Interview:

2010-04-12 War From A Harlots Mouth

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WAR FROM A HARLOTS MOUTH haben 2010 mit einer ausgiebigen Tour begonnen, auf der sich die Band bestens aufgelegt präsentierte. Da zudem nach „In Shoals“ kein Interview mit den Jungs zustande kam, wurde die Chance genutzt und Fragen in Richtung Bassist Filip gefeuert. Der ließ sich mit dem Beantworten der Fragen etwas Zeit, was nach der langen Tour aber auch verständlich ist – auch harte Kerle brauchen mal Urlaub. Die Einblicke in das Verhältnis von tourenden Bands zueinander, den weiteren Plänen von WFAHM und Tattoos an sich waren das Warten aber wert. Interview Eure Tour mit ARSONISTS GET ALL THE GIRLS & Co. ist gerade zu Ende - wie war sie? Was war dein persönliches Highlight der Tour?



Die Tour war super. Wir waren einen ganzen Monat unterwegs, haben 30 Shows am Stück gespielt und unzählige Kilometer im Auto abgerissen. Die Publikumsreaktionen waren durchweg sehr gut und das gesamte Tourpaket hatte eine gute Zeit. Der Höhepunkt war in jedem Fall das sehr gut besuchte Konzert in Leipzig als wunderbarer Tourabschluss und auch als letztes Konzert für SALT THE WOUND. Ich denke wir haben ihnen gemeinsam mit den Leipzigern einen würdigen Abschied bereitet.





Wie lange brauchst du nach einer Tour, um wieder im Alltag anzukommen?



Ich brauche leider zu lang, um wieder richtig durchzustarten. Haha Das kann gut bis zu einer Woche dauern. So eine Ochsentour steckt einem natürlich gehörig in den Knochen und wir werden auch nicht jünger! *lacht*





Wie eng sind die Bande, die ihr mit den euch begleitenden Bands so im Allgemeinen knüpft? Erwachsen da echte Freundschaften draus oder bleibt es meist bei "man kennt sich halt"?



Oft bleibt es wohl bei einem „man kennt sich, man sieht sich“, besonders mit den Amerikanern die immer sehr aufgeschlossen und freundlich sind, oft aber auch nur für die Dauer der Tour. Zudem ist es schwierig ein tieferes, freundschaftliches Verhältnis aufzubauen, wenn man sich so selten sieht. Immerhin haben wir schon einige der Jungs wieder getroffen und werden uns wohl auch in Zukunft noch öfter über den Weg laufen – dann ist es in jedem Falle schön und angenehm. Darin sehe ich beispielsweise auch einen Vorteil bei den Amerikanern (entschuldigt meine Pauschalisierung) – der Smalltalk sorgt oberflächlich schnell und einfach für eine gute Atmosphäre und das ist ja durchaus wichtig für eine gute Tour.




Wie verbringst du persönlich die Tage auf Tour? Ist ja nicht so, dass 24 Stunden am Tag was zu tun ist...



Im besten Falle kann man die langen Fahrten verschlafen, dann nerven die nämlich auch nicht so. *lacht*

Sonst bestehen die Tage neben den Fahrten aus viel Warten und der Schlacht ums Essen und die Schlafplätze. Sonst versuche ich noch ein bisschen zu lesen, das Internet habe ich mir beinahe schon abgewöhnt, da es nur frustrierend ist, wenn 20 Mann gleichzeitig versuchen ins Netz zu kommen. Bei Möglichkeit bin ich aber auch immer fürs Sightseeing zu haben.





Was steht bei euch als nächstes in Sachen Tour auf dem Plan? Eure MySpace-Seite schweigt sich da ja aus...



Es gibt Pläne, sehr konkrete und weniger feste. Es ist jedoch noch nicht so weit, als dass wir das veröffentlichen könnten. Für den Sommer stehen erst einmal die Festivals auf dem Plan (und auch auf der Seite). Darüber hinaus zieht es uns natürlich in die Ferne und wir hoffen, dass sich da noch Einiges ergibt.





Von WFAHM leben könnt ihr sicher noch nicht, oder? Was für Jobs habt ihr momentan?



Die meisten jobben um halbwegs über die Runden zu kommen. Ich studiere. Nein – von der Musik leben können wir leider nicht.




Ist die Band noch immer ein Zuschuss-Geschäft, kommt ihr auf ±0 oder bleibt sogar was hängen?



Wir sind zur Zeit in der komfortablen Lage nichts drauf zu bezahlen, das könnten wir auch gar nicht. Zudem versuchen wir immer auch Geld zur Seite zu legen, um uns die Möglichkeiten für größere und weitere Tourneen offen zu halten.




Wie wichtig sind Shops wie iTunes für euch geworden?



Soweit ich das überblicke verkaufen wir unsere Platte auch auf iTunes. Es wird also nicht nur illegal runtergeladen. Vor allem in den USA scheint es eher üblich zu sein Musik auch im Netz zu kaufen. Itunes ist also sehr wohl wichtig für uns.





Ihr wollt ja in Kürze ins Studio, um Songs für eine neue Split aufzunehmen. Das machen ja heutzutage ja nicht mehr zu viele Bands. Was bewegt euch dazu, das zu machen?




