Konzert:

Lacuna Coil, Forever Still, Genus Ordinis Dei - Hamburg, Logo

Konzert vom 26.10.2016

Als Fan harter Musik aller Facetten gehört es sich, die großen Genre-Bands einmal live gesehen zu haben. Wenn eine Band im Studio glänzt, heißt das noch lange nicht, dass sie die Bühne rockt. LACUNA COIL ist eine dieser großen Genre-Bands, da sie Gothic und NuMetal mitgeprägt hat. Der Italo-Sechser macht Ende der 90er auf sich aufmerksam, als die Nu-Metal-Welle ihn ganz nach oben spülte. Dass sie bereits vor diesem Trend existierten und es sie nach ihm immer noch gibt, gilt es zu respektieren.


Wie schon Thomas Kupfer in dem Buch "Best of Rock & Metal - Die 500 stärksten Scheiben aller Zeiten" schrieb: „(...) In den USA wo EVANESCENCE nach dem Überraschungserfolg ihres Debüts die heimischen Klowände mit Edelmetall vollpflastern können und Millionen Fans auf der Suche nach einem ähnlichen Sound sind, geht "Comalies" plötzlich 10.000- fach über die Ladentheken (...).“  Seit dem besagten Album von 2002 gehören LACUNA COIL international zur Speerspitze der Szene. Mit mehr als 600.000 verkauften Einheiten ist es nicht nur das erfolgreichste Album ihrer Plattenfirma ‚Century Media’, sondern auch das erfolgreichste italienische Rockalbum. Diesen Herbst sind sie nun auf große Europa-Tournee, in deren Rahmen zwischen dem 24.10. und dem 03.11. fünf Deutschland-Shows in Köln, Berlin, Hamburg, Essen und München anstehen. Bei der Show in Hamburg hieß es also für uns die Bildungslücke zu schließen und LACUNA COIL kritisch auf die Finger gucken.


Um 21:30 betreten die Dame und Herren die Bühne des fast ausverkauften Logo. Gleich zu Beginn fällt ein fürchterlich lebloser Sound auf. Die Gitarristen da draußen wissen sicher, wie gut Amp-Simulationen und vor allem Profiling-Amps schon klingen können, das heute ist dafür jedoch ein Negativbeispiel. Nichts mit 'loud amps in your face' wie es HATEBREEDS Jamey Jasta in seinen Podcast mantra-artig beschwört. Und er hat recht damit! Denn das ist es, was eine Rock-Show unvergesslich macht, loud Amps! Leider erleben wir heute alles andere als das. Vollkommen steril und ohne jede Dynamik kommen die Riffs aus den Boxen. Zusätzlich spielt die Band zu Playbacks, was sie auch tempotechnisch ausbremst. Alles in allem eine sehr langweilige Angelegenheit. Die Band um die charismatische Sängerin Cristina Scabbia hat dazu noch ein anderes Problem, welches auf den Namen Andrea Ferro hört und Cristinas Gesangpartner ist. Während das Duo Scabbia/Ferro auf Platte gut harmoniert, könnte man auf den Schreihals live gut verzichten. Stimmlich ist die Leistung ok, aber was die Performance betrifft, hat er etwas von 90er-Jahre-Rappern, die schlechten Pop-Songs das letzte Fünkchen Street-Credibility retten sollten. Doch wie bei dem 90er Charts-Gedudel, macht er die Songs eher schlechter. Die Band wirkt im Grunde nicht unmotiviert, es ist dennoch nicht zu verstehen, warum alle Musiker wie festgeklebt an einem Punkt bleiben. Selbst die beiden Fronter tauschen fast nie die Seiten. Sehr schade, denn die eine Hälfte des Logos sieht somit fast nie Frau Scabbia, sondern nur Ferro.
Die vielen negativen Worte sind natürlich nur Ausdruck einer einzigen Meinung, denn dem anwesenden Publikum gefällt es. Die Songs werden mitgesungen und die Stimmung ist toll. Außerdem schaffen es LACUNA COIL auch heute noch junges Publikum zu ziehen. Und das nach 20 Jahren Bandbestehen. So feiern hier Jung und Alt und nur einer meckert und das bin ich. Vielleicht aber auch nur, weil ich die DFB-Pokal-Spiele im Fernsehen verpasst habe. Wer weiß das schon  …       
 

 

 



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