Konzert:

DEAFHEAVEN, MYRKUR - Hamburg, Übel & Gefährlich

Konzert vom 22.03.2016

Der Hamburger Musikclub auf dem Heiligengeistfeld nennt sich Uebel & Gefährlich und bietet ca. 1000 Gäste Platz. Ganz so viele sind zwar nicht gekommen, aber zur Tour von DEAFHEAVEN & MYRKUR ist der Club zumindest fast ausverkauft. Was immerhin bedeutet, dass nahezu 1000 Menschen, mit dem Fahrstuhl in den vierten Stock des alten Bunkers „Flakturm IV“ gefahren sind. Natürlich könnte man auch die Treppe benutzen, aber wer macht das schon, wenn man zu einer Metal-Show mit dem Aufzug fahren kann. Im sogenannten Ballsaal des Clubs angekommen kündigt der Merch-Verkäufer zwar 15 Minuten Verspätung an, womit er aber nicht Recht behalten soll. Denn pünktlich wie die Feuerwehr geht das Licht aus und MYRKUR betritt die Bühne.


Als „One-Woman Black Metal Projekt“ gestartet, hat Amalie Bruun (v./g./p.) für Ihre Konzerte eine Band am Start. Mit leisen Piano-Tönen und zartem Gesang beginnt das ehemalige Model die Show. Dass die Dänin noch viel mehr als bloß hübsch aussehen kann, zeigt sie in den folgenden 40 Minuten. Sie singt mal folkloristisch zart, um im nächsten Moment diabolisch loszubrüllen. Diese hochinteressante Mischung aus skandinavischer Folklore und Black Metal der alten Schule, ist in dieser Form einzigartig. Verstärkt durch ihre klasse Live-Band werden hauptsächlich Songs vom aktuellen Album „M“ (Relapse Records) intoniert. Für besondere Gänsehaut-Momente sorgen die A capella Einlagen bei 'Vølvens spådom' und 'Skøgen skulle dø', die live auch ohne den Chor funktionieren. In den Anfangstagen war MYRKUR noch ein Mysterium, denn niemand wusste wer sie ist. Auch wenn jetzt klar ist, wer sich hinter dem Namen verbirgt, bewahrt sich die Amalie Bruun immer noch eine schöne Unnahbarkeit. Toller Auftritt!
 

Für die US-Düstermänner von DEAFHEAVEN hängt die Latte jetzt ziemlich hoch. Da muss ordentlich abgeliefert werden, um die starke MYRKUR Show zu toppen.
Es sei gleich vorweg gesagt: das gelingt den Herren nicht!
Der 2010 in San Francisco gegründeten Band kann man den Willen und natürlich das Können nicht absprechen, aber irgendetwas fehlt. Es könnte daran liege, dass DEAFHEAVEN optisch in Richtung von Mikey Way (Bassist von MY CHEMICAL ROMANCE!) geht. Mit anderen Worten, braver und „nerdiger“ geht es nicht. Bei MCR wirkte so ein Look vielleicht cool, vielleicht geht das auch im Metalcore Genre, aber im Zusammenhang mit fiesen Blastbeats und hohen Screams wirkt es zumindest merkwürdig. Das vollständig auf verbreitete Stilelemente wie Corpsepaint, Pseudonyme oder satanische Texte verzichtet wird, ist schön und gut, aber ein bisschen mehr „Evilness“ könnte die Band schon gebrauchen. Hier geht es schließlich um Black Metal, egal wie viel Shoegazing und Post-Rock sich in die Musik eingeschlichen haben. Positiv fällt der einzige Aktivposten George Clarke (v.) auf. Der exzentrisch keifende Sänger singt live noch mal eine Spur höher als auf Platte und erinnert so fast an den legendären Hat, der GORGORTH Alben wie „Pentagram“ durch seine pervers, hohen Screams veredelt hat. Schlussendlich rettet weder das, noch der coole, furz-trockene Gitarrensound. Es will der Funken einfach nicht überspringen.
Das Ironische ist jedoch, dem Publikum scheint es dennoch zu gefallen. Am Ende des Tages merkt man also, es ist alles subjektiv. Über Geschmack lässt sich eben streiten - oder nicht? Naja, die einen sagen so, andern sagen so. Insgesamt bleibt die Erinnerung an einen unterhaltsamen Abend, mit nettem Publikum und guten Bands.



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