Interview:

2004-09-23 Winds

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Auch wenn WINDS gemeinhin als norwegische Band gehandelt wird, lebt Andy Winter (Piano) seit einigen Jahren in Washington State, USA. Die raue Luft seiner Heimat ist ihm wohl noch in der Nase, denn er kommt grade von einer zweiwöchigen Reise zurück, in der unter anderem bereits am nächsten WINDS Album gearbeitet wurde.InterviewSchon der Titel "The Imaginary Direction Of Time" und auch viele Texte zeigen euch von einer ziemlich philosophischen Seite…



In einfachen Worten und wirklich sehr vereinfacht kann man vielleicht sagen, dass WINDS auf der Suche nach dem Sinn des Lebens ist. Wir wollen herausfinden wer wir sind, indem wir verschiedene Aspekte der Philosophie und der Existenz allgemein erleben und betrachten. Unsere Musik handelt davon, nicht eingeschränkt zu sein in der Art wie man Dinge tut und keine Angst zu haben, anders zu sein. Auch wenn man nicht weiß, wie die Reaktion des Publikums sein wird. Das ist sozusagen unsere Philosophie.



Und dabei ist WINDS ja bei weiten nicht euer einziges Kind. Welchen Stellenwert hat die Band bei dir?



Jede der Bands in denen der eine oder andere von uns tätig ist, ist auf eine gewisse Art etwas ganz besonderes - solange wir nicht einfach nur angestellt wurden um auf einem einzelnen Album zu spielen. Denn da fühlt man sich natürlich nicht so sehr involviert als wenn man mit einem eigenen Projekt im Studio steht. Bei WINDS haben wir alle das Gefühl, dass es unsere vollendetste Arbeit ist. Und was noch wichtiger ist: Wir können hier unsere Kreativität und Musikalität voll und ganz ausleben. Das wir bei WINDS auch immer wichtiger sein, als irgendwelche Verkaufszahlen.



Wirklich oft sehen könnt ihr euch aber nicht, oder?



Während dem kreativen Prozess in dem die Songs entstehen treffen wir uns gewöhnlich nicht. Das liegt weniger an der weiten Distanz zwischen uns, sondern daran, dass wir das nie getan haben. Jeder von uns ist verantwortlich für das was er tut, und jeder von uns ist sich dessen bewusst. Auf diese Art ist die Arbeit deutlich effektiver als wenn wir zusammen im Proberaum stehen und über jedes Detail diskutieren würden. Jeder von uns hat die volle Kontrolle was die Kreativität angeht und das Ergebnis ist interessanter.



Aber für die Aufnahmen trefft ihr euch schon?



Ja, dort versuchen wir immer so Viele wie möglich zusammen zu bekommen. Denn während es beim Schreiben der Songs durchaus förderlich ist keine kreativen Grenzen zu haben, hilft es doch sehr wenn man beim zusammenbringen der Ideen darüber diskutieren kann. Obwohl es auch Situationen gibt, in denen wir vorziehen wenn es nicht zu voll ist im Studio - bei den Drums oder den Rhythmusgitarren zum Beispiel weil es auch vom Wesentlichen ablenken kann. Ansonsten, bei den Vocals und den anderen Sachen gilt: Je mehr, je besser. Durch die vielen Ideen die dann aufkommen wird Endergebnis besser. Das mag zwar nicht für jede Band funktionieren, aber bei uns schon. Es gab da auch kaum Probleme bei dieser Arbeit. Ich erinnere mich nur an ein oder zwei Situationen, in denen wir wirklich sehr unterschiedlicher Meinung waren. Aber auch dann ist jeder von uns Profi genug um einzusehen, dass wir das tun müssen, was für die Musik am besten ist. Niemand von uns stellt sein Ego diesem Ziel in den Weg.



Und was brachte diese Kreativität für Neuigkeiten und Veränderungen auf das aktuelle Album?



Ich denke, dass wir uns zwischen all unseren Alben weiterentwickelt haben, man könnte das von mir aus auch Veränderungen nennen. Wir haben jetzt drei Alben draußen, arbeiten bereits an unserem vierten - und schon jetzt kann ich euch sagen, dass das neue Album komplett anders werden wird, als alles was wir je gemacht haben. Von den ersten drei fällt sicherlich das erste am meisten aus dem Rahmen, was aber sicherlich auch daran lag, dass wir zu der Zeit als Band noch keine richtige Einheit waren. Das Album war mehr eine Art Experiment als irgendwas anderes. Natürlich kann man den WINDS Sound auf allen Alben erkennen, aber doch hat eben jedes einen ganz eigenen Stil.



