sehr cool! Bei der Songausawahl machten BEING AS AN OCEAN alles richtig und balancierten "Being As An Ocean"-Song und "How We Both Wondrously Perished"-Nummern gut aus. Egal, welchen Songs sie spielten: der Sound war Bombe, die Energie mit den Händen greifbar und bei vielen Parts - wie auch bei den Ansagen - Gänsehaut garantiert. Ein ganz großer Auftritt, der leider viel zu schnell vorbei war. 

In den letzten Monaten haben sich DEFEATER etwas vom Softie-Image, das ihnen anhing, gelöst und sich in Richtung gestandene, harte Kerle entwickelt. Shouter Derek ist nicht mehr der verkappte nette Schwiegersohn, sondern präsentiert sich mittlerweile als abgebrühter Entertainer. An diesem Abend war das beim Co-Headliner der Never Say Die!-Tour nicht anders. Auffälliger waren da das Fehlen von Gitarrist Jay Maas und das Nicht-Erwähnen des Umstands während des ganzen Sets. Im Sound taten sich überraschenderweise keine Löcher auf, auch wenn DEFEATER-Songs für zwei Gitarren geschrieben sind. Das aktuelle Album "Abandoned" nahm den größten Raum ein und entpuppte sich als Live-Granate, gerade in den heftigeren Parts. Dazu gab es einige DEFEATER-Klassiker wie "The Red, White And Blues"....

und schwups, war der schweißtreibende Gig vorbei. Gut war es. Allerdings waren DEFEATER früher magischer und hoben sich von vielen Hardcore-Bands ab....

Setlist DEFEATER (wie immer ohne Gewähr):

 

Bastards

No Shame

Unanswered

December 1943

Hopeless Again

Empty Glass

Remorse

Spared in Hell

Divination

Dear Father

Cowardice

The Red, White And Blues

Wer jetzt dachte, dass das Hamburger Publikum nach fünf Bands mit jeweils ordentlichem Moshpit ausgepowert sein dürfte, sah sich bei den ersten Tönen von THE AMITY AFFLICTION eines Besseren belehrt. Wie schon Anfang des Jahres bei ihrer Tour mit OF MICE AND MEN hatten die Australier das Publikum von Beginn an für sich eingenommen und konnten auf einen sehr großen Pit blicken. Unterstützt von einer sehr coolen und effektvollen Lightshow und einem klaren Sound, kamen die Songs von "Let The Ocean Take Me" sehr gut zur Geltung. Die Musiker präsentierten sich erwartet souverän und gut aufeinander eingespielt; ganz so, wie es sich für einen Headliner gehört. Shouter NAME führte charismatisch und ehrlich durch den Set und konnte zudem stimmlich voll überzeugen. THE AMITY AFFLICTION schlossen einen gelungenen Konzertabend würdig ab - einmal mehr machten sie deutlich, dass sie ihr Headliner-Potential voll ausschöpfen können. 



Mehr Infos:The Amity Affliction
Defeater
Being As An Ocean
Cruel Hand