Konzert:

Carpathian, Ruiner, Ritual, Just Went Black, Tackleberry - Hannover, Bad

Konzert vom 07.08.2010

Direkt hinter den Herrenhäuser Gärten Hannover liegt das Bad: ein altes Schwimmbad, in dem von einem rührigen Verein unterstützt regelmäßig Konzerte aus allen Musiksparten stattfinden, von SIDO bis Crust ist alles dabei. Das The Rise Festival passt da gut hin und konnte knapp 400 an einem Wetter-mäßig durchwachsenen Tag anlocken – aber das Ganze drinnen stattfand (und somit leider nicht im ehemaligen, mittlerweile leeren, Schwimmbecken), war das kein Problem.



Nach einigen anderen Bands, die aufgrund später Anreise verpasst wurden (DENY EVERYTHNG, GET THE POINT, PATSY O’HARA), waren TACKLEBERRY die erste Band, die komplett gesehen werden konnte. Und was soll ich sagen? Die Kieler zogen mächtig vom Leder und konnten neben einem abwechslungsreichen Set auch mit den immer wieder kultigen Ansagen von Sänger, Spaßvogel und Strandexperte Hannes aka Hammer punkten, die immer wieder ein Grinsen auf die Lippen auch des härtesten Punks zaubern. Musikalisch gibt es beim kurzweiligen Hardcore der mit nur einem Gitarristen angereisten Nordlichtern auch nix zu meckern, so dass der große Pit nicht weiter überraschte. Gelungene Show, aber das ist bei TACKLEBERRY selten anders. Unbedingt auch mal AFFENMESSERKAMPF checken, bei denen Hannes ebenfalls das Mikro schwingt!



JUST WENT BLACK haben mit Sänger Sven einen ähnlich aktiven Mann am Mikro wie die Kieler vor ihnen, der das an diesem Abend einmal mehr unter Beweis stellte, auch wenn sein Kletterversuch auf die Boxen leicht schiefging. Wer sich aber mit so viel Chuzpe und Selbstironie aus der Situation rettet, hat alles richtig gemacht. Seine Kollegen gaben ebenfalls keinen Anlass zur Nörgeleil, im Gegenteil, auch bei ihnen was alles bestens, routiniert und voller Einsatz zockten sie die Songs des leider recht kurzen Sets runter. Kaum ging es vor der Bühne richtig ab, war auch schon wieder Schluss. Warum dem so war, wurde nicht verraten, schade war es dennoch, sind doch JUST WENT BLACK Live ebenso gut wie auf Platte.



RITUAL haben mit den ersten beiden Songs ihres letzten Albums „Beneath Aging Flesh And Bones“ den perfekten Start in jede Show geschrieben, kein Wunder also, dass die auch an diesem Abend genutzt wurden – und erwartungsgemäß bestens ankamen. Mit kurzen Ansagen war die Recklinghausen-Münster-Connection das erwartete Abrisskommando und erbrachte wieder einmal den Beweis, dass auch eine Gitarre alleine mächtig Druck machen kann. Nach gut 30 Minuten war der Spaß vorbei, zurück blieben ein gut ausgepumptes Publikum und zufriedene Gesichter im ganzen Saal. RITUAL sind Live eine Macht. Punkt.



Zufriedenheit konnte sich nach dem RUINER-Set nur bedingt einstellen: zwar war die Show grandios und Rob ehrlich-sympathisch wie immer, aber der Sound so grottig, dass vom Gesang kaum etwas zu hören war, dafür der Bass viel zu sehr lärmte. Zwar störte das niemanden, der die Songs erkannte und sich bei „I’m Out“ oder „Dead Weight“ die Seele aus dem Leib brüllte oder sich an (laut Rob „the most akward stagedives I’ve ever seen“) Stagedives versuchte, aber ärgerlich war es dennoch. Die Stimmung war bombig, jeder wollte mit RUINER ein letztes Mal feiern und ihnen einen würdigen Abschied von Hannover bereiten, was ihnen gelang. Aber nicht dank, sondern trotz des Sounds. Von dem war Rob am Ende des Sets so angenervt, dass er kommentarlos die Bühne verließ und die Band auf eine Zugabe verzichtete.



Es wurde nicht besser, als CARPATHIAN an der Reihe waren. Nach einem langen Konzerttag war das Publikum zwar noch immer motiviert und aktiv, aber dem Soundmann bekam das viele Arbeiten wohl nicht, anders lässt sich der fortgesetzt beschissene Sound nicht erklären. Natürlich zünden die Songs von „Isolation“ auch mit einem Scheiß-Sound, aber Spaß macht das nur halb so viel – und die Feinheiten des neuen Songs der „Wanderlust“-EP (die die Band für schlanke zehn Euro verkaufte) gingen völlig unter, so dass auch am Ende des eigentlich guten Gigs ein zwiespältiger Eindruck blieb, an dem die bestens aufgelegten Australier aber unschuldig waren.



Danach ging es nach Hause, durch die nächtlichen Herrenhäuser Gärten und auf das Pave Paradise. Im Gepäck die Erinnerung an durchweg gute Bands, eine kultige Location, schlechten Sound und verbesserungswürdige Organisation (keine Running Order außer einem selbst geschriebenem Zettel am Eingang; zuwenig Essen für die Besucher; hohe Getränkepreise). Licht und Schatten, aber durchaus mit Potential!



Mehr Infos:Ritual
Carpathian
Ruiner
Just Went Black
Tackleberry