Konzert:

Metal Assault V - Posthalle Würzburg

Konzert vom 31.01.2015

Wenn die Metal-Kutten der glorreichen 80er-Jahre geballt auftauchen, dann handelt es sich beim Anlass entweder ums KEEP IT TRUE oder ums METAL ASSAULT - und letzteres fand am 31. Januar 2015 zum 5. Mal in der Posthalle Würzburg statt. Mit Bands wie SATAN, EXXPLORER oder WHIPLASH trafen alte Haudegen auf Newcomer wie NIGHT DEMON oder WOLF, was eine interessante Mischung versprach. Wobei selbst das nicht allen zu genügen schien, denn schon ein, zwei Stunden nach Festivalstart um 12 Uhr schliefen die ersten Alkoholleichen ihren Rausch aus - was zur Hölle soll das? Nun sind 40 Euro Eintritt für ein Eintages-Festival mit so vielen Bands sicher nicht gerade teuer, aber trotzdem ist das Geld doch viel zu schade, um nichts von der Musik mitzukriegen... Wer wach blieb, durfte sich über einige sehr gute Auftritte freuen oder ausgiebig im großen Merch- und Händler-Bereich stöbern. (fs)

 

SPACE CHASER

Den Anfang machten dieses Jahr die Berliner Speed Thrasher SPACE CHASER. Mit ihrem an alte AGENT STEEL gemahnenden Speed Metal und ihrem authentischen 80er Look fanden die Jungspunde schnell viele Supporter. Das machte Spaß und war auch nett anzusehen, dennoch muss man ehrlicherweise sagen, dass es bis zum Niveau der Vorbilder noch ein weiter Weg für SPACE CHASER ist. Der Qualitätsunterschied wurde besonders beim ANTHRAX-Cover „Caught In A Mosh“ deutlich. Was SPACE CHASER noch fehlt ist neben der musikalischen Tightness auch das Gespür für die Wichtigkeit einprägsamer Melodien und Hooklines...denn ein neues „Bleed For The Godz“ habe ich beispielsweise nicht vernommen.

Setlist

Loaded To The Top

Thrashold

Watch The Skies

Stellar Overlords

Predator

Decapitron

Space Chaser

Caught In A Mosh (Anthrax-Cover)

Skate Metal Punks

 

LORD FIST

Dann folgten die Finnen LORD FIST. Und der „Faust Gott“ polterte auch gleich sehr traditionsbewusst drauf los. Auch LORD FIST gehören in die Kategorie Bands, welche einen bis aufs I-Tüpfelchen authentischen 80ies Sound darbieten und dabei eine Menge Liebe zum Detail erkennen lassen. Auch wenn es musikalisch an der einen oder anderen Stelle noch etwas hakelig war, so konnten LORD FIST als Kollektiv doch überzeugen. Außerdem darf man nicht vergessen, dass Bands wie LORD FIST und eben SPACE CHASER noch ganz am Anfang ihrer Karriere stehen. Beide Bands stimmten jedoch hervorragend auf das ein, was heute noch folgen sollte.

Setlist

Power Medal

Super Sailor

Green Eyleen

Master Of The Witches

Who Wants To Live Forever

Rainbow Eyes

Road Ravens

Spark For The Night

Lord Of The Night

 

DEAD LORD

Mit DEAD LORD folgte ein erstes richtiges Highlight. Die THIN LIZZY Nachlassverwalter brillierten mit wunderschönen zweistimmigen Leads, einer packenden Bühnenshow und einer Ausstrahlung, die man eigentlich nur von großen Namen, welche seit Jahrzehnten im Business unterwegs sind, kennt. Vom Opener „Because Of Spite“ bis zum Rausschmeißer „Ghost Town“ wussten DEAD LORD zu fesseln. Es machte einfach eine riesen Laune den Jungs bei der Arbeit zuzusehen. Auch die eingestreuten neuen Songs ließen die gute Stimmung nicht abreißen und machten neugierig auf die neue Scheibe. Feine Sache das.

