Konzert:

Raven, Liquid Steel, Into The Tempest - Innsbruck, Weekender

Konzert vom 10.10.2015

Früher wurde man in Innsbrucks alpenländischer Abgeschiedenheit nicht gerade verwöhnt, was Konzerte altgedienter Metalgrößen anbetraf. In letzter Zeit scheint sich dies dank einiger engagierter Veranstalter glücklicherweise zu ändern.

Und so durften auch RAVEN im kleinen aber feinen Weekender Station machen und ihren „Athletic Rock“ in die Menge feuern.

Aber bis es soweit war, mussten sich erst diverse lokale Vorbands versuchen. Den Anfang machten INTO THE TEMPEST. Die jungen Tiroler wirkten auf mich wie eine Band, welche zwar Potential, aber noch nicht eine endgültige Vision vor Augen hat wohin die Reise musikalisch gehen soll. Das böse Wort „Schülerband“ fiel in diesem Zusammenhang das eine oder andere Mal. Ähnlich unstringent wie das optische Auftreten (da duellierten sich SABATON- und CALIBAN-Shirts) war dann auch das musikalische Programm. Leider weder Fisch noch Fleisch (oder besser gesagt: weder richtig Heavy Metal, noch richtig moderne Mucke mit Alternative Touch) war die musikalische Darbietung auf der Bühne. Eigenständigkeit kann was tolles sein, wenn man mit dem entsprechenden Songmaterial um die Ecke kommt. Leider war das einzige memorable Stück des Abends ein SABATON-Cover. Auch der Gesang von Basser und Sänger Hary war eher wackeliger Natur. Wie gesagt: Es ist Potential vorhanden, aber auch noch ein weiter Weg.

Etwas weiter sind da schon die lokalen Kollegen von LIQUID STEEL. Man hat nicht nur seinen eigenen Stil klar definiert, sondern auch via Pure Steel schon das erste Album „Fire In The Sky“ in die Läden gewuchtet. Die vorhandene Fanbase feierte LIQUID STEEL auch nach allen Regeln der Kunst ab. Songs wie die Bandhymne „Liquid Steel“ oder das epische „Samurai“ kamen dementsprechend auch richtig gut an. Das abschließende BLITZKRIEG-Cover „Blitzkrieg“ lies das Stimmungsbarometer dann nochmal nach oben schnellen und bereitete den NWoBHM Teppich gen RAVEN aus. Allerdings muss man auch bei LIQUID STEEL anmerken, dass es, um im Konzert der Großen mitzuspielen, noch einiges an Routine und Bühnenpräsenz braucht. Ich will hier nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, aber andere neue Bands wie ENFORCER, SKULL FIST, STRIKER oder auch SCREAMER waren auch auf ihren jeweiligen Debut-Tourneen ein anderes Kaliber, und um da mithalten zu können hilft nur eins: spielen, spielen, spielen.

Dieses „Problem“ haben die seit 40 Jahren im Business befindlichen RAVEN nicht mehr. Die Gallagher-Brüder und ihr Drummer Joe Hasselvander strotzen nur so vor Selbstvertrauen und Charisma. Mit dem neuen „Destroy All Monsters“ ging es auch gleich in die Vollen. „Hard Ride“ vom ‘85er „Stay Hard“ markierte eine Überraschung, bevor einen „Live At The Inferno“ endgültig in den RAVEN-Kosmos beförderte. 

Es folgte Klassiker auf Klassiker: „All For One“, „Rock Until You Drop“ etc…und über „Into The Jaws Of Death“ vom unterbewerteten „Nothing Exceeds Like Excess“ freute ich mich besonders. Das Publikum ging euphorisch mit (einige sichtlich überalkoholisierte Kandidaten auch etwas ZU euphorisch) und feierten RAVEN nach allen Regeln der Kunst ab. Auch mit vier Dekaden im Rücken hat sich bei RAVEN live zum Glück nicht viel geändert. Es regierten Chaos und schiere Power. John hat sowohl seine Stimme, als auch das Publikum bestens im Griff, während sein Bruder Mark wie ein Besessener über die Bühne stampft und nach Sekunden schweißgebadet ist. Drummer Joe treibt das Ganze dann mit viel Drive voran. Wie die Herren High Speed Nummern wie z.B. „Speed Of The Reflex“ runterbrettern müsste einigen jüngeren Combos den Angstschweiß auf die Stirn zaubern. Als einzige Kritik möchte ich an dieser Stelle anmerken, dass es RAVEN etwas mit Rückkopplungsorgien und instrumentalem Gefuddel übertreiben, da wäre der eine oder andere Song aus dem schier unerschöpflichen Klassikerreservoir des Trios angebrachter gewesen. Aber das ist bei ANVIL ja auch nicht anders. Und wenn man dann als Zugabe das Melodic-Sahnestück „On And On“ und die Überhymne „Break The Chain“ kredenzt, kann man den Jungs eh nicht mehr böse sein.

Fazit: RAVEN sind auch 2015 immer noch eine Macht, die live alles und jeden an die Wand spielen kann.    



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