Konzert:

Bolt Thrower, Malevolent Creation, Nightrage, Necrophagist - Hamburg, Markthalle

Konzert vom 05.01.2006

Ein Gig von BOLT THROWER gilt immer als etwas Magisches, da die Band einen überragenden Ruf in der Szene genießt und musikalisch immer und überall überzeugt! Hinzu kam, dass die Tour mit rund zwölf Euro für vier namhafte Bands ein absolutes Schnäppchen darstellte, das man in den letzten Jahren viel zu selten genießen durfte. So muss es sein!!!

Pünktlich hatten wir uns vor der Markthalle eingefunden, um nicht wieder am Ende der Warteschlange unten auf der Straße zu stehen, aber der befürchtete Ansturm blieb zum Glück aus. Und jeder, der noch keine Karte hatte, bekam, entgegen diverser Gerüchte, auch noch eine ab. Etwas unbeholfen gestaltete sich nur die Arbeit der Security, die erstens nicht wusste, wer durch welchen Eingang rein durfte und die Fans zweitens bereits unten auf der Straße (!) filzte und sie dann wieder hoch schickte… komisch! Aber egal; als die Pforten öffneten, erblickte man ein für Metal - Konzis ungewöhnliches Bild: die Fans stürmten nicht sofort zur Tränke, sondern hinterließen einen schwarzen Bremsstreifen vor dem Merchandise - Stand. Dort verkaufte die Band eigenhändig (!!!) sehr hochwertige (und größtenteils selbst hergestellte, wie ich gehört habe) Shirts für Preise zwischen acht und zwölf Euro; nur Longsleeves und Hemden kamen etwas teurer. "Scheiße, ich hab nicht genug Kohle mit!" oder "Heute werde ich arm hier!" riefen der Besucher durch das Foyer. Und die Band bedankte sich bei fast jedem Käufer persönlich für den Besuch und das Erstandene! Wie geil ist das denn bitte?! Unglaublich, dass gerade eine Legende wie BOLT THROWER beweist, dass es nicht nur Abzocker gibt; das kann man gar nicht oft genug betonen!




Als NECROPHAGIST dann pünktlich loslegten, war noch nicht viel Betrieb im Saal und auch während des Gigs wollte keine aufgebrachte Stimmung aufkommen. Das Problem war, dass den meisten Fans der sehr technische Death Metal des Quartetts nicht unbedingt zusagte, hatte ich den Eindruck. Rein spielerisch waren die Jungs echt klasse, aber wirkten oft zu sehr "studiert", wenn zum Beispiel Frontmann Muhammed Suicmez ellenlang auf seine Klampfe schielte, um ihr die verrücktesten (und oftmals superben) Tonfolgen zu entlocken. So blieb der Unterhaltungswert ein wenig auf der Strecke, aber trotz Allem war die Band der coole Auftakt eines noch cooler werdenden Abends. Als Support einer technischeren Band wie etwa MORBID ANGEL wären die Jungs jedoch meiner Meinung nach besser aufgehoben.




Besser kamen da schon NIGHTRAGE an, obwohl deren "Elchtod" - Sound seinen Kultstatus lediglich durch das einstige Mitwirken eines AT THE GATES - Mitglieds genießt. Nix gegen diese Band, aber irgendwie scheint sie mir, wie viele ihrer Artgenossen, am Reißbrett entworfen worden zu sein. Live hinterließen Tausendsassa Gus G. und Co. jedoch einen würdigen Eindruck, wobei man mit Jimmie Strimell einen nicht nur böse ausschauenden, sondern auch gesanglich fähigen Frontmann im Sack hat, der zudem eine echt gute Show auf die Reihe bekommt. Man merkte, dass NIGHTRAGE aus fähigen Musikern bestehen, die auch live gut als Team agieren können. Das Publikum honorierte die gute Leistung, obwohl auch hier stimmungsmäßig noch keine Bäume ausgerissen wurden. Als Anheizer waren NIGHTRAGE jedoch absolut in Ordnung und konnten in den ersten Reihen ordentlich punkten und Gleichgesinnte in Sachen "fliegende Matten" rekrutieren!