Setlist

Because Of Spite

No Prayers Can Help You Now

Onkalo

Strained Fool (Neu)

No Regrets (Neu)

Hank

When History Repeats Itself  (Neu)

Hammer To The Heart

Ghost Town

 

NIGHT DEMON

Mit NIGHT DEMON stürmte ein weiteres NWoBHM-Derivat die Bühne zu Würzburg. Auch wenn die drei Herren eigentlich aus dem sonnigen Kalifornien stammen, so klingt ihr Sound zu 100 % nach verregneter britischer Insel. Sänger und Bassist Jarvis Leatherby hatte nach Sekunden einen hochroten Kopf und man musste bei seinem exzessiven Headbanging befürchten, dass selbiger sich über kurz oder lang von seinen Schultern verabschieden und durch die Halle fliegen würde. Aber wider Erwarten blieb sein Haupt dort wo es hingehört. Musikalische Holprigkeiten wurden mit viel Einsatz und Engagement ausgeglichen und speedige Metal Abfahrten wie „Full Speed Ahead“, „Night Demon“ oder das sich sehr gut in den Gesamtkontext einfügende JAGUAR-Cover „Axe Crazy“ nahmen die Anwesenden sehr wohlwollend auf.

Setlist

Screams In The Night

Full Speed Ahead

Curse Of The Damned

Ritual

Howling Man

Satan

Axe Crazy (Jaguar-Cover)

The Chalice

Night Demon

 

TYRANT

Die NWOBHM-Urgesteine von TYRANT sehen zwar mittlerweile recht zerknittert aus, ihre Musik ist aber weiterhin erstaunlich frisch. Die fetzigen Riffs sind zeitlos, was zusammen mit der eindrucksvollen Spielfreude der Engländer zu einem der besten Auftritte des Tages führte. Die Jungs hängten sich so richtig rein und hatten sichtlich eine Menge Spaß mit dem überwiegend fachkundigen Publikum, was ja heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr ist... (fs)

Setlist

One More Knight

Lonely Eyes

Eyes Of A Stranger

For You

Take It To The Dragon

Too Late Gone

Mirror Image

Tears In The Sun (Neu)

Hold Back The Lightning  

 

WOLF

Was den Schweden an Alter fehlt (im Vergleich zu TYRANT oder S.D.I. etwa), das machten sie mit typisch schwedischen Melodien und einer packenden Show wieder wett. Ähnlich wie ENFORCER drückten die Burschen kräftig aufs Gaspedal und schafften es dabei noch, nach allen Regeln der Kunst zu posen. Live kamen ihre Songs noch einen Ticken rauer und derber rüber als auf CD, was mir sehr gut gefiel. Wer da nicht die Matte kreisen ließ, hatte entweder keine oder lag besoffen in einer Ecke. (fs)

Setlist

Overture In C Shark

Shark Attack

The Bite

Skeleton Woman

My Demon

Voodoo

Skull Crusher

Venom

Speed On

Evil Star  

 

S.D.I.

Ich muss gestehen, dass ich einerseits zwar ein großer Fan von altem Teutonen-Metal bin, andererseits gingen die Speedies von S.D.I. bis dato komplett an mir vorüber. Damit stand ich aber ziemlich alleine da, denn bereits vor dem Auftritt konnte man überall „Megamosh – S.D.I. - Megamosh“ - Rufe hören. Und so war auch gleich richtig Stimmung in der Bude, als S.D.I. nach ihrer mehrere Jahrzehnte (!!) andauernden Pause loslegten und die Halle mit schöngeistigem Liedgut wie „Absolute Banger“, „Alcohol“, „Megamosh“ oder auch Liebesliedern der Marke „I Wanna Fuck You“ die Massen vezauberten. Nüchtern betrachtet gab es gerade im Gitarrenbereich den einen oder anderen Stolperer und nicht jeder Song ist ein Klassiker. Kultig war es allemal und die Fans bekamen augenscheinlich das was sie sich erwartet haben. Man darf gespannt sein, wie es weiter geht, denn es klang nicht so, als sei dies eine einmalige Sache gewesen.