Mittlerweile sind die Aufnahmen sogar schon abgeschlossen. Ein Beweggrund ist immer auch ein gutes, wenn nicht gar besonderes Verhältnis zu unseren Split-Partnern. In diesem Falle sind es BURNING SKIES – eine Band mit der wir uns seit der gemeinsamen Tour hervorragend verstehen. Sie sind wirklich sehr gute Freunde von uns. Wahrscheinlich ist aber auch hier allein der Vorteil, das sie aus England und eben nicht aus den USA kommen. Bei der ersten Split mit MOLOTOV SOLUTION war es aber vor allem günstig eine Möglichkeit für ein internationales Release wahrzunehmen – es war immerhin die erste „richtige“ Veröffentlichung. Dann will ich natürlich unsere andere Split nicht vergessen: Auch DEAD FLESH FASHION sind sehr gute Freunde von uns. Außerdem hatten wir auf der Split mit ihnen die Chance Nico einzuführen und nebenbei konnten wir noch ein edles Sammlerstück produzieren, was uns als Vinyl-Fans besonders stolz macht.





Habt ihr schon einen Plan, wann der "In Shoals"-Nachfolger geschrieben, aufgenommen und veröffentlicht werden soll?



Ja wir haben einen Plan und zwar einen recht strikten: Wir sind schon am Schreiben, ins Studio geht es Ende Mai und veröffentlicht werden soll die neue Platte im Herbst.





Wie oft probt ihr? Sind die Proben wichtig für das Songwriting oder geschieht das eher zu Hause?



Wir proben unregelmäßig – nur beim Songwriting hängen wir uns dann richtig rein und versuchen so oft wie möglich zusammen zu kommen. Wir arbeiten zu Hause an Ideen, aber die Songs werden vor allem gemeinsam im Proberaum erarbeitet.





Ihr seid ja alle mehr oder weniger tätowiert - was bedeuten deine Tattoos? Wenn sie einen tieferen Sinn haben, heißt das.



Vor allem sind meine Tätowierungen Schmuck aber damit ich ein bisschen besser mit ihnen leben kann, versuche ich natürlich mir ein oberflächliches Konzept auszudenken, um ihnen etwas Sinn zu verleihen. Ich orientiere mich vor allem an der griechischen Mythologie die ja sehr ergiebig ist an Motiven und Ideen, wobei meine Kenntnisse doch eher punktuell sind auf dem Gebiet.





Was ist deine Motivation für ein neues Motiv?



Ich bin sicherlich angefixt vom Tättowieren – das ist also schon Motivation genug – weiter zu machen – Ideen habe ich noch etliche und hin und wieder kommen noch welche dazu. Fertig bin ich also noch nicht.

Hast du einen Stammkünstler oder probierst du verschiedene Tätowierer aus?



Ich habe die meisten meiner Tätowierungen von Lemme in Potsdam aber festgelegt bin ich nicht. Ich habe auch eine Tätowierung von Mauro Nunes aus Brasilien und bin zur Zeit auf der Suche nach einem geeigneten Tattoo-Künstler für meine anstehenden Projekte.





Was halten deine Eltern von der ganzen WFAHM-Geschichte? Können sie halbwegs was mit dem Lebensentwurf ihres Sohnes anfangen?



So genau weiß ich das gar nicht. Manchmal frage ich mich, ob sie überhaupt ahnen, wie wichtig und ernst es mir damit ist. *lacht*. Sie wissen auf jeden Fall von meiner Leidenschaft und haben mich glücklicherweise schon immer unterstützt. An dieser Stelle auch gleich mal ein großes Dankeschön!




Wie hat sich dein Blick auf die Band, auf den Musikzirkus und auf extreme Musik im Allgemeinen durch deine Erfahrungen mit WFAHM verändert?



Es hat sich Vieles relativiert. Ja, ich glaube das ist das richtige Wort. Vieles ist in eine neue oder auch die richtige Relation gesetzt worden. Wir unterhalten uns öfter darüber, wie unser Bild von Bands sich durch unsere Erfahrungen geändert hat. Beispielsweise mein Gedanke als Jugendlicher, dass Bands auf Tour doch immer lange feiern und deswegen mit mir (damals als lokale Vorband) doch sicher noch richtig einen abbeissen wollen. Verständnis, dass die lieber ihre Ruhe haben wollen oder vielleicht auch einfach mal einen schlechten Tag haben könnten, hatte ich da nicht so sehr. Das hat sich in jedem Fall geändert. Ich weiß jetzt, dass zu touren nicht nur Party bedeutet, sondern neben den Konzerten auch noch lange Fahrten und wenig Schlaf. Das schlaucht auf Dauer. Oder der schon angesprochene Trugschluss: „Die haben es geschafft“ - Wie viel man braucht, um davon leben zu können wußte ich damals noch nicht und dass es sich bei so einer Spartenmusik, wie wir sie spielen, nicht so einfach gestaltet, ist mir auch durch die Band bewusst geworden. Das trifft wohl auf die meisten Bands im extremen Metal zu.





Da es noch recht früh im Jahr ist: ein kurzer Rückblick auf 2009 - war es ein gutes oder schlechtes Jahr für dich persönlich und für WFAHM?



Ich finde es war ein sehr gutes Jahr. Wir haben unser zweites Album rausgebracht, zwei große Support-Touren fahren dürfen und viele Konzerte spielen können, die für mich sicherlich eine der Hauptmotivationen sind. Ich denke wir konnten uns weiterhin behaupten und versuchen dieses Jahr gleich daran anzuknüpfen. Unsere Headliner-Tour war schon mal ein sehr guter Start.




Abschließende Worte, Grüße, Shout-Outs?



Danke für das Interview! Außerdem grüße ich noch alle die mich kennen! *lacht*


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