Setlist NIGHTRAGE (wie immer alle ohne Gewähr):



Being Nothing

Phantasma

Reality Vs. Truth

Elusive Emotion

Release

Omen

Frozen

The Tremor




Einen passenderen Support als MALEVOLENT CREATION hätte man kaum finden können! Bei den Amis war von der ersten Minute an berechtigter Krawall in der (mittlerweile schon recht vollen) Bude, und es war offensichtlich, dass die Band vom Publikum weniger als Support, denn mehr als Co - Headliner betrachtet wurde. Und live gehört dieses Quintett für mich eh zu den stärksten Vertretern der todesbleiernen Zunft! Etwas irritiert war ich nur, als mir Kyle Symons´ mehr als schulterlange Matte ins Auge fiel. Entweder hat man mal eben den Fronter gewechselt, oder der Mann hat sich die Haare innerhalb von eineinhalb Jahren (seit meiner letzten Begegnung mit den Jungs) von kurz auf so lang wachsen lassen - sehr unwahrscheinlich! [Nee, war nicht Kyle Symons, sondern Brett Hoffman - lh] Macht aber auch nix, denn die Partystimmung war astrein, und innerhalb der ersten fünf bis zehn Reihen vor der Bühne war kein Durchkommen mehr. Zu dumm nur, dass mir ausgerechnet dort ein strauchelnder Metalhead seinen Becher Bier über das Shirt kippte - und über den alten Knipsapparat von Herrn Mehmke, der danach kurzerhand, trotz verzweifelter Trocknungsversuche, seinen Dienst vorerst quittierte. Na ja, das Ding war eh schon nicht mehr so ganz auf der Höhe, ganz im Gegensatz zu MALEVOLENT CREATION!




Was für ein Brett! Bei ca. 1100 Mann, 700 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von 300% im Saal absolvierten BOLT THROWER einen Hammergig! Das Kondenswasser lief von den Wänden, der Fußboden klebte von Bier und Schweiß, der Gerstensaft schmeckte nach fünf Minuten wie lauwarmer Gerstentee (könnte damit zusammenhängen, dass BOLT THROWER aus England stammen…), und die Klamotten wurden eins mit der Biomasse. Irgendwie eklig, aber egal! Im Krieg gibt’s ja auch keine Dusche… und das hier war Krieg! Höllisch, donnernd, intensiv! Das Geile bei dieser Band ist einfach der alles zermalmende Bollersound, den keine, aber auch wirklich keine andere Band dieser Welt reproduzieren kann. Zitat Memme: "Karl Willets ist zwar geil, aber eigentlich reicht mir schon die Mucke, das könnte ich mir stundenlang anhören… hoffentlich spielen die als letzte Zugabe wieder "Cenotaph" ´ne Viertelstunde lang… immer wieder dieses Riff… Alter, saugeil!!!". Sein Wunsch wurde zwar nicht direkt erhört, aber auch so dürfte jeder seine Keule abbekommen haben. Mit den beiden neuen "At First Light" und "Entrenched" gings los und im Laufe des Sets gab es einen repräsentativen Querschnitt durch alle Schaffensphasen der Band. Und nix große Posen, dummes Gequatsche oder ausschweifende Gesten - nix davon, nur Kettengerassel! Karl Willets, stilecht im weißen "Realm Of Chaos" - Shirt ohne Ärmel, konnte sein verschmitztes (und verschwitztes - keine Ahnung, wie die Band das Klima da drin ertragen konnte) Lächeln kaum verbergen und war sichtlich gerührt von der genialen Stimmung im Publikum. Gavin Ward und Barry Thomson spielten sich den Allerwertesten ab und wirkten irgendwie nicht mal groß angestrengt; die haben es einfach drauf. Von Jo Bench und Martin Kearns war aus meiner Position leider nicht allzu viel zu sehen, weil ein dichteres Vordringen in die Menge kaum möglich war. Nach dem frenetisch abgefeierten "Warmaster" und natürlich "… For Victory" war dann leider schon Schluss. Aber es hat auch gereicht, da normales Atmen kaum noch möglich war. Hiermit ein kleiner Appell an die Betreiber der Markthalle, in Zukunft irgendwie für Frischluft im Raum zu sorgen! Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass es jemandem nicht gefallen haben könnte, denn an diesem Abend hat einfach alles gepasst… allem voran die geniale Mucke und "Value For Money"!



Setlist BOLT THROWER:



At First Light

Entrenched

Mercenary

When Glory Beckons

Anti - Tank

World Eater ´94

Centoptaph

The Killchain

Powder Burns

Where Next To Conquer

Those Once Loyal

Inside The Wire

4th Crusade

When Cannons Fade



Contact - Wait - Out

Warmaster

… For Victory

 



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