Setlist

I Don't Care

Panic In Wehrmacht

Absolute Banger

Violence

Alcohol

You're Wrong

Comin' Again

Sign Of The Wicked

I Wanna Fuck You

Megamosh

Quasimodo

 

STORMWITCH

Was dann folgte, sollte die Massen spalten. Für die einen waren STORMWITCH in Rüschen verpackter Kitsch, für die anderen ein geiler Trip in ihre Jugend. Man kann Andy Mück vorwerfen was man will, Mitsingspielchen albern finden, über seine Frisur oder sein Outfit meckern...aber Herr Mück war super bei Stimme und wusste durchaus zu unterhalten. Interessanterweise lag der heutige Schwerpunkt auf dem vierten Album „The Beauty And The Beast“, welches mit gleich drei Songs vertreten war. Ja, ich fand sogar die Herzschmerz-Ballade „Tears By The Firelight“ toll, aber auch Hymnen wie „Ravenlord“, „Eye Of The Storm“, „Stronger Than Heaven“ „Priest Of Evil“ und natürlich „Walpurgis Night“ sind schlicht geniale Songs, welche metallische Härte mit Melodie und einem Hauch Mystik verbinden. Einzig die schaumgebremste Version von „Rats In The Attic“ wusste nicht so ganz zu überzeugen. Auch wenn Andy Mücks Begleitband zwar musikalisch perfekt, aber sonst etwas blass und statisch agierte waren STORMWITCH bis dato mein Tageshighlight. Gerne immer wieder.

Setlist

Call Of The Wicked

Stronger Than Heaven

Ravenlord

Eye Of The Storm

King In The Ring

Rats In The Attic

Last Warrior

Season Of The Witch

Russia's On Fire

Priest Of Evil

Tears By The Firelight

Walpurgis Night

 

WHIPLASH

Nun wurde es wieder ruppiger. Wie schon auf dem letztjährigen HOA erinnerten mich WHIPLASH ein ums andere Mal an eine „MOTÖRHEAD auf Speed Variante“ (und damit meine ich die Musik...denn die substanzbedingte Variante ist ja schon das Original). WHIPLASH entfachten wieder einen amtlichen Moshpit und konnten Thrasher aller Generationen mitreißen. Mein Problem, das ich mit WHIPLASH habe, ist dass die Ostküsten Thrasher mit „Insult II Injury“, „Walk The Plank“ und dem alles zermalmenden „The Burning Of Atlanta“ einerseits richtige Hammersongs im Gepäck haben, andererseits dieses Niveau aber nicht über die gesamte Länge durchhalten können. Was mit ein Grund dafür sein kann, dass es WHIPLASH nie aus dem Kultstatus hinausgeschafft haben. Ungeachtet dessen war das eine feine Vorstellung und es ist einfach cool zu sehen, dass der mittlerweile fast 54-jährige Tony Portaro immer noch genügend Dampf auf dem Kessel hat.

Setlist

Last Man Alive

Killing On Monroe Street

Stage Dive

Insult II Injury

The Burning Of Atlanta

Power Thrashing Death

Sword Meet Skull, Skull Meet Sword

Walk The Plank

Red Bomb

Spit On Your Grave

War Monger

 