Und warum seid ihr grade nach Vancouver, Kanada gegangen um Teile des Albums zu mischen?



Eigentlich haben wir fast die ganze Arbeit dort gemacht. Das war meine Idee. Ich hatte mich einfach mal erkundigt was es dort so für Studios gibt. Und wir haben uns dann für The Factory entschieden, weil es wirklich von allen Studios die ich bisher gesehen haben den bei weitem besten Eindruck auf mich machte. Die beiden Alben davor haben wir in Norwegen gemixt aber irgendwie war es Zeit für was Neues. Wir entschieden also, dass Carl hier rüben kommen muss und wir haben die rbeit dann in Vancouver gemacht. Und ich bin echt froh, dass wir es so gemacht haben, die Arbeit im The Factory Studio war großartig.



Verglichen mit euren ganzen anderen Bands: Ist die Arbeit für WINDS eher entspannend oder anstrengend?



Nun, die Aufnahmen zu einem Album sind ja eigentlich nie ein entspannender Job. Genaugenommen ist es momentan schon ziemlich stressig und ein ganzer Haufen harter Arbeit. Bei WINDS gibt es so vielschichtige Songs, dass es schon mehr Arbeit macht als ein normales Metal Album einzuspielen. Aber wir haben das jetzt ein paar Mal gemacht und uns dran gewöhnt. Ich würde nicht sagen, dass WINDS notwendigerweise eine größere Herausforderung ist als unsere Bands, es sind eben andere Herausforderungen.



Gab es bei all den Diskussionen im Studio jemals Kritiker von den cleanen Vocals?


Wir hatten da niemals Diskussionen und waren uns immer einig, dass WINDS eben keine Death oder Black Metal Band ist und wir keine extremen Vocals wollen. Bei unserem Sänger wären es auch wirklich eine Schande seine Fähigkeiten dafür zu benutzen um die ganze Zeit nur zu schreien.



Wie kommen eure teils doch recht wirren Gitarrensoli in die Musik? Sagt ihr zu Carl: "Los, jetzt spiel man was Verrücktes!"?



Nein, nicht wirklich. Während wir die Songs schreiben, schicken wir uns die Songs immer hin und her und arbeiten an den Ideen. Wenn es in einem Song also einen Part gibt, der nach einem Gitarrensolo schreit, dann bauen wir eins ein. Genauso ist es mit den Vocals oder dem Piano. Wir wollen niemals in irgendeiner Weise Dinge tun müssen und wir versuchen uns keine Pläne vorzugeben. Wir lassen einfach unseren Ideen freien Lauf und wenn wir etwas hören, das gut klingt, lassen wir es so. Und wenn es auf der anderen Seite einmal nicht passt, fliegt es wieder raus. Es gibt wirklich keine Grenzen, wir machen wozu wir Lust haben.



Gibt es denn irgendenen klassischen Background bei euch? Grade die Pianos und Streicher lassen das vermuten.



Carl und ich waren immer große Fans klassischer Musik. Ich denke, jeder von uns mag diese Art der Musik bis zu einem gewissen grad. Die Streicherarrangements stammen aber fast alle aus Lars Feder. Er hat früher beim Theater die Musik geschrieben und zusammen mit Carls Ausbildung beim Guitar Institute of Technology in Hollywood und meinem Klavierunterricht in der Kindheit, ergibt das so was wie eine klassische Ausbildung.



Welche Erwartungen steckst du in "The Imaginary Direction Of Time"?



Wir hatten vor allem Erwartungen an uns selber, dahingehend was am Ende herauskommen soll. Ich denke wir haben all unsere Erwartungen erfüllt, und vielleicht darüber hinaus, denn das Album ist besser geworden, als wir es für möglich gehalten hätten.



Was hälst du denn von dem Begriff "Avantgarde" für eure Art der Musik...?



Mir gefällt es, wenn die Menschen unsere Musik mögen und wenn sie sie einmalig finden. Aber das steht bei uns wie gesagt nicht im Vordergrund. Wir setzen uns nicht hin und nehmen uns vor, innovativ zu sein nur um sagen zu können, dass wir innovativ sind. Die Musik ist das Ergebnis unserer aller Ideen und nur diese Kombination macht sie einmalig.



Woher kommt die Kreativität?



Ich selber brauche keine Einflüsse oder Eindrücke von außen. Ich glaube es ist einfach mir drin, Musik schreiben zu müssen...



Und wird es diese Musik live zu sehen geben?



Bisher haben wir leider noch keine Pläne dafür.



Thanks to all the Winds supporters out there. You guys rule!

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