Konzert:

Dark Funeral, Naglfar, Endstille, Amoral, Asmodeus - Hamburg, Fabrik

Konzert vom 27.03.2006

Das Wetter war wie gemacht für Black Metal: Es war duster und es regnete wie zum Weltuntergang, der Süden den Süden der Stadt suchte ein Tornado heim. Nur in der etwas ungewohnten, aber sehr schönen Location herrschte große Ruhe - sozusagen vor dem Sturm.



Es scheint ein wenig hell in die Fabrik und vor der Bühne herrscht noch ziemlich gähnende Leere, als die Österreicher ASMODEUS beginnen, für ihre neue Scheibe "Imperius Damnatum" zu werben. Tyr, Desdemon und Maltus haben sich scheinbar an den Kleider-Knigge des Headliners angepasst - und bleiben auch sonst ziemlich in der Schublade - was Corpsepaint und lateinisch-angehauchte Titel betrifft. Allerdings will der ungewollt charmante alpine Zungenschlag nicht wirklich zur bösen Atmo passen. Egal: Nach einem reichlich langen Intro verbreiten die Twilight-Schützlinge frostig-bitten Stimmung by drücking the Gaspedal. Das klappt tatsächlich prima, die erste Schwarzwurzeln im Zuschauergemüse kreischen auf, formen die Fingerchen wahlweise zum Deibels-Gäbelchen und zur Zweihand-Klatsche - oder ersetzen zumindest den evil-grimmen Blick durch ein wohlgefälliges Kopfnicken. Songs wie "Decretum Executionis" stehen tatsächlich für grimmigen Black Metal - und auch, wenn es in der Fabrik bisweilen noch ein wenig hakte, so punktete das Trio doch ganz ordentlich.



Sieh mal an: Da ist es endlich dunkel und da kommen dann einfach nicht angemalte, kaum tätowierte, dazu noch recht blasse Jünglinge auf die Bühne. Passt, das sind die Finnen AMORAL und die fabrizieren kein Teufelszeug, sondern recht melodischen Death Metal. Die Jungs aus Helsinki passen mit ihrer Mischung aus Death und Thrash nicht wirklich aufs Billing, machen aber das Beste draus und rauschen enthusiastisch rein in den Gig. Mal abgesehen vom dünnen Drummer Juhana, der irgendwie abwesend wirkt und ohne große Regung/Bewegung auf die Kessel klopft. Ansonsten schütteln die Kerlchen schön asynchron die Köpfchen, wirken irgendwie frisch und können tatsächlich gute Publikumsreaktionen verzeichnen. Sind Pandas dann doch toleranter als vielerorts gedacht?



Nach den Schweden kommen die Südschweden: ENDSTILLE aus Kiel sind nach einwöchiger Pause nochmals zum Dikta-Tour-Tross zurückgekehrt und nutzen ihr Fast-Heimspiel zu einem Triumphzug - mit überraschend gutem Sound. Fronter "Äh" Iblis führt mit großen Gesten und spitzen "Ähs" und "Bäs" durch die Show wie ein echter Entertainer, Mayhemic Destructor böllert und feuert die Kriegsmaschine von hinten effektiv an, während Basser Crour den Bösewicht mimt und Wachtfels wie eben jener in der Brandung steht - der ruhende Pol mit donnernden Riffs. Sie spielen kurz, aber selten gab es eine stimmigere Songsauswahl, der Spannungsbogen entlädt sich geradezu eruptiv in die altehrwürdige Industriehalle. Sehen die Soldaten an der Front ähnlich und geben alles - die Fans stehen wie eine Eins hinter den Schleswig-Holsteinern. Schon mit dem Opener "Dominanz" ist die erste Schlacht gewonnen, "Frühlingserwachen" bringt einen weiteren Sieg. Beim "Bastard" gibt es keine Fahnenflüchtigen mehr, die Fabrik singt sogar lauthals mit, angefeuert vom Feldherren Iblis. Und als ENDSTILLE direkt "Navigator" nachschieben, drehen sämtliche Sicherungen durch, der Krieg ist gewonnen. Jawoll. Ach: War das eigentlich der ENDSTILLE.Gig mit den wenigsten technischen Problemen (also wohl gar keinen) aller Zeiten?



NAGLFAR stehen vor einem Problem. Oder zumindest tun das viele Fans. Denn seit Meister Ryden das Totenschiff verlassen hat, steht Fleischmütze Christoffer Olivius an der Front. An den tollen Songs ändert das natürlich gar nichts und auch die Stimme paßt wirklich gut zum Sound der Schweden. Und sogar seinen ganz eigenen Charme verbreitet Herr O. mit fiesen Grimassen, so ganz in Leder gehüllt. Nur, vorher war da eben ein unglaublich charismatischer Frontmann, der eigentlich nicht viel tat, außer im gleißenden Scheinwerferlicht zu posen. Das aber tat er mit der Präsenz eines Staatsoberhaupts - davon ist Christoffer noch weit entfernt. Aber - und das bleibt festzuhalten: NAGLFAR haben die tollsten Songs aller teilnehmenden Bands am Start, dementsprechende euphorisch sind die Reaktionen - schon allein, weil die Jungs doch tatsächlich erneut den uralten Vittra-Klassiker "As The Twilight Gave Birth To The Night" spielen und die horngekrönte Majestät ehren. Weltklasse, aber mit acht Songs leider viel zu kurz - und unglaublich scheiße, das "12th Rising" wegfiel.



DARK FUNERAL haben es danach sichtlich schwer. Sie sind sicherlich viel kompromißloser als NAGLFAR, wirken aber im direkten Anschluss auch merkwürdig unoriginell - wobei die lustigen Plastik-Michelin-Männchen-Verkleidungen den ledernen Olivius-Mantel sicherlich noch überbieten. Klar, Songs wie "Vobiscum Satanas", "666 Voices Inside" oder "Godhate" gehören zur Spitze des eiskalten Black-Metal-Bergs, aber so richtig - wie vorher beim Kieler Kriegskommando oder den schwedischen Schergen - springt der Schwarz-Metall-Funken nicht über. Vielleicht liegt das auch an der routiniert-uninspiriert-lethargischen Vorstellung auf der Bühne des dunklen Grabs, an der noch nicht wirklich überstandenen Krankheit Caligulas oder der insgesamt ziemlich langen Tour-Zeit. Fazit dennoch: Gute Bands, gutes Billing - sogar mit ein wenig Abwechslung. Schade nur, dass gleichzeitig in der Markthalle Fear Factory und die genialen Misery Index spielen und sich die Bands so gegenseitig sicherlich Fans wegnehmen. Dennoch: Mehr Metal inne gemütliche Fabrik! Und siehe da: Als die Schwarz-Metaller den Laden verlassen, da hat sich der Sturm gelegt.




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