EXXPLORER

Auf EXXPLORER freute ich mich wie Bolle, sind doch sowohl das '85er Debut „Symphonies Of Steel“ als auch der '94er Nachfolger „A Recipe For Power“ ebenso wie das 2011er Comeback Werk „Vengeance Rides An Angry Horse“ Sternstunden des melodischen US-Power Metals (ein Werk namens „Coldblackugly“ hat es übrigens nie gegeben...genauso wie andere 90er Alben verdienter US Metal Helden nur Gerüchte sind..ähem). Da heute die Geburtstagsfeier des Debuts anstand und selbige sogar im Original-Line-Up zelebriert werden sollte, durfte doch hier nix anbrennen. Leider entpuppte sich dies als großer Irrtum. Ich weiß gar nicht genau warum es so in die Hose ging. Einerseits lag es wohl daran, dass die sperrigsten Songs von „Symphonies Of Steel“ in der ersten Hälfte verbraten wurden, andererseits aber auch vor allem daran, dass EXXPLORER sich die Freiheit nahmen und einiges umarrangierten. Gerade die Gesangslinien von Lennie Rizzo hatten mitunter wenig mit dem Original gemein. Und dabei sang er objektiv nicht wirklich schlecht, aber viele der Songs wurden schlichtweg ihrer Hook beraubt und auch „Return Of The Cycle“ vom 2011er Album „Vengeance Rides An Angry Horse“ und das abschließende „A Recipe For Power“ Verstümmelungs-Medley bestehend aus „Just A Dream, Bible Black, Smelling The Roses und Beg, Borrow and Steal“  konnten da nicht mehr viel reißen. Wenn schon mal eine Götternummer wie „Run For Tomorrow“ wirkungslos verpufft, dann muss echt Sand im Getriebe sein. Sehr schade. Meine Enttäuschung des Tages.

Setlist

Going To Hell

City Streets

X-Termination

Metal Detectors

Objection Overruled A: Guilty As Charged

Objection Overruled B: Phantasmagoria

WW3

Exxplorer

Prelusion

Run For Tomorrow

Return Of The Cycle

Just A Dream

Bible Black

Smelling The Roses

Beg, Borrow And Steal

 

SATAN

Wie man es danach besser macht zeigten die Briten SATAN. SATAN präsentierten sich als perfekt eingespielte Einheit mit richtig Spaß in den Backen. Brian Ross erwies sich als toller Gentleman Entertainer und war darüber hinaus bestens bei Stimme. Egal ob SATAN Uraltschoten der Marke „Trial By Fire“, „Blades Of Steel“ oder „No Turning Back“ anstimmten oder neuere Kracher vom äußerst gelungenen Comebackwerk „Life Sentence“: alles hatte Hand und Fuß und die Menge ging steil. Auf der linken Seite sorgten der niemals älter werdende Graeme English und sein SKYCLAD Kollege Steve Ramsey für richtig Wirbel, während rechts Russ Tippins ein Zauberlead nach dem anderen seiner Klampfe entlockte, Sean Taylor trieb das Ganze nach vorne und der schon erwähnte Brian Ross gab gekonnt den Zeremonienmeister. Selbt als ein Becher in seine Richtung geflogen kam, wies er ganz entspannt darauf hin, dass es sinnlos sei leere Becher zu werfen. Sinn würden nur Flaschen machen und auch die nur, wenn sie voll sind.

So flott wie SATAN zu Gange waren konnte man fast denken, dass hier sogar eine junge und hungrige Speed Metal Combo zu Werke geht und nicht 5 Herren im eher gesetzten Alter. SATAN setzten mit einer mitreißenden Show dem fünften Metal Assault die Krone auf und waren ein mehr als würdiger Headliner. Besser kann man es schlicht nicht machen.

Setlist

Trial By Fire

Blades Of Steel

Time To Die

Twenty Twenty Five

Break Free

Cenotaph

Life Sentence

The Ritual

Siege Mentality

Oppression

Incantations

Testimony

Alone In The Dock

Zugabe I:

Heads Will Roll

No Turning Back

Zugabe II:

Guitar Solo

Kiss Of Death

 

Trotz einzelner etwas schwächerer Auftritte hat sich auch die fünfte Ausgabe des Metal Assaults wieder voll gelohnt und etabliert das Festival immer mehr zu einem kleinen Keep It True. Und da es davon nie genug geben kann, freut man sich schon auf das nächste Mal, denn merke: Nach dem Metal Assault ist vor dem Keep It True!



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